Berlin – Dieses Gefühl war neu für Mike Stewart. Als der Trainer der Kölner Haie seine Reihen für das Verfolgerduell in den Top Sechs der Deutschen Eishockey Liga (DEL) bei den Eisbären Berlin zusammenstellte, tauchten ungewohnt viele Namen auf dem Taktikzettel des Kanadiers auf. Zum ersten Mal in seiner Amtszeit als KEC-Coach hatte Stewart die gesamte Breite des Kaders zur Verfügung stehen. Eine Luxussituation, die ihm zuvor stets verwehrt geblieben war, dabei ist die Hauptrunde fast schon zur Hälfte vorbei.
Den Kölnern gelang es denn auch, ihre optimalen personellen Voraussetzungen gewinnbringend einzusetzen. Mit einem spektakulären 5:4 (2:1, 2:0, 0:3, 1:0)-Erfolg nach Verlängerung am Freitagabend in der Hauptstadt baute Stewarts Team seine imposante Serie auf fünf Siege in Folge aus, sprang in der Tabelle auf Rang fünf und hat am Sonntag (16.30 Uhr, Lanxess Arena) gegen die Nürnberg Ice Tigers bereits die nächste Gelegenheit, gegen einen unmittelbaren Konkurrenten weiter nachzulegen.
Haie gleichen nach nur 28 Sekunden aus
Das Duell zwei der derzeit formstärksten Mannschaften hielt, was es versprach. Beide Teams versuchten von Beginn an, die neutrale Zone mit hohem Tempo möglichst schnell zu überbrücken und zeigten den 14.200 Zuschauern in der ausverkauften Mercedes-Benz-Arena dabei technisch versiertes Eishockey und einen intensiven Kampf. Den etwas besseren Start erwischten die Eisbären: Nach starkem Zuspiel von Austin Ortega traf Ryan McKiernan aus kurzer Distanz zur 1:0-Führung für die Hausherren (7.). Marcel Müller hatte den durchgestarteten Torschützen sträflich alleingelassen.
Weil die Kölner inzwischen aber deutlich gefestigter sind, brachte sie das frühe Gegentor nicht aus dem Tritt. Nur 82 Sekunden später stand es schon 1:1. Lucas Dumont spielte einen Rückpass zu Alexander Oblinger, dessen Direktabnahme Sebastian Dahm nicht richtig zu fassen bekam. Zach Sill arbeitete den Abpraller in einer für ihn typischen Art zu seinem fünften Saisontor ins Netz. Noch vor der Pause machte Marcel Müller seinen Fehler aus der siebten Minute wieder gut, indem er einen Schlenzer des nach langer Verletzungspause genesenen Rückkehrers Moritz Müller zur ersten Gästeführung abfälschte (17.). Damit zog der formstarke Angreifer bei der Trefferzahl gleich mit Sill.
Gustaf Wesslau in Hochform
Nach Wiederbeginn geriet der KEC zunächst in Bedrängnis. Doch immer wieder war Schlussmann Gustaf Wesslau zur Stelle, der in seinem zweiten Einsatz nach längerer Zwangspause zur Hochform auflief. Die Haie bestachen dagegen mit hoher Effizienz: Ben Hanowski verwertete eine scharfe Hereingabe von Jon Matsumoto mit dem Rücken zum Tor stehend durch eine blitzschnelle Drehung zum 3:1 (31.), ehe Jason Bast frei stehend im Slot sein erstes Saisontor draufpackte (36.).
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Die Kölner verteidigten im Schlussabschnitt lange diszipliniert, ehe sie unachtsam wurden, den Zugriff komplett verloren und die Partie eine nicht mehr für möglich gehaltene Wende erlebte. Binnen vier Minuten und 18 Sekunden glichen die Eisbären durch Mark Olver (53./Überzahl), Louis-Marc Aubry (55.) und James Sheppard (57.) noch zum 4:4 aus. In der aus Haie-Sicht völlig unnötigen Verlängerung sicherte Dumont den Gästen dann den Zusatzpunkt (64.).
Köln: Wesslau; Gagné, Aronson; Kindl, D. Tiffels; Zerressen, Mo. Müller; Ugbekile; Hanowski, Bast, Akeson; Uvira, Genoway, Smith; Ma. Müller, Matsumoto, F. Tiffels; Dumont, Sill, Oblinger. – SR.: Bauer/Schukies. – Zuschauer: 14200 (ausverkauft). – Tore: 1:0 McKiernan (6:38), 1:1 Sill (8:00/Oblinger, Dumont), 1:2 Ma. Müller (16:28/Mo. Müller, Matsumoto), 1:3 Hanowski (30:42/Matsumoto, Genoway), 1:4 Bast (35:20/Akeson, Mo. Müller), 2:4 Olver (52:20/PP1), 3:4 Aubry (54:13), 4:4 Sheppard (56:38), 4:5 Dumont (63:49/Bast, Kindl). – Strafminuten: Berlin 8; Köln 14.