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Kölner Haie in der KriseEs geht um den familiären Zusammenhalt

Lesezeit 3 Minuten
Kölner Haie Krise

Die Krise bei den Kölner Haien scheint unaufhaltsam zu sein.

  1. Die Kölner Haie stecken nach der elften Niederlage in Folge in einer ganz tiefen Krise.
  2. In solchen Lagen wird gerne mal über den Trainer diskutiert - aber nicht bei den Haien. Geschäftsführer Philipp Walter bleibt gelassen.
  3. Dennoch muss sich dringend was ändern.

Köln – Philipp Walter sagte kurz „Hallo“, drehte sich um und winkte im Weggehen ab: „Nein, nichts“, antwortete der Geschäftsführer der Kölner Haie auf die Fragen, die nach dem 3:5 am Dienstag gegen die Nürnberg Ice Tigers kommen mussten. Wird es nach der elften Niederlage in Folge personelle Konsequenzen geben? Dürfen Trainer Mike Stewart und Manager Mark Mahon trotz der historischen Negativserie weitermachen? Sie dürfen. So jedenfalls war Walters Nicken zu deuten, bevor er in den Katakomben der LanxessArena verschwand.

Die Situation beim achtfachen deutschen Eishockeymeister sucht ihresgleichen. Jeder Fußball-Kreisligist würde angesichts einer solch beispiellosen Erfolglosigkeit seine sportliche Führung in Frage stellen und handeln. Philipp Walter hat sich anders entschieden. Eine Vorgehensweise, die seinem Naturell entspricht und auf Erfahrungen aufbaut. Der 45-Jährige ist nicht nur gebürtiger Freiburger, er hat vor seiner Rückkehr zu den Haien auch als Kommunikationschef für den Sportclub gearbeitet. Und jeder weiß, dass im Biotop Freiburg Trainer sogar absteigen dürfen, ohne entlassen zu werden - wie Christian Streich. Walter hat immer betont, dass es ihm um Zusammenhalt und gemeinsame Entscheidungen geht. Die Haie sind eine Familie. Wenn es gilt, diese Einheit zu schützen, handelt er. Wie bei einer seiner ersten Amtshandlungen, als er trotz Platz fünf Trainer Peter Draisaitl im Januar 2019 entließ.

Stewart glaubt an die Trendwende

Mike Stewart droht dieses Schicksal nicht. Obwohl die Haie 2020 noch ohne Sieg sind und ihnen als Tabellenelfter bei elf ausstehenden Hauptrundenpartien mehr denn je eine Saison ohne Playoffs droht. „Solange wir weiter alle daran glauben, werden wir wieder gewinnen. Und dann kriegen wir die Kurve und sind wieder im Rennen“, kämpfte der 47-jährige Kanadier gegen alles Negative an. Es fehle allein das Gefühl, mal wieder ein Spiel zu gewinnen.

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Eine mittlerweile gewagte These, denn die Kölner offenbarten auch am Dienstag alle Attribute einer Mannschaft, die selbst nicht mehr an sich glaubt. Trotz eines dominanten Auftritts (35:18-Schüsse) fehlte es an Effizienz, defensiver Stabilität, einer soliden Torhüterleistung und Überzeugung. Selbst nachdem die vorbildlich kämpfenden Zach Sill und Alexander Oblinger im zweiten Drittel aus einem 0:1 ein 2:1 gemacht hatten, blieben die Haie eine Ansammlung talentierter Individualisten. Ein geschlossenes Team tritt anders auf. „Wir gewinnen und verlieren zusammen. Ich glaube schon, dass alle mitziehen“, sagte Stewart trotzdem. Der stets freundliche und kommunikative Coach kann einem fast leidtun angesichts der haarsträubenden Versäumnisse, die sich die Spieler unter seiner Anleitung immer wieder leisten. Eine Alternative zum Credo „wir müssen einfach weitermachen“, sieht er nicht: „Das wäre gruselig. Wir müssen nur alle weiter daran glauben. Es kann im Eishockey schnell wieder in die andere Richtung gehen.“

Mannschaft wirkt mutlos

Nach der dritten Niederlage gegen Nürnberg in neun Tagen war von einem solchen Glauben nichts zu spüren. Die Mannschaft wirkte im letzten Drittel streckenweise schon resigniert. Obwohl es nur 3:4 stand, das Powerplay nach 48 erfolglosen Versuchen wieder ein Tor produziert hatte und alle Möglichkeiten gegen keinesfalls starke Ice Tigers da waren. Eine Resignation, die auch die 11.000 Zuschauer erfasste. Nahezu regungslos und ohne Pfiffe nahmen sie die elfte Pleite hintereinander zur Kenntnis.

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Philipp Walter wird es nicht entgangen sein. Den Impuls, den er und Mark Mahon mit der Verpflichtung von Justin Fontaine setzen wollten, verpuffte erst einmal, weil der Stürmer am Dienstag krank passen musste. An Wunschtrainer Mike Stewart wird er festhalten. Vielleicht auch, weil dem Geschäftsführer finanziell die Hände gebunden sind. Preiswert wird die Verpflichtung des Wunschtrainers nicht gewesen sein und eine weitere Abfindung plus neuem Coach werden sich die Haie auch kaum leisten können.