Köln – Oberbürgermeisterin Henriette Reker ist erstmals auf Distanz zu den Ausbauplänen des 1. FC Köln im Grüngürtel gegangen. Sie könne sich auch alternative Standorte für ein Trainingszentrum des Bundesligisten vorstellen, sagte Reker der Kölnischen Rundschau. „Mir wäre es am liebsten, mit dem FC eine gute und einvernehmliche Lösung zu finden.“
Der 1. FC Köln will im Kölner Grüngürtel Kunstrasenplätze und ein Nachwuchs-Leistungszentrum bauen. Noch bis zum 30. August können sich Bürger zu den Ausbauplänen äußern. Der Konflikt hatte zuletzt an Schärfe zugenommen. Umweltschützer argumentieren mit dem vom Stadtrat beschlossenen Klimanotstand.
Umdenken durch Klimanotstand
Reker sagte dazu: „Der Klimanotstand ist ernst gemeint. Es hat ein Umdenken stattgefunden.“ Manchmal änderten sich die Dinge eben, es gebe derzeit eine enorme Unterstützung für die Umweltbewegung. „Und ich nehme auch die Argumente in der Offenlage der Pläne sehr ernst.“ Es komme dabei nicht auf die Anzahl der Pro- und Contra-Stimmen an, sondern auf deren Qualität. Sie wolle den inhaltlichen Ergebnissen aber nicht vorgreifen. Die Beteiligung sei außerordentlich wichtig, aber keine Abstimmung.
Bis zu dieser Woche sind rund 2000 Stimmen im Beteiligungsverfahren eingegangen. Für den Fall, dass der Rat der Erweiterung zustimmen sollte, haben Umweltschützer bereits Klage angedroht, es würde für den 1.FC Köln zu jahrelangen Verzögerungen kommen. Zur Frage, ob sie sich vorstellen könnte, dass der FC auch außerhalb der Stadt trainieren könnte, sagte Reker: „Ich würde das nicht als Drohung verstehen. Ich denke vielmehr in der Region.“
Fläche in Marsdorf als Alternative?
Der Verein hatte stets deutlich gemacht, dass die Trainingsbedingungen im Vergleich zu anderen Bundesligisten völlig unzureichend seien. Die Grünen hatten wiederholt eine Fläche in Marsdorf ins Spiel gebracht. Reker sagte: „Dies könnte eine möglich Fläche sein, die die Stadt prüfen könnte, wenn der FC Alternativen prüfen will.“ Der FC prüft zudem einen Ausbau des Stadions in Müngersdorf auf bis 75 000 Zuschauer.
Reker machte deutlich, dass sie auch ein solches Vorhaben kritisch sieht: „In der vom FC gewünschten Form wird der Ausbau dort voraussichtlich nicht möglich sein.“ Dies sei schon aus Gründen des Lärmschutzes schwierig. Es gehe darum, eine Kompromisslösung zu finden.
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FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle zeigte sich von Rekers Vorstoß zu den Grüngürtel-Plänen überrascht: „Wir befinden uns in einem geordneten Verfahren und tun alle gut daran, dessen Ende abzuwarten“, sagte Wehrle der Rundschau. Die Position des Vereins sei klar: „Unsere Heimat ist das Geißbockheim.“ Dort wolle man die Trainingsmöglichkeiten verbessern und das gehe nicht ohne Ausbau. Der Baudezernent der Stadt habe dem Verein zugesichert, er gehe von einer Baugenehmigung im vierten Quartal aus. „Wenn sich daran etwas geändert hat, müsste uns die Stadt das sagen“, ergänzte Wehrle.
Wahl 2020
Die Positionierung Rekers kommt zum jetzigen Zeitpunkt überraschend. Das Grüngürtel-Thema markierte einen tiefe Konfliktlinie zwischen den Grünen und der CDU, beide Parteien unterstützen Reker (parteilos) im Rat. Die Grünen haben die Erweiterungspläne des FC im Grüngürtel immer abgelehnt, die CDU hat sie befürwortet.
In den nächsten Wochen will Reker bekannt geben, ob sie 2020 erneut als OB-Kandidatin antritt. Diese Entscheidung hat sie immer davon abhängig gemacht, wie sehr sie glaubt, mit ihren Unterstützerparteien im Rathaus ihre Ziele durchsetzen zu können. (EB)