Auf bestimmte Strecken können Fahrerin oder Fahrer des Mustang Mach-E die Hände vom Lenkrad nehmen, müssen das Verkehrsgeschehen aber überwachen.
BlueCruise kommt nach DeutschlandFord bekommt Zulassung für teilautomatisches Fahren auf Autobahnen
Ford hat jetzt vom Kraftfahrtbundesamt die Freigabe für das teilautomatisierte Fahren erhalten. „Wir freuen uns sehr, dass wir unseren Kunden diese innovative Technologie nun auch in Deutschland anbieten können, nachdem wir im April bereits in Großbritannien der erste Hersteller in Europa mit einem System dieser Art waren“, sagte Martin Sander, Geschäftsführer der E-Sparte Model e in Europa. Schon seit 2021 gibt es die Technik in den USA und Kanada.
Wo kann die Technik genutzt werden?
In Deutschland kann BlueCruise nach derzeitigem Stand auf 95 Prozent der Autobahnen im Land genutzt werden. Ford hofft auf baldige weitere Zulassungen in Zentraleuropa.
Was kann die neue Technologie?
BlueCruise erfasst mit Sensoren und Kameras Fahrbahnmarkierungen, Geschwindigkeitsbegrenzungen und den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug. Der angemessene Abstand wird konstant durch Bremsen oder Beschleunigen gehalten, wenn der Fahrer das System machen lässt. Das Fahrzeug hält die Spur, vergrößert innerhalb der Spur sogar den Abstand zu Lkw auf der Spur nebenan. Bei einem Stau übernimmt es den Stop-and-go-Verkehr, das System steuert auch an den Rand der Spur und bildet so eine Rettungsgasse. Es kann laut Ford auch mit abgenutzten Markierungen, schlechtem Wetter und Baustellen umgehen. Bei freier Fahrt ist es bis zu Tempo 130 nutzbar. Soll es schneller gehen, muss der Fahrer selbst übernehmen.
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Wie fühlt sich das System an?
Zunächst ungewohnt. Das System schafft allerdings schnell Vertrauen beim Fahrer. Dabei agiert es dezent und macht etwa durch wirklich leichte Lenkbewegungen darauf aufmerksam, dass man Richtung Rand der Fahrspur unterwegs ist. Es lässt sich leicht „übersteuern“, also durch Eingriffe des Fahrers deaktivieren. Nach wenigen Kilometern „durfte“ das System dann auch allein ran und ich habe die Hände in den Schoß gelegt. Schnellere Autobahnfahrt, so weit der Verkehr das zuließ, Anhalten und Anfahren im Stau – es fühlte sich wirklich entspannter an, als selbst das Steuer in die Hand zu nehmen.
Was passiert, wenn der Fahrer unaufmerksam ist?
Eine Infrarotkamera hinter dem Lenkrad prüft ständig, ob der Fahrer wirklich den Verkehr beobachtet. Wer etwa zu intensiv auf das Navigationssystem schaut, wird nach fünf Sekunden im Display ermahnt. Weitere acht Sekunden später erfolgt eine akustische Warnung — reagiert der Fahrer nicht, bremst das Assistenzsystem das Auto anschließend bis auf zehn km/h ab.
In welchen Fahrzeugen ist BlueCruise verfügbar?
Als erstes Modell in Deutschland geht das nächste Modelljahr des vollelektrischen Mustang Mach-E an den Start. Bestellt werden kann er laut Ford „in den nächsten Wochen“. Das aktuelle Modell habe aber alles an Hardware an Bord, was es für das teilautomatisierte Fahren braucht. Hier werde durch ein Software-Update die Technologie nutzbar. In den USA ist die Technik bereits in 194000 Fahrzeugen der Marken Ford und Lincoln verbaut. Was kostet das System? Da lässt Ford die Katze noch nicht aus dem Sack. Die erforderliche Software wird wohl über ein Abosystem buchbar. In Großbritannien kostet das derzeit 17,99 Pfund pro Monat. Aber auch längere Buchungszeiträume – in den USA sind das etwa drei Jahre – seien denkbar, ebenso wie ein kostenfreier Test bei neuen Modellen von vielleicht 90 Tagen.
Fünf Stufen zum autonomen Fahren
Beim assistierten Fahren beherrscht der Fahrer oder die Fahrerin laut ADAC ständig sein Fahrzeug, muss den Verkehr dabei immer im Blick behalten und haftet bei Verkehrsverstößen und Schäden. Assistenzsysteme wie Abstandsregelautomaten, die bremsen oder beschleunigen, oder Spurhalteassistent helfen ihm lediglich bei der Fahrt. Teilautomatisiert Autofahrer sind noch verantwortlich. Sie können die Hände kurz vom Steuer nehmen, wenn der Wagen teilautomatisiert unterwegs ist. Die Assistenzsysteme müssen stets überwacht werden. Die Fahrzeuge können auf der Autobahn gleichzeitig die Spur halten, bremsen oder beschleunigen und automatisch einparken. Bei hochautomatisierten Fahren dürfen Fahrerin oder Fahrer sich vorübergehend vom Verkehr abwenden, müssen aber den zeitweise selbstständig fahrenden Wagen auf Anforderung durch das System kurzfristig übernehmen. Das Lesen von Zeitungen ist etwa erlaubt. Beim vollautomatisierten Fahren wird der Fahrer auf bestimmten Strecken zum Passagier. Autobahnen oder Parkhäuser bewältigt das System allein. Es dürfte hier ohne Fahrer unterwegs sein. Der Passagier haftet nicht. Und schließlich gibt es beim autonomen Fahren nur noch Passagiere ohne Aufgaben. Das Auto beherrscht alle Situationen, es kann dabei auch ohne Insassen unterwegs sein.