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Bangen in Köln24.000 Stellen sollen bei Ford in Europa gestrichen werden

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Ford Werke

Eine Ford-​Mit­ar­bei­te­rin montiert am Fließband im Werk in Köln Teile eines Fahr­zeu­ges.

Köln – Die Zahl dürfte für Unsicherheit in den Ford-Fabriken sorgen. Nach Einschätzung der US-Bank Morgan Stanley fallen 24.000 Stellen weg, wie die „Sunday Times“ am Wochenende berichtete. Abgebaut würden zwölf Prozent der weltweit 202.000 Arbeitsplätze, hieß es. Alarmierend: Überwiegend werden angeblich in Europa Stellen gestrichen, wo Ford gut 50.000 Mitarbeiter hat.

Ford Europa nannte das eine „Spekulation“, die man nicht kommentiere. Dass aber ein großer Umbau bei Ford in Europa ansteht, bekräftigte das Unternehmen. Langfristig solle auch hier eine operative Gewinnmarge von sechs Prozent erzielt werden.

Davon ist man weit entfernt. Wie berichtet, hatte Ford Ende Juli im US-amerikanischen Dearborn gar einen Verlust vor Steuern in Europa von 73 Millionen Dollar für das zweite Quartal gemeldet. Dabei hatte die Ford-Spitze auch gleich für das Gesamtjahr 2018 für Europa rote Zahlen in Aussicht gestellt.

Nachfrage nach Diesel-Fahrzeugen sinkt

„Extrem unzufrieden“ sei er mit der Leistung des Unternehmens in Europa, hatte Konzernchef Jim Hackett damals erklärt. Ein Brexit, der das Pfund auf Talfahrt geschickt hatte, belastet. Dazu kommen nachlassende Nachfrage nach Diesel-Fahrzeugen, aber auch nach Worten der Ford-Spitze viele unprofitable Modelle. Lob gab es nur für die angebotenen leichten Nutzfahrzeuge, die überwiegend aus der Türkei kommen, den Geländewagen Kuga aus dem spanischen Valencia und weitere „ausgewählte Importfahrzeuge“.

Die große Masse des Angebots nannte Finanzchef Bob Shanks unterdurchschnittlich („underperforming“). Statt Limousinen und Minivans sollten verstärkt leichte Nutzfahrzeuge und sportliche Geländewagen angeboten werden. Außerdem sollten die Kosten aggressiv gesenkt werden, und zwar sowohl die Produktions- als auch die Materialkosten.

Daran werde gerade gearbeitet, so Ford Europa jetzt in der Stellungnahme. Das ist ohnehin eine ständige Aufgabe für das Management. Auch das Produktportfolio werde ständig überprüft, um es an die Kundenwünsche anzupassen, heißt es in der Stellungnahme weiter. Änderungen am Produktangebot gebe es derzeit aber nicht.

Zuletzt 300 Millionen in Köln investiert

Auch in Europa gibt es einen Trend zu sportlichen Geländewagen und Pick-ups. Wenn der sich fortsetze, so Betriebsratschef Martin Hennig vor drei Wochen im Interview mit dieser Zeitung, dann erwarte er, dass die Fahrzeuge nicht nur in Deutschland verkauft, sondern auch hier gefertigt würden. Gebaut in Deutschland, wo die Ford-Jobs bis März 2022 gesichert sind, werden der Fiesta in Köln und der Focus in Saarlouis.

300 Millionen Euro hat Ford zuletzt in Köln investiert, 600 Millionen in Saarlouis. Die kleineren und mittleren Fahrzeuge würden gut laufen, so Hennig. Ford müsse die Entwicklungskosten in den Blick nehmen oder beim Einkauf durch mehr Gleichteile oder gleiche Plattformen sparen. Auf keinen Fall könne es beim Sparen allein um Personalkosten gehen.

Auch der Mondeo, dessen Tage in den USA wohl gezählt sind, sei ein wichtiger Teil der Produktpalette, teilte Ford mit. Noch in diesem Jahr gebe es Modell-Verbesserungen.

Für den Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg-Essen steht Ford in Europa „mit dem Rücken zur Wand“. Die Entwicklungskosten müssten gesenkt werden. Denkbar ist für ihn auch ein Ausstieg von Ford aus dem Europageschäft oder aber die Suche nach starken Partnern. Bei Nutzfahrzeugen ist ja bereits eine Kooperation mit Volkswagen geplant. Auch bei Pkw seien Kooperationen oder die Bildung von Gemeinschaftsunternehmen mit anderen Herstellern denkbar.