Wipperfürth – Die Rede von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst war der Höhepunkt auf dem Kreisparteitag der Oberbergischen CDU am Samstag. Dort wählten die Delegierten ihren Vorstand neu. Der bisherige Vorsitzender, der CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Carsten Brodesser, ist auch der künftige Vorsitzende.
Das Votum der Delegierten, die unter den Corona-Schutzmaßnahmen 2G-Plus im Veranstaltungszentrum Alte Drahtzieherei zusammengekommen waren, fiel deutlich aus. Der Lindlarer erhielt 90 Prozent der abgegebenen Stimmen. Zu seinen Stellvertretern wurden Kathrin Amelung, Elisabeth Dusdal, Jörg Jansen und Thomas Jüngst gewählt. Kreisschatzmeister ist Timo Fuchs, Mitgliederbeauftragter Christian Berger und Pressesprecherin Lydia Tittes. Zehn Beisitzer unterstützen den Vorstand.
Eine Aussprache zu den Berichten des Vorstandes wurde nicht gewünscht. Kritik übten mehrere Mitglieder gegenüber dieser Zeitung aber daran, dass die Berichte erst am Sitzungstag vorgelegen hätten, so dass zu einer Lektüre keine Zeit mehr geblieben sei.
Dr. Carsten Brodesser trug seinen Bericht mündlich vor und sprach auch die Fehler an, die in der CDU gemacht worden seien. Die Lehren aus der Wahlniederlage müssten gezogen werden und die Partei wieder zu ihrem Selbstverständnis finden, das Vernunft über Ideologie stelle. Weitere Reden und Grußworte gab es von der Europaabgeordneten Sabine Verheyen, Landrat Jochen Hagt und NRW-Justizminister Peter Biesenbach.
Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Wipperfürth
Wipperfürths Bürgermeisterin Anne Loth hatte die Gäste am Morgen begrüßt und freute sich, dass sich Hendrik Wüst in das Goldene Buch der Stadt eintrug.
Seit einem Monat sei er im Amt und dank des guten Teams in Partei und Fraktion habe er sofort an die Arbeit gehen können. Angesichts der zahlreichen wichtigen Themen, gebe es keine Zeit zu verlieren, sagte der Ministerpräsident. Der Kreisparteitag in Oberberg sei der erste, den er in seiner Amtszeit besuche, aber mit Fürsprache von NRW-Justizminister Peter Biesenbach und CDU-Fraktionschef Bodo Löttgen habe er einfach nicht Nein sagen können.
Offen für die Impflicht
In seiner Rede warb Wüst für das Impfen als einzigen Weg, um die vierte Corona-Welle zu brechen. Und er warnte vor der neuen Omicron-Variante aus Südafrika. Er sei offen für die Impflicht, aber ganz wichtig sei, dass die Debatte auf eine breitere Basis gestellt werde und nicht nur die Politik darüber diskutieren. Zudem müsse es schnell eine Entscheidung geben. "Corona ist kein Demokrat, Corona wartet nicht", sagte der Ministerpräsident.
Neben aktuellen politischen Themen wie Klimawandel und Energiewende sprach er auch über die Situation der CDU nach der verlorenen Bundestagswahl. Er warnte vor einem Richtungsstreit und forderte Geschlossenheit beim digitalen Parteitag. "Wir müssen nicht nach links und nicht nach rechts, wir müssen nach vorne kommen mit der CDU".
Die Mitte der Gesellschaft sei die Stammkundschaft der CDU, da müsse man wieder ran und dazu noch eine Menge Hausaufgaben machen. Die CDU müsse wieder Antworten auf die Fragen der Menschen geben, aber vorher vor allem eins: Zuhören. Zudem sei es wichtig, auch die Themen beim Namen zu nennen, die nicht richtig funktionierten, wie etwa die Digitalisierung der Schulen.
Stehender Applaus für die Rede von Hendrik Wüst
Er habe erlebt, dass junge Menschen von Fridays for future Angst hätten angesichts des Klimawandels ebenso wie Auszubildenden bei Thyssen Krupp sich um ihre Zukunft im Unternehmen sorgten. Aufgabe der Politik sei, den jungen Menschen die Angst zu nehmen, es nicht so weiterlaufen zu lassen, sonst sei das Sprengstoff für die Demokratie in dieser Generation.
NRW habe alle Chancen, die Zukunft positiv zu gestalten, mit einer pragmatischen und mutigen Politik, die offen auch über den Tellerrand schauen müsse, so Wüst. Von der Rede des Ministerpräsidenten zeigten sich die Delegierten begeistert, sie erhoben sich von den Plätzen und spendeten reichlich Applaus.