AboAbonnieren

Jobabbau bei FordSo begründet Deutschland-Chef Herrmann den Sparkurs

Lesezeit 3 Minuten
Gunnar Herrmann

Gunnar Herrmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Ford-Werke, steht im Werk in Köln in der Produktion.

Düsseldorf – Ford Deutschland ist auch auf lange Sicht auf personellem Schrumpfkurs. Das aktuell laufende Jobabbau-Programm sei nur „die erste Ebene, um eine Minimum-Profitabilität sicherzustellen und schwarze Zahlen zu schreiben - und über die Jahre wird es sicherlich zu weiteren Veränderungen kommen“, sagte Ford-Deutschlandchef Gunnar Herrmann vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung in Düsseldorf.

Er begründete dies mit dem Wandel der Autobranche weg vom Verbrennungsmotor hin zu alternativen Antrieben wie Elektro - es werden perspektivisch also weniger reine Diesel und Benziner verkauft. Für Stromer werden in der Fertigung weniger Menschen gebraucht. Ein Viertel des Personals in der Produktion könnte durch diesen Umbruch wegfallen. „Das wäre ein realistisches Bild“, sagte Herrmann.

Der US-Autobauer hat in Deutschland etwa 24.000 Mitarbeiter - 6000 in Saarlouis, 18 000 in Köln. Ford hatte im März bekanntgegeben, in Deutschland 5400 Stellen streichen zu wollen - dabei sind auch Leiharbeiter eingerechnet, deren Verträge nicht verlängert werden. Bei der Stammbelegschaft von aktuell rund 24 000 setzt das Unternehmen auf Abfindungen, Vorruhestand und Altersteilzeit - betriebsbedingte Kündigungen sind bis 2022 ausgeschlossen.

Wie viele Mitarbeiter bereits solche Verträge unterschrieben haben und die Firma verlassen, wurde nicht bekanntgegeben - spätestens 2020 soll die Zielzahl erreicht werden. Man sei hierbei auf einem guten Weg, sagte der 59-jährige Manager.

Personalabbau auch langfristig

Zugleich machte er klar, dass der Personalabbau danach weitergeht. „Wenn wir 2020 unsere Zielgröße erreicht haben, haben wir für Deutschland ein Potenzial von natürlichen Abgängen in der Größenordnung von 1000 Mitarbeitern von Jahr“, sagte der gebürtige Leverkusener. „Und wenn man das fortschreibt über fünf Jahre, dann ist das eine Größenordnung, über die wir nachdenken.“ Mit natürlichen Abgängen ist gemeint, dass Mitarbeiter in andere Firmen wechseln oder in Rente gehen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Europa ist für Ford ein Sorgenkind. Die hiesige Tochterfirma mit ihrer Zentrale in Köln musste 2018 ein heftiges operatives Minus von 398 Millionen US-Dollar hinnehmen - eine Deutschlandzahl wird nicht kommuniziert. Im ersten Quartal dieses Jahres kehrte das Unternehmen operativ gesehen in die schwarzen Zahlen zurück und verbuchte einen kleinen Betriebsgewinn von 57 Millionen US-Dollar. Der Trend werde sich im ganzen Jahr fortsetzen, sagte Herrmann. „Wir werden dieses Jahr definitiv schwarze Zahlen schreiben.“

Während das Geschäft in anderen europäischen Staaten schwächelt, läuft es in Deutschland besser: Im Zeitraum Januar bis Mai wurden in Deutschland nach Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes rund 118 000 Ford-Pkw zugelassen und damit 6,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Man habe in Deutschland eine „hervorragende Performance“, freute sich der Manager. In anderen europäischen Ländern schwächelt läuft das Geschäft hingegen weiter.

2021 will Ford Europa eine operative Marge von sechs Prozent erreicht haben - von 100 Euro, die in die Ford-Kassen kommen, sollen also sechs Euro als Betriebsgewinn übrigbleiben. Herrmann zeigte sich zuversichtlich, diesen Wert erreichen zu können.

Elektro-Offensive bei Ford

In der Elektromobilität ist Ford hintendran, derzeit kann man kein neues rein elektrisches Fahrzeug des Herstellers kaufen. Im nächsten Jahr soll ein neuer Elektro-Pkw auf den Markt kommen, der in den USA gebaut wird. Zudem setzt Ford in einer Elektro-Offensive auf Hybrid-Versionen verschiedener Modelle, also eine Kombination von klassischem Verbrenner und kleinem Elektromotor. Am Dienstag hat der Autobauer Opel die elektrifizierte Variante seines Corsas vorgestellt. „Wir haben ein Volkselektroauto versprochen“, jubelte Opel-Chef Michael Lohscheller: „Hier ist es!“ Mit einem Einstiegspreis von 29.900 Euro ist dieses Volkselektroauto allerdings mehr als doppelt so teuer wie der günstigste Benziner der Baureihe. Für unter 15 000 Euro gibt es momen tan nur das Elektroauto Renault Twizzy auf dem Markt, einen Einsitzer mit knapp 70 Kilometern Reichweite. (dpa/rin)