Köln – Philipp Walter ist in großer Sorge. Was nur bedingt damit zu tun hat, dass die Kölner Haie gerade dabei sind, ihre gute Ausgangslage im Kampf um die Playoff-Qualifikation in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) aus der Hand zu geben. Das 1:6 am Dienstagabend bei den Nürnberg Ice Tigers – die fünfte Niederlage aus den jüngsten sechs Spielen – geriet für den Geschäftsführer des KEC fast zur Nebensache. Vielmehr kreisen Walters Gedanken in diesen Stunden um die neuerlichen finanziellen Probleme, die auf seinen Club zurollen.
Geisterspiele sind eine finanzielle Belastung
Die Rückkehr der Geisterspiele spätestens ab dem 28. Dezember reißt ein weiteres tiefes Loch in die Kassen der Haie, die einen Großteil ihres Etats aus Spieltags-Einnahmen generieren. Doppelt schlimm wiegt für den eigentlichen Zuschauerkrösus der DEL, dass das Fan-Verbot genau in einen Zeitraum fällt, in dem normalerweise besonders viele Menschen in die Eishallen der Republik strömen. Die Tage rund um den Jahreswechsel sind klassische Eishockey-Tage. Allein zwischen dem 26. Dezember und 16. Januar stehen für die Haie sieben Heimspiele auf dem Programm. Der Club hat für diese Phase mit Einnahmen im hohen sechsstelligen Bereich kalkuliert. Stattdessen stehen die Haie erneut vor einem wirtschaftlichen Scherbenhaufen. Walter spricht von einem „brutalen Hieb“; der neuerliche Rückschlag sei „bitter und macht uns traurig“.
KEC bangt um die Zukunft
Zudem ruft er Erinnerungen hervor an das vergangene Jahr, in dem das DEL-Gründungsmitglied nur knapp dem Aus entging. „Die Aussicht, in den nächsten Wochen keine Einnahmen an Spieltagen generieren zu dürfen, die rund 80 Prozent unseres Budgets ausmachen, bedroht uns erneut in fundamentaler Weise“, redet Philipp Walter Klartext. Daher sei die Ankündigung der Regierung, den betroffenen Branchen zu helfen, ein „wichtiges Versprechen“. Walter sagt aber auch: „Es wird langfristig nicht reichen, die Coronahilfen Profisport zu verlängern. Wichtig ist, die Deckelung der Hilfen anzupassen.“ Die Haie selbst verschaffen sich nach Rundschau-Informationen mit einer Klausel in den Verträgen ihrer Profis etwas Luft. Die Vereinbarung sorgt für eine Gehaltsanpassung, sobald eine Kapazitätsbegrenzung ergeht.
Wenig Verständnis für die Entscheidungen
Beim KEC zeigt man wenig Verständnis für die Entscheidung der Politik, dass die Ränge mindestens bis zum 7. Januar leer bleiben müssen. „Wir werden diese Vorgabe umsetzen“, sagte Philipp Walter. „Gleichwohl sind wir sehr enttäuscht darüber, denn wir haben erlebt und wissen, dass sich unsere Fans sehr diszipliniert an die Regeln halten, unser Konzept aufgeht und die Durchlüftung in der Arena optimal ist.“
Zu Saisonbeginn hatten die Haie noch bis zu 11 400 Zuschauer begrüßen dürfen. Zuletzt waren nur noch 5000 Besucher zugelassen. So viele sollen auch am zweiten Weihnachtstag noch einmal kommen, wenn die Haie zum vorerst letzten Auftritt vor Publikum die Augsburger Panther zu Gast haben. Die Partie zwei Tage später gegen Meister Eisbären Berlin wird dann zum ersten Kölner Geister-Heimspiel in dieser Saison.
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Aufgeben kommt für die Haie aber auch nach fast zwei Jahren zermürbender Pandemie nicht infrage. „Unsere Spiele in der Lanxess Arena sind ein Gemeinschaftserlebnis. Menschen spüren Emotionen und das Leben. All das bringt uns zusammen, schafft Zusammenhalt und Gemeinschaft. Es fühlt sich gut an, Teil der Haie-Familie zu sein. Wir sind voller Hoffnung und kämpferisch, dass das hoffentlich bald wieder erlaubt wird“, betonte Walter.
Während auf der Geschäftsstelle am Mittwoch eifrig nach Problemlösungen gesucht wurde, befand sich das KEC-Team auf dem Weg von Nürnberg nach Wolfsburg, wo es am Donnerstag (19.30 Uhr, Magenta Sport) um Wiedergutmachung für das Debakel in Franken geht. Marcel Müller wird dabei nicht zur Verfügung stehen. Der Stürmer, der in Nürnberg wegen eines Kniechecks eine Spieldauerdisziplinarstrafe kassiert hatte, wurde mit einer Ein-Spiel-Sperre sowie einer Geldstrafe sanktioniert.