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Statt eines HelferfestesAn die Flut wollte in Gemünd niemand erinnert werden

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Die Eifeler Coverband Kontrollverlust spielte auf der Bühne am Marienplatz.

Schleiden – „Endlich wieder zusammen sein“, das fasst die Stimmung der Menschen zusammen, die am Wochenende das Sommerfest in Gemünd besuchten. Ein bisschen Gedenken, ein wenig Helferfest, aber vor allem viel Zeit für Gemeinsamkeit. Das war die Intention fürs „Sommerfest mit Familien und Freunden für das Schleidener Tal“, das am Wochenende auf dem Marienplatz in Gemünd stattfand.

Das Motto „#gemeinsamstark“, das die Hilfsaktionen in der von der Flut stark getroffenen Stadt Schleiden begleitet hatte, fand sich mit dem Zusatz „in der Heimat“ im Titel der Veranstaltung wieder.

Von widerstreitenden Meinungen an dem extra dafür eingerichteten Runden Tisch über ein angemessenes Gedenken an die Hochwasserkatastrophe vom 14. Juli 2021 hatte Bürgermeister Ingo Pfennings bereits am Jahrestag der Flut berichtet. Das große Helferfest, das eigentlich geplant gewesen war, wurde verschoben. Es bereits in diesem Jahr durchzuführen, sei allein aufgrund der Anzahl der erwarteten Gäste und der durch die Flut in Mitleidenschaft gezogenen Hotellerie nicht möglich, so Pfennings bei der Eröffnung des Sommerfestes.

Stadt Schleiden lud bewusst nur zur Light-Version eines Helferfestes ein

So lud die Stadt quasi zu einer Light-Version ein, die, um Missverständnisse zu vermeiden, bewusst auf das erste Augustwochenende gelegt wurde. Nachdem die offizielle Eröffnung noch im Zeichen des Gedenkens stand, trat die Geselligkeit immer mehr in den Vordergrund.

Mit Open-Air-Kino begann das Fest am Freitagabend. Der Samstag gehörte tagsüber den Kindern, während abends die Band „Kontrollverlust“ spielte. Mit einem Frühschoppen bei Musik und Comedy fand das durchweg gut besuchte Fest am Sonntag seinen Ausklang.

An die neun Menschen aus der Stadt Schleiden, die durch die Hochwasserkatastrophe umgekommen sind, erinnerte Pfennings gemeinsam mit den Pfarrern Philipp Cuck und Erik Schumacher. „Wir können auf den Zuspruch und die Gemeinsamkeit stolz sein“, sagte Schumacher. In Schleiden regiere nicht die Individualisierung. Nun gehe es darum, Orte der Begegnung zu schaffen und die Kirchen zu öffnen für Nachbarschaft und Vereine. „Zuversicht und Freude brauchen ein Zuhause“, so der evangelische Pfarrer.

Pfarrer Cuck: „Da waren die, die nicht wussten, wie es weitergehen soll“

An die Gedenkveranstaltung am 17. September 2021 auf dem gerade von den Autowracks befreiten Marienplatz erinnerte Cuck. Da habe er um Worte gerungen. „Da waren die, die in der Scheiße saßen und nicht wussten, wie es weitergehen soll“, sagte er. Den Kitt der Gemeinschaft bildeten Menschen, die zusammenhielten und bereit seien zu helfen.

Die Katastrophe habe das Schlechteste und das Beste gezeigt, sagte Pfennings. Für viele gebe es noch Probleme beim Wiederaufbau. Warum alles so kompliziert sei, sei oft die Frage. Doch der Zusammenhalt sei genauso stark wie der Wille, das spüre er in allen Ortschaften. Immer noch seien Helfer in der Stadt tätig, um die Menschen zu unterstützen. „Jeder von denen hat ein wenig Heimat in der Region gefunden“, so Pfennings.

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Die bemalte Baumscheibe der gefällten Linde auf dem Plan präsentierte Sandra Lenzen.

Mit leisen Tönen leiteten der Trompeter Frank Wiesen und Pianist Daniel Kogel über zu der Versteigerung der Baumscheibe der alten Linde, die bei der Umgestaltung des Platzes Am Plan gefällt werden musste. Die Künstlerin Sandra Lenzen hatte sie mit einer historischen Ansicht des Ortes und des Nepomuks bemalt. Für 550 Euro, die auf das Spendenkonto der Stadt Schleiden gehen, ersteigerte Brit Possardt nach einem spannenden Bietergefecht das Objekt. „Die Baumscheibe musste einfach zurück an den Plan“, stellte Possardt klar, die dort zwei Ladenlokale besitzt.

Zur Eröffnung des Open-Air-Kinoabends war in Vertretung von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst Heimatministerin Ina Scharrenbach nach Gemünd gekommen. Die Veranstaltungsreihe „Film-Schauplätze NRW“ machte Station auf dem Marienplatz mit dem Film „Der Rosengarten von Madame Vernet“.

Für Gemünd sollte es ein Film sein, der gute Stimmung hinterlässt

Nach drei Veranstaltungen in Heimbach in den vergangenen Jahren habe die Filmproduzentin Brit Possardt angeregt, in diesem Jahr nach Gemünd zu gehen, berichtete Anna Fantl von der veranstaltenden Filmstiftung. Seit 25 Jahren organisiert sie die Filmreihe, zu der sich die Orte bewerben können.

Dann, so erläuterte Fantl, werde für jeden Ort der richtige Film gesucht. „Für Gemünd sollte es kein tragischer Hintergrund, aber auch keine Komödie sein, sondern ein Film, der gute Stimmung hinterlässt“, erläuterte sie.

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Eröffnet wurde das Open-Air-Kino von Ministerin Ina Scharrenbach, hier mit Bürgermeister Ingo Pfennings (l.) und MdL Dr. Ralf Nolten.

Munteres Treiben herrschte am Samstag, als der Familiennachmittag stattfand. Das Team des Zeltlagers Herhahn und des Schwimmbadvereins hatten eine Vielzahl von Geschicklichkeitsspielen und Bastelangeboten vorbereitet. Sandra Lenzen verschönerte die Kindergesichter mit ausgefallenen Schminkideen und der Sänger Uwe Reetz scharte seine kleinen Fans zum Kinderkonzert um sich.

Der Samstagabend auf dem Marienplatz gehörte der Band „Kontrollverlust“, die die mehreren hundert Besucher mit gut gespielter Covermusik unterhielt. Dabei hatte die Band rund um die Alt-Schleidener Tobias Görtzen am Bass, Leadgitarrist Pablo Ludwig und die aus Nettersheim kommende Sängerin Michelle Barth massive Probleme zu überwinden. Denn rund anderthalb Stunden vor Konzertbeginn meldete sich Sänger Marvin Ochmann aus der Notaufnahme eines Krankenhauses, unfähig, den Gig zu spielen.

Reservegitarrist sprang ein und rettete den Auftritt von Kontrollverlust

Mit Hilfe des Reservegitarristen und Sängers Nico Schumacher aus Hellenthal, der noch niemals mit der Band zusammengespielt hatte, gelang es „Kontrollverlust“ trotzdem, aus der Not eine Tugend zu machen und ihren ureigenen Sound zu präsentieren, bei dem gefällige Popsongs rockig umarrangiert werden. „Nico hat noch niemals mit uns geprobt, und ich finde toll, wie er das macht“, lobte Görtzen die spontane Unterstützung des Kollegen.

Die Laune der Besucher war bestens. An die Flut wollte an diesem Abend niemand erinnert werden. Für ein paar Stunden das Elend zu vergessen, in dem viele der Betroffenen noch stecken, und stattdessen wieder ein Stück Gemeinsamkeit zu genießen, das war die Devise der Besucher.

Mit einer Frühwanderung des Eifelvereins begann der Sonntagmorgen, an dem sich die Gemünder zum Frühschoppen auf dem Marienplatz trafen. Bis zum Nachmittagskaffee war Geselligkeit angesagt. Musikalisch untermalt wurde der Tag von dem Musikverein „Eifelklänge“ aus Herhahn/Morsbach, den Männergesangvereinen Gemünd und Sötenich sowie der Copper Town Dixie Corporation. Für Unterhaltung und herzliche Lacher sorgte die in Nierfeld lebende Autorin Nicole Staudinger.