Köln – Wenn die Zuschauer-Resonanz ein Indikator für Erfolg wäre, könnte den Kölner Haien in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) niemand das Wasser reichen. Mit einem Schnitt von rund 13.500 Fans pro Heimspiel steht der KEC an der Spitze des DEL-Rankings.
Am Sonntagnachmittag kamen wieder 17146 Zuschauer in das Henkelmännchen. Erwartungsfroh endlich den ersten Sieg der Haie im Jahr 2020 miterleben zu dürfen. Der Zuspruch von den Rängen begründet sich aktuell in Köln aber nicht durch sportlichen Erfolg. Das am Ende dramatische 3:4 (0:1, 0:2, 3:0, 0:1) nach Verlängerung gegen die Eisbären Berlin war bereits die sechste Niederlage des KEC in Folge. Das Team von Mike Stewart droht den Anschluss an die ersten sechs Plätze zu verlieren und muss beim Kampf um einen Playoffs-Platz auch nach hinten schauen.
Glaube und Überzeugung
Wer fünf Mal in Folge als Verlierer vom Eis gegangen ist, befindet sich auf der Suche nach Glaube und Überzeugung. Ein Zustand, den das Team von Trainer Mike Stewart im ersten Drittel nicht abschütteln konnte. Wohl auch, weil es mal wieder das Gift eines frühen Gegentors schlucken musste. Der allein gelassene James Sheppard durfte nach einem Schuss des ebenfalls unbehelligten Leo Pföderl nach nur 75 Sekunden zum 0:1 abstauben. Für die Kölner war es das 100. Gegentor in dieser Saison.
Der frühe Schock tat weh, die Kölner zeigten aber gute Reaktion. Jason Akeson verpasste zweimal den schnellen Ausgleich (2.) und Jason Bast zielte genau auf Berlins starken, neuen Torwart Justin Pogge (4.). Auch die beiden Powerplays der Haie blieben ohne Ertrag. Das kam wenig überraschend, denn Stewarts Team wartete vor Sonntag schon seit sieben Partien auf einen Treffer in Überzahl und bildet mittlerweile das DEL-Schlusslicht in dieser Kategorie.
Auslassen von Torchancen
Die Powerplay-Statistik verschlechterte sich im Mitteldrittel weiter. Wieder ließen die Kölner zwei Fünf gegen Vier liegen und übertrafen sich im Auslassen von klaren Torchancen. Freddy Tiffels (22./25.), Colin Smith (27.) und Alexander Oblinger (35.) fehlte aber die nötige Entschlossenheit beim Abschluss. Wie es geht, zeigten die Gäste. Marcel Noebels düpierte nach einem langen Pass von Ryan McKiernan Wesslau (33.). Weil nur 57 Sekunden später Kai Wissmann sogar auf 0:3 erhöhte (34.), verabschiedeten die Zuschauer das Heimteam mit Pfiffen in die zweite Pause.
Stewart musste etwas unternehmen. Der Coach brachte zum dritten Drittel Hannibal Weitzmann für Wesslau: „Das war nicht gegen Gustaf, ich wollte einen Impuls setzten“, erklärte der 47-Jährige. Aber erst als Pogge Alexander Oblinger und den Haien das 1:3 schenkte (53.), fanden die Haie die nötige Entschlossenheit. Akeson legte nur 81 Sekunden später das 2:3 nach und die Arena stand. Weitzmann heizte die Stimmung mit einem Monster-Save (56.) weiter an.
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Als Freddy Tiffels dann tatsächlich und auch noch in Überzahl acht Sekunden vor Schluss zum Ausgleich traf, lagen sich die Kölner Fans in den Armen. „Es wäre heute leicht für die Jungs gewesen zu sagen, dass ist nicht unser Tag. Aber sie haben weiter gearbeitet und nach dem 1:3 auch endlich entschlossen gespielt“, freute sich Mike Stewart. Tiefer saß bei ihm trotz der gezeigten Moral und toller Aufholjagd mit drei Toren in acht Minuten aber der Stachel der Niederlage.
Trotz 189 Sekunden Überzahl in der Verlängerung mit einem Pfostentreffer von Akeson standen die Haie nach Sheppards Siegtreffer 45 Sekunden vor dem Ende als Verlierer auf dem Eis. Die KEC-Anhänger mussten wieder enttäuscht die Heimreise antreten. Bleibt zu hoffen, dass sie trotz des ausbleibenden Erfolgs wiederkommen – und sich der auch Erfolg bald wieder einstellt.
Köln: Wesslau (41. Weitzmann); Mo. Müller, D. Tiffels; Gagné, Aronso; Zerresen, Kindl; Ukbekile; Bast, Smith, Oblinger; Köhler, Genoway, Dumont; Hanowski, Matsumoto, Hanowski; Uvira, Sill, Akeson. – SR.:Bauer/Iwert. – Zuschauer: 17146. – Tore: 0:1 Sheppard (1:15), 0:2 Noebels (32:17), 0:3 Wissmann (33:14), 1:3 Oblinger (52:10/Bast), 2:3 Akeson (53:31/Uvira, Sill), 3:3 F. Tiffels (59:52/Gagné, Akeson PP1), 3:4 Sheppard (64:14). – Strafminuten: Köln 10; Berlin 18 +10 J. Müller.