Nach zehn Jahren Debatte um die FC-Erweiterung im Grüngürtel gab der Kölner Stadtrat dem Club am späten Dienstagabend grünes Licht für sein Bauvorhaben am Geißbockheim.
Stadtrat hat entschieden1. FC Köln darf Leistungszentrum im Grüngürtel bauen
Der 1. FC Köln darf in unmittelbarer Nähe des Geißbockheims im Kölner Grüngürtel ein neues Leistungszentrum bauen. Das hat der Kölner Stadtrat am Dienstagabend kurz vor 23 Uhr in nicht-öffentlicher Sitzung entschieden. Ein Änderungsantrag von Grünen, CDU und Volt mit einigen Auflagen für den FC wurde nach Rundschau-Informationen bei Enthaltung von SPD und FDP gegen die Stimmen von Linken und Klimafreunden beschlossen. Demnach veräußert die Stadt Köln den bisherigen Kunstrasenplatz neben dem Franz-Kremer-Stadion in Erbpacht an den FC und gestattet dem Club, darauf sein Leistungszentrum zu bauen. Im Gegenzug soll die Gleueler Wiese unangetastet bleiben, auch der Naturrasenplatz am „Haus am See“ darf baulich nicht verändert werden.
Nach den bisherigen Planungen soll das neue Leistungszentrum für Profis und Nachwuchs 92 Meter lang, 51,50 Meter breit und 8,50 Meter hoch werden. Vorgesehen sind dort unter anderem Büros- und Schulungsräume, Fitness- und Physioräume, ein Wellnessbereich mit Pool und Sauna, eine Sporthalle, ein Basketballplatz, eine Küche und eine Tiefgarage.
Kölner Stadtrat gibt grünes Licht für FC-Leistungszentrum im Grüngürtel
Das rechteckige Gebäude soll einen Innenhof umschließen. Nach dem Siegerentwurf des Hamburger Architekturbüros Hupe Flatau Partner von 2018/2019 (siehe Fotos) wird der Bau eine vertikal gegliederte Fassade mit weißen Keramikelementen und spiegelnder Verglasung erhalten. Geplant ist auch eine Begrünung mit wildem Wein. Die Architekten sehen ihren Entwurf, der die Vereinsfarben Rot und Weiß aufgreift, als „sportliches Kraftzentrum“ in der Tradition von Pavillonbauten in englischen Landschaftsparks des 18. Jahrhunderts. Kölner Landschaftsschützer äußerten im Vorfeld jedoch Kritik an der Größe und äußeren Erscheinung des Gebäudes.
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Der FC hofft nun, den Erbbaurechtsvertrag für das städtische Grundstück, auf dem sich der Kunstrasenplatz befindet, bald abzuschließen und in einigen Monaten mit dem Bau beginnen zu können. Ein Bauantrag für das neue Leistungszentrum wurde bereits im Dezember 2019 gestellt.
In der Debatte zur FC-Erweiterung, die auf Antrag der SPD in den öffentlichen Teil der Ratssitzung vorgezogen wurde, sagte Grünen-Fraktionschefin Christiane Martin, es sei „ein Kompromiss, wie er im Buche steht. Alle Seiten müssen sich bewegen.“ CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau nannte den Kompromiss „eine Lösung, mit der der FC arbeiten kann“. Man müsse aber auch zusätzliche Kapazitäten für den Breitensport schaffen. „Das muss nicht immer im Grüngürtel sein.“
FC-Ausbau: Breitensportler demonstrieren für Trainingsplätze
Im Vorfeld der Entscheidung hatte es Kritik von Breitensportvereinen gegeben. Sie befürchten, durch die FC-Erweiterung Trainingszeiten zu verlieren (wir berichteten). Denn im Zuge des Kompromisses zwischen Stadt, Politik und FC darf der Club den bisherigen Aschenplatz am Fort Deckstein mieten und zu einem Kunstrasenplatz umbauen. Hier trainieren bisher drei Breitensportvereine. Der Verein Ballfieber Colonia demonstrierte am Dienstag vor der Ratssitzung am Rathaus für den Erhalt seiner Trainingsmöglichkeiten. Im Änderungsantrag des Ratsbündnisses wurde festgelegt, dass der FC den Amateurvereinen genug Trainingszeiten einräumen muss. Da jedoch alle um dieselben Zeitfenster konkurrieren, dürfte das schwierig werden.
Der Vorsitzende des Sportausschusses, Oliver Seeck (SPD), warf dem Ratsbündnis in seiner Rede einen „empörenden Umgang mit dem größten Verein der Stadt“ vor. Grüne und CDU hätten den FC „systematisch hingehalten und ausgebremst“, nun würden sie den Breitensport aufs Spiel setzen. Ratsherr Jörg Detjen (Linke) sagte, das Ratsbündnis habe sich wie der Elefant im Porzellanladen bewegt: „Sie haben dem FC Marsdorf angeboten und die Ansiedlung des Großmarkts zerschlagen. Aber der FC wollte gar nicht.“
FDP-Fraktionsgeschäftsführer Ulrich Breite hielt im Rat den dicht gefüllten Belegungsplan für den Aschenplatz am Fort Deckstein hoch. Er prophezeite, hier werde künftig nach der Übernahme durch den FC kein Breitensport mehr möglich sein. Breite forderte erneut, im Grüngürtel östlich der Luxemburger Straße neben dem Platz des RSV Köln weitere Trainingsplätze für den Breitensport zu schaffen. Schließlich hätten Konrad Adenauer und seine Landschaftsplaner genau das bei der Schaffung des Grüngürtels gewollt.
Bürgerinitiative kritisiert Beschluss zum FC-Ausbau
Friedmund Skorzenski von der Bürgerinitiative „Grüngürtel für alle“ reagierte enttäuscht auf die Entscheidung. „Wir verstehen es nicht, dass das Ratsbündnis jetzt in solcher Eile diesen Beschluss gefasst hat, ohne die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts zum Grüngürtel abzuwarten“, sagte er der Rundschau. Wie berichtet, hatte das OVG Münster den Bebauungsplan der Stadt für den Grüngürtel Ende 2022 für unwirksam erklärt. Das Bundesverwaltungsgericht hob das Urteil jedoch im April 2024 auf und verwies die Sache zurück ans OVG, das nun erneut entscheiden muss.
Man habe die Grünen im Kommunalwahlkampf 2020 unterstützt und mehr als 15.000 Unterschriften für den Erhalt des Grüngürtels und gegen die Erweiterungspläne des FC gesammelt, sagte Skorzenski. Dass die Stadt und das Ratsbündnis dies nun „einfach so vom Tisch wischen“ und dem FC grünes Licht geben würden, sei enttäuschend. „Die Menschen haben etwas anderes erwartet. Da wurde Vertrauen zerstört.“ Es sei unklar, wie die Stadt die Gleueler Wiese dauerhaft vor Bebauung schützen wolle. Die Bürgerinitiative hatte vorgeschlagen, die Wiese oder Teile davon für 99 Jahre an eine Umweltorganisation wie BUND oder Nabu zu verpachten.
Den Vorschlag der FDP, östlich der Luxemburger Straße Plätze für den Breitensport zu errichten, lehnt die Bürgerinitiative ab. „Wir sind gegen jede weitere Bebauung im Grüngürtel“, sagte Skorzenski. Wenn der 1. FC Köln den Aschenplatz am Fort Deckstein zum Kunstrasenplatz umbaue, werde der Club dort auch Gebäude bauen wollen. „Wir werden darauf reagieren und weiter dagegen vorgehen“, kündigte er an. Die Bürgerinitiative werde die rechtlichen Mittel ausschöpfen und gegebenenfalls auch bis zum Bundesverwaltungsgericht gehen. Skorzenski sagte aber auch: „Falls wir vor Gericht letztinstanzlich unterliegen sollten, werden wir das akzeptieren.“