Der Keeper überzeugt in der SüdstadtAndré Weis und sein Rekord bei Fortuna Köln
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Köln – Erst zwölf Gegentore hat der SC Fortuna Köln in dieser Saison hinnehmen müssen. Das ist nicht nur für die Regionalliga West der Spitzenwert – in keiner anderen deutschen Profiliga kann eine Mannschaft einen so guten Wert vorweisen.
André Weis, Keeper der Fortuna und letztes Hindernis für gegnerische Angriffswellen, ist stolz auf diese Bestmarke. „Das ist ein schönes Gefühl, es spricht für die Mannschaft – vom Sturm vorne bis zur Abwehr, alle verteidigen mit Leidenschaft“, sagt der 32-Jährige im Gespräch mit dieser Zeitung.
Ein Moment der Hinrunde sei beispielhaft für den Einsatzwillen der Mannschaft: „Da gab es eine schöne Szene in der Nachspielzeit gegen Wiedenbrück, als wir 1:0 führen und unserer Linksaußen im Vollsprint über den Platz bis zum Sechzehner läuft, um den Ball zu gewinnen.“
Sein eigenes Wirken will Weis nicht zu hoch hängen. Der Mann aus dem Hunsrück sagt, dass ohnehin nicht viel bis zu ihm durchkommen würde, was er entschärfen müsse: „Viel kommt nicht aufs Tor.“ Und wenn doch mal ein Angriff des Gegners einen Weg durch Fortunas Defensive findet, sei die Stimmung im Team angemessen schlecht.
Auch dafür hat Weis ein Beispiel parat: „Als wir gegen Rödinghausen in der 95. Minute das 1:4 bekommen haben, hat man nach Spielschluss ein paar Minuten gedacht, wir hätten verloren – so angefressen waren alle wegen eines unnötigen Gegentores. Aber das ist ein gutes Zeichen.“
Fans sahen Weis aufgrund seiner Vergangenheit skeptisch
Auf Grundlage der starken Defensive hat Fortuna Köln als Tabellenvierter überwintert, mit zwei Nachholspielen in der Hinterhand. Weis ist zufrieden mit seiner ersten Halbserie in der Südstadt. „Wir hätten zwei, drei Spiele nicht unentschieden spielen müssen. Aber andere Partien, wie gegen Straelen, waren auf Messers Schneide, die haben wir gewonnen. So knappe Spiele zu entscheiden, das spricht für die Qualität des Teams. Dass wir keine Leichtsinnsfehler machen und nicht hektisch werden“, so der Keeper.
Wenig Spielpraxis und die falsche Rheinseite
Trainer Alexander Ende hatte sich in der vergangenen Saison für einen Wechsel auf der Torhüter-Position entschieden. Kevin Rauhut (32) war seinen Platz trotz guter Leistungen und viel Rückhalt in der Fanszene los. Für ihn wurde Weis verpflichtet, damals Ersatzmann beim Erzrivalen Viktoria. Seinen bis dato letzten Stammplatz im Tor hatte Weis 2015/16 beim Zweitligisten FSV Frankfurt. Wenig Spielpraxis und die falsche Rheinseite – die Mischung kam nicht bei allen Fans der Fortuna gut an.
„Ich wusste, dass die Situation etwas kritisch gesehen wurde. Beim Blick auf meine Vita habe ich da auch Verständnis für – und ich hatte lange nicht gespielt. Aber ich bin auch selbstbewusst und weiß, was ich kann“, sagt Weis, der sich „tierisch freut“, wieder jede Woche im Tor stehen zu dürfen. Die nur zwölf Gegentreffer dürften viele Kritiker überzeugt haben, „dass der Verein nicht die komplett falsche Entscheidung getroffen hat.“
Für die Rückrunde hofft die Nummer eins auf eine ähnliche Konstanz wie in der ersten Saison-Hälfte, als die Fortuna nur eine Niederlage hinnehmen musste. Die Qualität dafür stecke in jedem Fall in der Mannschaft, glaubt Weis. Aber Corona werde ein ganz entscheidender Punkt sein: „Es kann ja sein, dass wir am Montag zum Training kommen und zehn Infektionen haben. Wir haben zwar einen starken Kader, aber das würde man merken“, meint Weis. Deshalb würde er auf eine von ihm sonst verhasste Floskel zurückgreifen: „Wir müssen von Spiel zu Spiel gucken.“
Los geht es am Samstag, wenn die Fortuna in der dritten Runde des FVM-Pokals beim Landesligisten Teveren antritt (14 Uhr). Eine Woche später geht es in der Regionalliga zu Rot-Weiss Ahlen.