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Angebote im NahverkehrSo wollen Busse und Bahnen ihre Kunden zurückgewinnen

Lesezeit 3 Minuten
Nahverkehrszug

Köln: Ein Nahverkehrszug fährt zum Hauptbahnhof Köln.

Köln – Die Mobilität hat schon wieder Vor-Corona-Niveau erreicht. Freilich nutzen mehr Menschen den eigenen Pkw als vor der Pandemie. Im April und im Mai fuhren 62 Prozent mit dem Auto, in Bussen und Bahnen saßen nur sieben Prozent, wie aus einer Studie von Barbara Lenz vom Institut für Verkehrsforschung des DLR hervorgeht.

Ähnliche Zahlen gab es im Herbst. Nachdem die Pendler im Sommer des abgelaufenen Jahres den öffentlichen Personen-Nahverkehr wiederentdeckt hatten, fürchtet Lenz jetzt eine „Gewöhnung an den Pkw“.

Vor Corona gab es Rekordwerte

Dabei vermeldete der ÖPNV vor eineinhalb Jahren noch Rekordzahlen. „Die Menschen wollen umsteigen, in den ÖPNV einsteigen und das Auto stehen lassen“, schließt Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer daraus. Jetzt müsse der ÖPNV Vertrauen zurückgewinnen. Dafür werben Verkehrsunternehmen, Bund, Länder und Städte.

„Der öffentliche Nahverkehr ist zentral für eine moderne, klimafreundliche Mobilität – in Stadt und Land“, so der CSU-Politiker in einer virtuellen Pressekonferenz. So wurde der ÖPNV auch gestützt in der Pandemie, in der er sein Angebot aufrecht erhielt, aber zeitweise nur 20 Prozent der Fahrgäste hatte, wie Ingo Wortmann, Präsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), ausführte. Derzeit sind es etwa 60 Prozent.

Schnellbuslinien und On-Demand-Shuttles sollen überzeugen

Für das abgelaufene und das laufende Jahr stellt der Bund zum Ausgleich der coronabedingten Schäden 3,5 Milliarden Euro zusätzlich zur Verfügung. Die gleiche Summe sollten die Länder beisteuern. Weitere Mittel gibt es etwa für den Bau neuer Straßenbahnlinien oder den Ausbau von U-Bahnen. Hendrik Wüst, stellvertretender Vorsitzender der Verkehrsministerkonferenz und Ressortchef in NRW, will die Menschen dauerhaft wieder von Bus und Bahn zu überzeugen. „Deutschland muss wieder Bahnland werden“, so der CDU-Politiker. Schnellbuslinien, der Reaktivierung von Bahnstrecken und sogenannte On-Demand-Shuttles sind für Wüst die Mittel dazu.

Er und Scheuer verweisen auf die Chancen der Digitalisierung. Kunden informieren sich nicht nur auf dem Smartphone über Verbindungen. Sie buchen dort auch. Bahnhöfe schließlich müssten zu Mobilitätszentren werden, so Scheuer. Dazu brauche es bequeme Umsteigemöglichkeiten von einem Verkehrsträger auf einen anderen – wie Park & Ride-Plätze, sichere Abstellplätze für teure Fahrräder oder Lademöglichkeiten für E-Bikes. Auch durch neue Ticketangebote könnten Kunden zurückgewonnen werden. Pendler, die im Homeoffice arbeiten und nicht mehr jeden Tag zur Arbeit pendeln, sollten flexible Lösungen nutzen können. Sie sollen dann bei Wochenkarten etwa nicht für die Tage zahlen müssen, an denen sie Busse und Bahnen nicht nutzen.

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Fahrgäste müssen sich in Bussen und Bahnen gut aufgehoben und sicher fühlen – das ist ein weiteres Ergebnis der Studie von Lenz. Unwohler oder deutlich unwohler als zuvor fühlen sich demnach über 50 Prozent der Fahrgäste. Ein Grund: Mitreisende, die ihre Maske gar nicht oder nicht korrekt über Mund und Nase tragen.Im April sagte zwar ein Viertel der Befragten, sie würden den ÖPNV in Zukunft weniger nutzen, 12 Prozent wollten gar nicht mehr einsteigen. Nach Zahlen des VDV steigt das Vertrauen in den ÖPNV seit Januar aber spürbar und messbar wieder an.