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Krise bei den Kölner Haien„Iron Mike“ wehrt sich tapfer gegen die Tiefschläge

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Stewart Kölner Haie

Momentan bringen die Anweisungen von Mike Stewart nur wenig Erfolg.

Köln – Mike Stewart hat in seinem Eishockey-Leben schon so manchen Kampf ausgetragen. Damals, als Verteidiger, hat sich der Kanadier durch seine berühmt-berüchtigten Boxeinlagen auf dem Eis den Spitznamen „Iron Mike“ erarbeitet. Mittlerweile ist Stewart als Trainer tätig, da verbietet es sich, den eigenen Frust durch öffentliche Fausthiebe abzulassen. Für solche Zwecke pendelt in Stewarts Kabine im Trainingszentrum der Kölner Haie ein Boxsack, der in diesen von sportlichen Tiefschlägen geprägten Wochen besonders stark malträtiert werden dürfte. Der KEC hat in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) zuletzt elf Mal in Folge verloren und damit einen neuen Vereins-Negativrekord aufgestellt. Nach dem Absturz auf den elften Tabellenplatz droht dem Verein erstmals seit 2015 eine Saison ohne Playoff-Teilnahme. Für einen Menschen wie Stewart, der die Charaktereigenschaft besitzt, nicht verlieren zu können, ist das die Höchststrafe.

„Wir brauchen irgendwie dieses Gefühl zurück“

Doch in seiner Funktion als Coach muss der 47-Jährige gerade jetzt Zuversicht vorleben. Zuversicht, dass diese Pleitenserie endlich ein Ende nimmt. „Es ist eine Herausforderung, den Glauben nicht zu verlieren“, gibt Stewart zu. Gerade vor dem Hintergrund, dass die Liga nach den Partien am Freitag (19.30 Uhr) bei den Krefeld Pinguinen sowie am Sonntag (19 Uhr, Lanxess Arena) gegen den EHC Red Bull München eine zweiwöchige Länderspielpause einlegt, ist ein Abbremsen des freien Falls dringender denn je erforderlich. Denn Stewart weiß ganz genau, dass die kommende trainingsfreie Woche allein nicht ausreichen würde, um die mentale Last neuerlicher Negativerlebnisse abzuschütteln. „Wir brauchen irgendwie dieses Gefühl zurück, gewinnen zu können“, sagt er.

Stewart glaubt an Trendwende

Über die Siegesserie, die in den elf noch ausstehenden Hauptrunden-Spielen nötig ist, um sich über Platz zehn zumindest noch in die Vor-Playoffs zu retten, möchte der Kölner Coach derzeit lieber nicht reden. So weit richtet sich sein Blick auch gar nicht in die Zukunft. Aktuell geht es für die Haie ausschließlich darum, überhaupt mal wieder ein Eishockeyspiel für sich zu entscheiden. Dass daraus dann wie im November und Dezember geschehen auch wieder ein Positivlauf entstehen könnte, davon ist Stewart nach wie vor fest überzeugt: „Im Eishockey kann es schnell in die andere Richtung gehen.“

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Um seiner Mannschaft Mut zuzusprechen, greift Mike Stewart in der tiefen Krise gezwungenermaßen auf die kleinen Erfolgserlebnisse zurück. Wie zum Beispiel, dass das wochenlang „wie gelähmt“ wirkende Kölner Powerplay beim jüngsten 3:5 gegen die Nürnberg Ice Tigers nach zuvor 48 vergeblichen Versuchen endlich mal wieder getroffen hat. „Ich habe danach eine Erleichterung gespürt und hoffe, dass das ein Befreiungsschlag war“, sagt Stewart. Oder dass harte Arbeit, wie sie Zach Sill und Alexander Oblinger vor dem Tor rackernd vorbildlich verrichten, auch belohnt wird. Ein anderer Hoffnungsschimmer ist, dass der neue Außenstürmer Justin Fontaine („Er hat gut trainiert“) nach überwundenem Infekt in Krefeld definitiv sein Debüt geben wird, und zwar in der ersten Reihe neben Jon Matsumoto und Marcel Müller. Was Stewart zumindest öffentlich nicht aussprechen mag: Natürlich ruhen die Hoffnungen der Haie auch darauf, dass Gustaf Wesslau, der gegen die Pinguine ins KEC-Tor zurückkehren wird, auf seine letzten Tage in Köln nochmal zu jener Form zurückkehrt, für die er jahrelang gestanden hat: die Form eines Unterschiedsspielers.