Köln – Es ist eine Mammutaufgabe für die Ermittler und den Gutachter: Die Aufklärung des tödlichen Betonplatten-Unfalls auf der A 3 wird sich deutlich verzögern. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, sind weitere umfangreiche technische Untersuchungen geplant. Eigentlich sollte die Expertise des Gutachters zu dem dramatischen Fall Ende des Jahres 2020 vorliegen. Doch nun wurde bekannt: Der Gutachter wird noch eine „geraume Zeit“ brauchen, teilte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer mit. Wann der Sachverständige seine Arbeit beenden kann, sei nicht abzusehen. Bei ähnlichen komplexen Sachverhalten dauert eine Untersuchung eines Gutachters noch mehrere Monate. Und der Fall ist komplex: Es müssen noch umfangreiche, erst kürzlich zu den Akten genommene Dokumente des Landesbetriebes Straßen.NRW ausgewertet werden. Bei den Dokumenten handelt es sich nach Informationen der Rundschau um „mehrere Dutzend Ordner“, wie es heißt. Diese Unterlagen müssen nun vom Gutachter bewertet werden – das dauert. „Zudem sind weitere technische Untersuchungen an Lärmschutzwand und Halterungen vorgesehen“, erklärte die Staatsanwaltschaft weiter. Im Klartext: Die herabgestürzte Betonplatte, die eine 66-Jährige auf der A 3 bei Dellbrück erschlug, wird noch einmal von den Experten untersucht. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in dem Fall wegen fahrlässiger Tötung gegen Unbekannt.
Was die Ermittlungen noch verkompliziert: Seit dem Jahreswechsel gibt es ein Wirrwarr bei den Zuständigkeiten für die A 3. Zum 1. Januar hat „Die Autobahn“ offiziell ihre Arbeit aufgenommen. Die GmbH des Bundes und nicht mehr der Landesbetrieb Straßen.NRW ist nunmehr zuständig für die Autobahnen im Land. Was bedeutet das für die Lärmschutzwand an der A 3 bei Dellbrück? Alles was die Vergangenheit betrifft, dafür ist noch Straßen.NRW zuständig. Alles was in die Zukunft weist, ist Aufgabe von ,Die Autobahn’“, so eine Sprecherin. Für die Ermittler bedeutet das, wollen sie an der Wand weitere Untersuchungen vornehmen, müssen sie sich an „Die Autobahn“ wenden. Wollen sie die Aktenlage bis Ende 2020 studieren, ist Straßen.NRW der Ansprechpartner.
Erschreckende Versagenskette
In den Wochen nach dem grausamen Unfall offenbarte sich immer deutlicher eine erschreckende Versagenskette beim zuständigen Landesbetrieb Straßen.NRW. Nicht nur, dass die Montagefirma bei einigen Schallschutzelementen an den Halterungen herumgepfuscht hatte, der Landesbetrieb nahm die improvisierten Lösungen auch noch ab. Ein anfangs geforderter nachträglicher statischer Nachweis wurde nicht mehr erbracht. Hauptuntersuchungen wurden verschoben, weil Straßen.NRW bei rund 10 000 ausstehenden Prüfungen von Ingenieursbauwerken im eigenen Zuständigkeitsbereich nicht mehr nachkam. NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst versprach, ein unabhängiger Experte werde untersuchen, was da alles grundsätzlich schief gelaufen ist und dringend geändert werden muss. Doch auch diese Untersuchung wird auf sich warten lassen. Wie das Ministerium auf Anfrage der Rundschau erklärt, werde noch an der Ausschreibung für die externe Prüfung gearbeitet.
Das könnte Sie auch interessieren:
Kein Ende absehbar ist zudem bei der Sperrung von zwei Fahrspuren entlang der Schallschutzwand. Sieben Platten wurden sträflich falsch montiert. „An ihnen müssen nun zusätzliche Halterungen angebracht werden, um ein Herabstürzen gesichert zu verhindern“, sagt eine Sprecherin von „Die Autobahn“. Die Arbeiten müssten nun noch ausgeschrieben werden. „Dann müssen die Halterungen erst einmal hergestellt und angebracht werden.“ Hieb- und stichfest könne dafür noch kein Zeitraum genannt werden. „Wir gehen im besten Fall von einer Fertigstellung ab Mai bis Juni aus.“ Als der Verkehr im November noch dichter über die A 3 rollte, führte die Sperrung zu erheblichen, kilometerlangen Rückstaus.