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Werkschließung in SaarlouisFord zahlt Mitarbeitenden 200.000 Euro Abfindung

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Ford-Firmenschild auf dem Außengelände des Werks in Saarlouis. Das Aus für das Werk kommt Ende 2025.

Mit großer Mehrheit ist der Sozialtarifvertrag für das Werk Saarlouis von den IG Metall-Mitgliedern gebilligt worden. Der regelt auch hohe Abfindungen bei der Werksschließung.

Die Ford-Mitarbeitende in Saarlouis haben mit großer Mehrheit für den von Arbeitnehmervertretung und Management ausgehandelten Sozialtarifvertrag gestimmt. 93,28 Prozent der etwa 3600 in der IG Metall organisierten Beschäftigten votierten für die Annahme. Das teilte die IG Metall Völklingen am Donnerstag mit. Eine breite Zustimmung der Gewerkschaftsmitglieder unter den noch etwa 3850 Beschäftigten hatte Betriebsratschef Benjamin Gruschka erwartet. Zustimmen mussten 25 Prozent. Hätten sie das nicht getan, wäre unbefristet gestreikt worden.

Das Werk in Saarlouis wird Ende 2025 geschlossen, weil es keinen Nachfolger für den dort gefertigten Focus gibt. Beim Ringen um die Vergabe eines weiteren E-Autos von Ford nach Europa hatte sich das Werk im spanischen Valencia durchgesetzt. Dabei ist noch unklar, ob dieses Auto überhaupt gebaut wird. Auch fand sich bislang kein Investor für das Werk im Saarland.

In keinem Betrieb in Deutschland gibt es ein vergleichbares Gesamtpaket.
Markus Thal, Betriebsratsvorsitzender im Werk Saarlouis von Ford

Die Tarifkommission der IG Metall hat der Vereinbarung zugestimmt, der Betriebsrat rät zur Annahme. „In keinem Betrieb in Deutschland gibt es ein vergleichbares Gesamtpaket“, sagte Markus Thal, Betriebsratsvorsitzender in Saarlouis. Man habe es für Ford so teuer wie möglich gemacht. Dennoch nannte er das Paket nur die „zweitbeste Lösung“. Lieber hätte er das Werk gerettet. Jetzt wird Ende November 2015 der letzte Focus gefertigt. Das sind sechs Monate länger als zunächst von Ford geplant.

1000 Arbeitsplätze bleiben in Saarlouis erhalten

In Saarlouis bleiben 1000 Arbeitsplätze bis Ende 2032 erhalten. Der Betrieb bleibt Teil der Ford-Werke, wobei noch unklar ist, was dort genau gefertigt wird. Alle anderen Mitarbeitenden können an Programmen zum freiwilligen Ausscheiden bei Ford teilnehmen. Die Abfindung richtet sich nach Alter und Eintreten in das Unternehmen von insgesamt vier Gruppen.

Mitarbeitende erhalten Sockelbeträge von 40.000 oder 70.000 Euro. Bei der individuellen Berechnung der Abfindung wird ein doppeltes Monatsgehalt angesetzt, die Kündigungsfrist wird voll hinzugerechnet und ausgezahlt. Es gibt zusätzlich Geld für unterhaltspflichtige Kinder und Zulagen für Schwerbehinderte. Wer schnell aus dem Unternehmen ausscheidet, bekommt eine Sprinterprämie, wer bleibt, erhält pro Tag eine Anwesenheitsprämien. Auch Halteprämien werden gezahlt und es gibt Möglichkeiten zur Qualifizierung. Die breite Masse der Mitarbeitenden werde eine Abfindung von knapp über 200 000 Euro erhalten, sagte Betriebsratschef Gruschka.