Köln – Die Corona-Pandemie war ein tiefer Einschnitt für die Nahverkehrsunternehmen in Nordrhein-Westfalen. Als Pendler nicht mehr ins Büro mussten und Arbeitgeber verstärkt aufs Home Office setzten, sanken die Fahrgastzahlen zwischenzeitlich um 90 Prozent. Schon seit langem geht es aufwärts. „Viele Kunden kamen zurück, doch wir sind noch weit von den Zahlen vor der Pandemie entfernt“, sagte Frederik Ley von DB Regio NRW am Dienstag. Derzeit läge der Wert bei bis zu 65 Prozent der Vor-Corona-Zahlen.
Es gebe die Hoffnung, dass die Zahlen nach den Sommerferien deutlich steigen. Spätestens Ende 2022 solle es eine „Normalisierung im Mobilitätsverhalten“ geben, sagte Ulrich Jaeger, Chef des Verbands der Verkehrsunternehmen (VDV) in NRW. Durch eine schnelle und unbürokratische Hilfe überstanden die Nahverkehrsunternehmen die Krise. Der Rettungsschirm von Bund und Land NRW umfasste etwa eine Milliarde Euro.
Studie zeigt geringes Ansteckungsrisiko im ÖPNV
„Jetzt geht es darum, das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen“, sagte Jaeger. Wichtig sei es, den Kunden zu vermitteln, dass der Öffentlich Personennahverkehr (ÖPNV) keine Gefahr darstelle. Eine Studie des VDV hatte schon vor einigen Monaten belegt, dass das Ansteckungsrisiko im ÖPNV nicht höher sei als in privaten Pkws.
Die Erkenntnis soll nun die Basis für neue Angebote sein, die die verlorenen Kunden zurückholen sollen. Geplant sind unter anderem neue digitale Tickets für Gelegenheitskunden, Schnupperabo-Aktionen oder flexiblere Abos . „Wenn die Leute nicht jeden Tag ins Büro fahren, wollen sie auch nicht für jeden Tag bezahlen“, sagte NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU).
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Der Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg, Michael Vogel, kündigte „maßvolle“ Preissteigerungen an, um die „beachtlichen Schäden“ der Krise auszugleichen. Das sei „normal und solidarisch“.
KVB-Getränke-Verteilaktion geplant
Eine Werbekampagne unter dem Titel „#besserweiter“ soll die Menschen auf die neuen Angebote aufmerksam machen. Auch die lokalen Verkehrsunternehmen beteiligen sich an der Kampagne. So planen die Kölner Verkehrsbetriebe laut Michael Vogel etwa eine Getränke-Verteilaktion. Adressat der Kampagne soll auch die jüngere Generation sein, die durch das Azubiticket verstärkt an den ÖPNV herangeführt werden soll, sagte Vogel. Schon jetzt läuft die Sommerferien-Aktion, bei dem beispielsweise Abokunden des VRR Busse und Bahnen in ganz NRW nutzen dürfen und dabei auch noch eine Person mitnehmen dürfen.
Der Start der Kampagne im August kommt für Minister Wüst zum „richtigen Zeitpunkt“. Trotz des Impffortschritts mit bislang rund 60 Prozent Erstgeimpften in NRW müsse die Maskenpflicht in Bus und Bahn bleiben. „Das ist eine Kleinigkeit, die zumutbar ist“, sagte Wüst.