Köln – 534 Tage fühlten sich wie eine Ewigkeit an. Und doch hatte Philipp Walter die Bilder vom letzten Heimspiel der Kölner Haie vor Zuschauern gleich wieder vor Augen. „Das war am 6. März 2020 gegen die Eisbären“, antwortet der Geschäftsführer des KEC wie aus der Pistole geschossen.
Ähnlich euphorisch wie damals das 5:3 gegen Berlin zusammen mit 16 137 Fans in der Lanxess-Arena gefeiert wurde, reagierten alle Haie jüngst auf die neue, ab Freitag gültige Corona-Schutzverordnung des Landes NRW. Diese sieht vor, dass zum ersten Heimspiel in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) am 10. September gegen die Grizzlys Wolfsburg 9 300 Zuschauer in die Lanxess-Arena kommen dürfen.
Eine überfällige Entscheidung
„Das ist die Richtung, die wir uns erhofft haben“, sagt Walter. Für den Geschäftsführer, der mit dem KEC wegen der Geisterspielsaison 2020/21 ums Überleben kämpfen musste, ist die politische Entscheidung „überfällig“ und die 50 prozentige Arena-Auslastung „ein Schritt in die richtige Richtung“. Der Eishockey-Standort in Deutz steht und fällt nämlich damit. Wenn der Zuschauerschnitt mit 13 333 für die Hauptrunden-Heimspiele 2019/20 noch der beste der Liga und auch der KEC-Vereinsgeschichte war, nagte der Hai danach in der Pandemie am Hungertuch.
Um überhaupt DEL spielen zu können, musste der zu 80 Prozent von Zuschauereinnahmen abhängige Traditionsklub von spendenden Anhängern und auf Gehalt verzichtende Spieler gerettet werden. „Die letzten Jahre waren maximal zermürbend“, gibt Walter zu, „jetzt atmen wir und haben einen richtigen Energieschub.“
1200 Tickets in der ersten Stunde
Tatsächlich zeigte sich die Wucht, die im Umfeld des achtfachen, deutschen Meisters entstehen kann, schon am Donnerstagmorgen. Von den 4000 Tickets, die abgesehen von den 5000 sowieso schon abgesetzten Dauerkarten, für das Eröffnungsspiel gegen Wolfsburg zu haben sind, wurden ab 10 Uhr gleich 1200 in der ersten Stunde verkauft. „Das ist der erste richtige Ticketverkauf seit eineinhalb Jahren und fühlt sich verdammt gut an“, freute sich Walter. Bis zum abendlichen Testspiel in der Kölnarena 2 gegen Mannheim waren es dann 2500 verkaufte Tickets. „Es sind also noch 1500 Karten zu haben“, merkt Walter an.
Insgesamt sehe er das Thema „Corona und Zuschauer“ als Prozess, in den man sich reinfühlen muss. Bis die Schutzverordnung am 17. September bei steigenden Infektionszahlen wieder geändert werden könnte, verlassen sich die Haie darauf – bleiben bei insgesamt 28 Heimspielen aber „flexibel und mental wie inhaltlich vorbereitet“.
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Zunächst werden beim KEC neben Geimpften und Genesenen auch getestete Zuschauer mit einem 48-Stunden-Antigen-Schnelltest in die Arena kommen. „Wir nehmen unsere gesellschaftliche und soziale Verantwortung ernst und wollen verantwortungsvolle Eishockeyspiele bieten“, erklärt Walter die Entscheidung gegen die 2G und für die 3G-Regel.
Die Anordnung der Plätze im Schachbrettmuster ist eine ebenso vorsorglich getroffene Maßnahme, wie das Maske-Tragen bis zum Sitzplatz oder die Anregung bei der Fans-Anreise Menschenansammlungen in öffentlichen Verkehrsmitteln zu vermeiden. „Wir wollen Sicherheit, aber gleichzeitig auch ein Sporterlebnis kreieren, das richtige Emotionen weckt“, macht sich der KEC-Geschäftsführer auf die Suche nach der richtigen Balance.