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Ehemaliger Ford-Deutschland-ChefBernhard Mattes wird oberster Auto-Lobbyist

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Bernhard Mattes (1)

Bernhard Mattes muss das Image der deutschen Autoindustrie aufpolieren.

Köln – Es gibt bestimmt leichtere Aufgaben als die des Cheflobbyisten der deutschen Autoindustrie. Elektromobilität, Digitalisierung, autonomes Fahren, alternative Mobilitätskonzepte sowie die Herausforderung, Verbrauch und Schadstoffausstoß von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor weiter zu senken: Um all das muss sich Bernhard Mattes ab dem 1. März kümmern, wenn er als Präsident an die Spitze des Verbands der Automobilindustrie (VDA) tritt.

Der 61-Jährige löst Matthias Wissmann ab, wie der VDA-Vorstand am Dienstag beschlossen hat. Der 68-Jährige Ex-Verkehrsminister, seit 2007 oberster Interessenvertreter der deutschen Autobranche, verlasse den VDA zum Ende seines Vertrages im Frühjahr, sagte ein Sprecher.

Mit schwierigen Aufgaben kennt sich Mattes aus. Als er am 12. September 2002 Vorstandschef der Ford-Werke wurde, befand sch das Unternehmen in einer schwierigen Phase und schrieb tiefrote Zahlen. Für 2001 musste es einen Fehlbetrag von 80 Millionen Euro ausweisen. 340 Millionen Euro waren es 2002, und über eine Milliarde 2003. Dabei hatte Mattes "profitables Wachstum" als Ziel ausgegeben.

In Wolfsburg am 8. Juli 1956 geboren, hatte er Wirtschaftswissenschaften an der Universität Hohenheim studiert. 1982 hatte er bei BMW angefangen und dort verschiedene Vertriebsregionen geleitet. Seit Juli 1999 war er im Vorstand der Ford-Werke zuständig für Marketing und Vertrieb und Vize-Chef. Mattes hat ohne schrille Begleitmusik die Händlernetzstruktur neu ausgerichtet oder Vereinbarungen zu Kostensenkungen verbunden mit Standortgarantien mit den Arbeitnehmervertretern geschlossen. Als die Produktion des 6-Zylinder-Motors für den USA-Markt in Köln auslief, sicherte ein neues 3-Zylinder-Triebwerk im Motorenwerk die Arbeit. Auch wurde festgezurrt, dass auch die aktuelle Fiesta-Generation in Köln ab 2017 vom Band läuft. Garantien für Köln und Saarlouis wurden bis Ende 2021 vereinbart.

Weiteres Anliegen war für Mattes die Emotionalisierung der Marke. Die Autos erhielten ein dynamischeres Gesicht. Es gab Sport-Varianten mit dem Namenszusatz ST. Und die Sportwagen-Ikone Mustang kam nach Europa. Inzwischen schreibt Ford in Europa - Zahlen für Deutschland werden nicht veröffentlicht - schwarze Zahlen.

Mattes kennt die Branche wie kaum ein anderer. Als dienstältester deutscher Automanager wechselte er Ende 2016 nach 14 Jahren an der Ford-Spitze in den Aufsichtsrat. Außerdem hat er gute Kontakte in die USA, auch weil er seit 2013 an der Spitze der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland steht.

Mattes ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Er ist nicht nur begeisterter Fan des 1. FC Köln, er spielt auch Golf und feiert gerne Karneval.