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Ford-WerkeDeutschland-Führung wird ausgedünnt

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Im Juli startete die Fertigung des Capri. Er ist das zweite E-Auto aus Kölner Produktion nach dem Explorer. Inzwischen rollt der Capri zu den Händlern.

Ford verkleinert die Führungsspitze der Deutschland-Tochter ein weiteres Mal. Seit dem 1. November gebe es nur noch zwei Geschäftsführer, teilte das Unternehmen mit.

„Dave Johnston, Vizepräsident für Transformation und Partnerschaften, und Marcus Wassenberg, Arbeitsdirektor, werden als Geschäftsführer künftig zu zweit die Geschäfte der Ford-Werke GmbH leiten“, heißt es auf Anfrage. Das Unternehmen vereinfache die Führungsstruktur.

Ausgeschieden aus der Geschäftsführung sind Christian Weingärtner und René Wolf. Ihre operativen Tätigkeiten im Unternehmen behalten sie aber. Weingärtner bleibt als Managing Director verantwortlich für den Vertrieb in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Wolf für die Produktion in den deutschen Werken.

Erste Verkleinerung der Ford-Spitze erfolgte im Juni

Das Stühlerücken an der Spitze der Ford-Werke hatte mit dem Ausscheiden von Martin Sander, der Chef der Ford-Werke und verantwortlich für den Bereich E-Autos in Europa war, begonnen. Der war im Juni zu VW gewechselt. Diesen Abgang hatte der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer einen „Tiefschlag für Ford“ genannt. Ende Juni hatte dann Ford mitgeteilt, dass die Deutschland-Geschäftsführung von ursprünglich zehn auf vier Personen verkleinert wird. Branchenexperten hatten das dahingehend interpretiert, dass die Zentrale im US-amerikanischen Dearborn in Köln durchregieren wolle.

Verlassen hatte das Unternehmen damals auch Rainer Ludwig, der langjährige Arbeitsdirektor und Vize der Ford-Werke. Zunächst hatten Weingärtner und Wolf die Geschäftsführung gebildet. Ende Juli waren dann Johnston und Wassenberg dazugestoßen.

E-Autos fahren hohes Minus ein

Der 1966 in Grevenbroich geborene Wassenberg gilt als Restrukturierungsspezialist. Seine Karriere begann er 1998 bei dem Wirtschaftsprüfer BDO, für Finanzen zuständig war er dann bei der PR-Agentur Kohtes Klewes, der Luftfahrtgruppe Cirrus, dem Windanlagenbauer Senvion, dem Motorenbauer Rolls-Royce Power Systems, Heidelberger Druckmaschinen und von Januar bis Juli 2023 bei Kion.

Ford begründet das erneute Stühlerücken mit einer neuen Konzernstruktur. Hatte das Unternehmen bis 2022 über die Geschäfte in den einzelnen Regionen berichtet, so informiert es seitdem über die Geschäftsbereiche „Blue“ für Fahrzeuge mit Verbrennermotor, „Model e“ für E-Autos und „Pro“ für Nutzfahrzeuge. Blue und Pro machen Gewinn, der Bereich mit den E-Autos schreibt tiefrote Zahlen. In den ersten neun Monaten des Jahres fiel bei einem Umsatz von 2,4 Milliarden Dollar ein operativer Verlust (Ebit) von 3,79 Milliarden an.

Wassenberg muss sich bald wohl mit einem Stellenabbauprogramm beschäftigen. Das hatte das Europa-Management laut Betriebsrat im Juni per Mail angekündigt. Einzelheiten wurden bislang noch nicht genannt.


Ford schreibt der Bundesregierung

Der Ford-Konzern hat eine klare politische Agenda zur Förderung der E-Mobilität und Maßnahmen zur Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands angemahnt. Ein entsprechendes Schreiben hat John Lawler, Stellvertretender Vorsitzender und Finanzvorstand des US-Konzerns, an Bundeskanzler Olaf Scholz, Wirtschaftsminister Robert Habeck und Finanzminister Christian Lindner gerichtet.

Lawler verweist auf die schwierige Branchenlage, harte chinesische Konkurrenz und eine besonders kritische Lage in Deutschland. Ford habe in Köln über zwei Milliarden Dollar zur Fertigung von E-Autos investiert. Dies sei im Vertrauen darauf geschehen, „dass Deutschland eine verlässliche und substanzielle Unterstützung für den Übergang zur Elektromobilität bereitstellen würde“. Maßnahmen zur Belebung der Nachfrage müssten dringend angegangen werden, damit Investitionen erfolgreich sein können. Er wünscht den schnelleren Ausbau der Ladeinfrastruktur, einen Umweltbonus oder eine Verringerung des Kostennachteils bei der Produktion in Deutschland.