Für Scholz ist es der zweite Besuch im Kölner Zentrum für E-Mobilität in Europa.
E-Mobilität braucht politische RückendeckungBundeskanzler Olaf Scholz besucht Kölner Ford-Werke
Bei der E-Mobilität darf es keine Rolle rückwärts geben“, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz am Dienstag am Rande einer Betriebsversammlung der Ford-Werke in Köln. Hier hatte er zuvor zu rund 8000 Mitarbeitenden gesprochen, die mehr erfahren wollten über einen vor zwei Wochen angekündigten Abbau von 2900 Stellen in Köln. Es sei ihm wichtig gewesen, dabei zu sein, Ford baue in Köln zwei leistungsfähige Modelle und habe hier viel investiert. Wie in vielen anderen Autowerken in Deutschland würden hier nur E-Autos gebaut. Da müsse Deutschland bei der E-Mobilität vorwärtsgehen, sagte er mit Blick auf Diskussionen um längere Laufzeiten für Verbrenner.
Wichtig dafür seien günstige Energiepreise an der Ladestelle und günstige Energiepreise für die Industrie auch zur Fertigung von Batterien. Helfen würde eine Förderung der E-Mobilität am besten in Europa oder die Erlaubnis der EU zur Förderung der Produktion von E-Autos in Deutschland. Er verwies auf die Möglichkeiten einer besseren steuerlichen Förderung für Dienstwagen.
Betriebsrat verlangt klare Konzepte
Das klingt alles wenig konkret. Betriebsratschef Benjamin Gruschka, der Scholz eingeladen hatte, zeigte sich aber zufrieden. Er dankte dem Kanzler für sein Kommen und betonte, dass die E-Mobilität politische Rückendeckung brauche sowie eine Kaufprämie. Scholz habe auf der Betriebsversammlung gesagt, dass nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden dürfe, wenn Unternehmen Probleme hätten oder es in Schwierigkeiten mit der Transformation gebe.
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Auf der Versammlung hatte Gruschka vom Management klare Konzepte für alle Bereiche von Ford, Investitionen und mutige Produkte verlangt. „Ford muss wieder Massenhersteller werden“, so Gruschka. Gespräche oder Verhandlungen mit dem Management über die Abbaupläne habe es noch nicht gegeben. Konzernchef Jim Farley haben den Betriebsrat aber im Januar zu Gesprächen in die USA eingeladen.
Scholz besucht das E-Autowerk das zweite Mal
Fords seit Ende Juli amtierender Arbeitsdirektor Wassenberg betonte, dass gewaltige Anstrengungen aller nötig seien, um die Transformation der Autoindustrie in Deutschland zu schaffen. „Jeder muss seinen Beitrag leisten. Ford ist bereit dazu, aber wir brauchen auch den Beitrag der Regierung, der Gewerkschaft, und Sozialpartner, um die Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Turnaround zu schaffen“, so Wassenberg. Auf der Betriebsversammlung hatte er den Unmut der Mitarbeitenden zu spüren bekommen. „Wir haben genug von Wassenberg“, stand auf Plakaten oder „Unsere Zukunft braucht Sicherheit“. Oder „Die Schmiede muss bleiben“. Auch Pfiffe gab es. Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker sagte, die Entwicklung bei Ford betreffe Köln und die ganze Region.
Für Scholz ist es der zweite Besuch im Kölner Zentrum für E-Mobilität in Europa. Im Juni des abgelaufenen Jahres hatte er mit Fords Nr. 1, William Clay Ford, Urenkel des Firmengründers, die Einweihung gefeiert. Zwei Milliarden Dollar hatte Ford investiert. „Das sind gute Nachrichten für den Standort Köln, für die Autoproduktion in Deutschland, für die E-Mobilität und den Aufbruch“, so Scholz damals. Inzwischen ist die Auto-Welt eine andere.
Ford hat Kurzarbeit eingeführt
In Deutschland verkaufen sich E-Autos schleppend, nachdem die Kaufpreisförderung eingestellt worden war. Ein harter Schlag für allem für Ford. Nach der Einweihung des Kölner E-Auto-Werks folgte die Vollbremsung. Der Start der E-Autos Explorer und Capri wurde um fast ein Jahr verschoben. Die müssen sich jetzt ohne Förderung verkaufen. Das gelingt nicht wie erwartet. Laut Kraftfahrt-Bundesamt sind bis Ende November lediglich 2017 E-Explorer in Deutschland neu zugelassen worden. Dazu kommen 152 Capri als Eigenzulassungen. Verkauft wird der Wagen ab Januar.
Mitte November hat Ford Kurzarbeit angekündigt. Bis zu den Weihnachtsferien wird nur jede zweite Woche gearbeitet. Kurzarbeit gibt es auch 2025. Dann wird die Tagesbaurate von 630 auf 480 Fahrzeuge reduziert. Beim geplanten Stellenabbau will Ford erneut tief in den Bereich Fahrzeugentwicklung einschneiden. 600 von insgesamt 2900 Stellen auf der Kippe sollen bis Ende 2027 in Köln-Merkenich entfallen. Dabei sollen in der laufenden Sparrunde bis Ende 2025 hier bereits 1700 von ursprünglich 4000 Stellen entfallen. Zwei Drittel des Abbaus sind inzwischen erfolgt. Übrig bleiben würden demnach 2027 nur noch 1700 Entwickler.
1000 Stellen sollen in der Verwaltung wegfallen in Bereichen wie Marketing, Einkauf, Finanzen, IT oder Personal. Ebenfalls 1000 Mitarbeiten sind vom Abbau in produktionsnahen Dienstleistungen betroffen – etwa in der Elektrizitätsversorgung, der Abwasserentsorgung oder Reparatur und Wartung. Wo weitere 300 entfallen, ist noch nicht genau angegeben.