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„Kein Rückfall in alte Zeiten“Vorsitzende Kim und Hoheisel kandidieren erneut

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Symbolbild

Köln – Der Vorsitzende Ho-Yeon Kim und sein Stellvertreter Christian Hoheisel kandidieren am Samstag für eine Wiederwahl in den Mitgliederrat, dessen Hauptaufgabe in der Beratung und Kontrolle des Vorstandes liegt. Martin Sauerborn hat sich vor der Mitgliederversammlung mit den beiden unterhalten.

Herr Kim, Herr Hoheisel, seit dem Rücktritt von Stefan Müller-Römer als Vorsitzender im September 2020 ist es recht ruhig um den Mitgliederrat geworden. Seitdem stehen Sie als Vorsitzende des Gremiums und Abgesandte in den gemeinsamen Ausschuss in der Verantwortung. Wie bewerten Sie die Arbeit des Rates im vergangenen Jahr?

Kim: Das Resümee fällt positiv aus. Gemeinsam mit dem Vorstand haben wir den Verein in den vergangenen zwölf Monaten so aufgestellt, dass wir gut in die Zukunft gehen können. Dabei hat sich der Mitgliederrat in die erforderliche Diskussion um diverse Prozesse im Verein eingebracht und zahlreiche Entscheidungen eng begleitet.

Hoheisel: Die Rücktritte von Jürgen Sieger als Vizepräsident nach nur 100 Tagen im Amt und von Stefan Müller-Römer waren nichts, was wir uns gewünscht haben. Durch die Rücktritte und das Aufrücken des ehemaligen stellvertretenden Mitgliederratsvorsitzenden Carsten Wettich in das Amt des Vizepräsidenten ist die aktuelle personelle Konstellation im Rat erst zustande gekommen.

Zur Person

Christian Hoheisel (53) ist seit 2007 FC-Mitglied und gehörte 2013 schon dem ersten gewählten Mitgliederrat an. Seitdem ist der Fachanwalt für Steuerrecht immer Mitglied des Gremiums gewesen. Nach dem Rücktritt von Stefan Müller-Römer übernahm er im Oktober 2020 den Stellvertretenden Vorsitz im Rat und ist damit neben Ho-Yeon Kim zweiter, stimmberechtigter Vertreter der Mitglieder im Gemeinsamen Ausschuss des 1. FC Köln. (sam)

Welche richtigen Schritte haben sie gefördert und angestoßen?

Kim: Zum Beispiel im Bereich der Personalprozesse. Es gab Anfang des Jahres einen großen Aufschrei, als die Clubführung einen neuen Medienchef vorgestellt hat. Diese Auswahl konnten wir als Mitgliederrat nicht gutheißen. Wir haben darauf bestanden, dass bei der dann neu aufgesetzten Auswahl klare Kriterien uns gegenüber kommuniziert und mit Engelbert Faßbender ein Vertreter des Mitgliederrates involviert ist. Der Prozess ist transparenter und strukturierter für uns abgelaufen. Wir haben darauf geschaut, dass die festgelegten Kriterien bei der Auswahl eingehalten worden sind und unsere eigene Einschätzung abgegeben.

Hoheisel: Nicht nur bei dieser Personalie ist es hilfreich, dass wir jetzt mit konkreten Anforderungsprofilen arbeiten. Das gilt auch für die Transfers, bei denen im Bereich Vertrags- und Kostenmanagement bessere Ergebnisse erzielt werden als zuvor. Es gibt im Gemeinsamen Ausschuss nun deutlich mehr Informationen, auf deren Grundlage die Verträge marktgerecht abgeschlossen werden.

Sie meinen, dass Ihnen wichtige Informationen vorenthalten wurden?

Kim: Vorsichtig ausgedrückt gab es vorher ein eher subjektives Scouting. Aktuell werden von der sportlichen Leitung Leistungsparameter vorgegeben, die ein Spieler erfüllen muss, zum Beispiel die Laufleistung. So kann es eine entsprechende Einordnung geben und bei den Abschlüssen stärker auf eine leistungsgerechte Vergütung geachtet werden.

Haben Sie als Mitgliederräte auch Einblick in die Honorare für Berater?

Hoheisel: Wir wissen genau, welche Berater-Honorare fließen und können unserer Aufsichtspflicht so besser nachkommen.

Seit wann hat sich diese Vorgehensweise im Gemeinsamen Ausschuss etabliert?

Kim: Das hat sich in den letzten zwei Jahren so entwickelt und wird durch die sportliche Leitung um Jörg Jakobs, Thomas Kessler, Lukas Berg und Chefscout Martin Schulz konsequent umgesetzt. Die sportliche Leitung arbeitet inzwischen die Informationen so auf, dass wir besser informiert sind.

Zur Person

Ho-Yeon Kim (40) ist seit 2007 FC-Mitglied und seit 2015 im Mitgliederrat. Der gebürtige Duisburger rückte nach der Entsendung von Carsten Wettich in den Vorstand im Dezember 2019 auf den Posten des Stellvertretenden Vorsitzenden im Mitgliederrat und damit auch in den Gemeinsamen Ausschuss. Nach dem Rücktritt von Stefan Müller-Römer wurde er Vorsitzender des Gremiums. Kim arbeitet als Vertriebsbeauftragter in der IT-Security. (sam)

Welche Aufgaben sehen Sie auf den künftigen Mitgliederrat zukommen?

Hoheisel: Er wird, wie bisher, den Vorstand beraten und die Finanzen sowie die Umsetzung des FC-Matchplans als ganzheitliche Clubstrategie kontrollieren. Der Rat wird dabei weiter Input liefern und sich zusammen mit dem Vorstand dem großen Thema Ausbau Geißbockheim widmen müssen.

Es hat sehr lange gedauert, bis der Vorstand den „Matchplan“ im Juni endlich vorgestellt hat. Wie bewertet der Mitgliederrat die Strategie?

Kim: Wir finden gut, dass der Verein eine Gesamtstrategie erhalten hat. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, sie zu entwickeln und zu implementieren. Die Mitglieder müssen das begleiten, denn was den FC als mitgliedergeführten Verein ausmacht, muss sich in der Strategie wiederfinden.

Hoheisel: Für uns zählt das Ergebnis, auch wenn viele Mitglieder lieber vorher über die Inhalte der Strategie informiert worden wären. Jetzt geht es darum, bei der Implementierung Input zu liefern. Der Vorstand arbeitet akribisch am Matchplan, weil er weiß, dass nur so der Erfolg kommen wird. Wir brauchen genaue Parameter, um Leistung auch bewerten zu können.

Das Thema „Ausbau des Geißbockheim“ schwebt wie ein Damoklesschwert über dem FC. Ist es wahr, dass die Koalition dem nötigen Pachtvertrag für die Gleueler Wiesen nicht zustimmen wird?

Kim: Erst einmal ist es so, dass der Vertrag dem Stadtrat noch nicht vorgelegt wird, weil ihn noch nicht alle der zuständigen Stellen in der Verwaltung zur Abstimmung freigegeben haben. Zum weiteren Vorgehen werden sich Vorstand und Geschäftsführung auf der Mitgliederversammlung äußern.

Demnach wird es den geplanten Ausbau nicht geben können. Kommt die für den Großmarkt geplante Fläche in Marsdorf also ins Spiel?

Kim: Die Ausschreibung für den Großmarkt und die Suche für einen entsprechenden Investor läuft noch. Es ist kein Geheimnis, dass es für den FC in Marsdorf keinen Platz geben wird, wenn die Planung für den Großmarkt so bleibt, wie sie ist. So lange das nicht geklärt ist, kann man in Marsdorf nicht für den FC planen.

Also Großmarkt oder FC? Was ist für die Stadt wichtiger?

Hoheisel: Die Wichtigkeit des FC wird offensichtlich nicht so hoch eingeschätzt. Es wird seitens der Stadt so getan, als wäre der FC ein x-beliebiges Unternehmen. Wer die Strahlkraft des FC so einschätzt, und seinen Werbewert für Köln mit Füßen tritt, handelt gedankenlos.

Kim: Der Vorstand wird sich auf der Mitgliederversammlung konkret zu diesem Thema äußern und der Mitgliederrat unterstützt die Haltung. Der FC hat sich bislang zurückhaltend und neutral verhalten, sollte aber jetzt sein politisches Gewicht in die Waagschale werfen. Es gab klare Signale seitens der Stadt und der Politik, dass die Planung am Geißbockheim mitgetragen wird. Die Stadt war nie bereit dazu eine Alternative mit uns zu planen und hat in der Prüfung des Verfahrens die Fläche am Geißbockheim für den Ausbau identifiziert. Wir wollen den FC als Verein zusammenhalten und nicht Mannschaften nach Hürth oder Glessen auslagern, oder Profis und Nachwuchs räumlich voneinander trennen.

Der neue, vom Mitgliederrat vorgeschlagene Vorstand ist seit zwei Jahren im Amt. Wie bewertet das Aufsichtsgremium Mitgliederrat die Arbeit von Präsident Werner Wolf sowie den Vizes Eckard Sauren und Carsten Wettich?

Hoheisel: Das Ausscheiden von Jürgen Sieger hat Reibungsverluste erzeugt. Wir haben zudem unterschätzt, dass es gedauert hat, bis sich der Vorstand eingearbeitet hatte. Dadurch ist wertvolle Zeit verstrichen. Wir sind mit der Performance in den vergangenen zwölf Monaten aber zufrieden, weil an den richtigen Stellschrauben gedreht wurde. Der Mitgliederrat ist das kollektive Gedächtnis des FC, weil einige schon seit 2013 in dem Gremium sind, und verfügt über entsprechende Erfahrungswerte, ob und wie etwas funktioniert. Der Vorstand musste aber seine eigenen Erfahrungen machen. Die wichtigste Erkenntnis ist, dass wir personenunabhängige Strukturen auf allen Ebenen und für jede Position schaffen wollen.

Kim: Sonst bleibt Erfolg auch ein Glücksfall. Es gab und gibt Dinge zu kritisieren. Zum Beispiel, dass bei Personalentscheidungen die entsprechenden Prozesse nicht aufgestellt waren. Der Vorstand ist inzwischen aber deutlich mehr im Amt angekommen. Es ist ein Verdienst des Vorstands, dass der FC als Ganzes einen besseren Modus gefunden hat.

Es gibt auf der Mitgliederversammlung einen Antrag zur Änderung der Satzung, der das Recht des Mitgliederrates abschaffen will, ein Vorstandsteam zur Wahl vorzuschlagen?

Kim: Dieser Antrag sollte keine Mehrheit finden. Auf Initiative des ehemaligen Vorstands unter Präsident Werner Spinner und der Geschäftsführung gab es eine breite Mehrheit der Mitglieder für dieses Vorschlagrecht.

Hoheisel: Es darf keinen Rückfall in alte Zeiten geben. Der Verein darf sich nicht wieder zerlegen und das kann passieren, wenn jedes Mitglied für den Vorstand kandidieren kann. Jedes Mitglied, das sich aufstellen lassen möchte, kann die dafür notwendigen 3000 Unterschriften unter den FC-Mitgliedern sammeln. Diese Hürde ist nicht allzu hoch. Jedes Mitglied kann sehen, wo wir gerade stehen – und dass der Weg, den wir jetzt beschreiten, zum Erfolg führt. Diesen Weg dürfen wir nicht verlassen.

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Apropos Personalien, mit Stadionsprecher Michael Trippel gehört ein Angestellter des FC zu den Kandidaten für den neuen Mitgliederrat. Könnte es da in Ihren Augen nicht einen Interessenskonflikt geben. Nicole Bender zum Beispiel kandidiert nicht mehr, weil sie inzwischen Angestellte des Vereins ist.

Kim: Nicole Bender hat sich richtig entschieden und lässt das Amt auslaufen. Wir haben Michael Trippel auf das Thema angesprochen. Er sieht keinen Interessenskonflikt. Wir müssen dann abwarten, wie er mit bestimmten Themen im Falle einer Wahl umgeht und ob er unabhängig reagieren kann.

Hoheisel: Aus Compliance Gründen ist es auf jeden Fall ein Problem, unabhängig von der Höhe der Vergütung. Vereinsrechtlich ist seine Kandidatur auf der anstehenden Mitgliederversammlung nicht verboten. Es gibt aber einen entsprechenden Antrag, dies für die nächste Wahl des Mitgliederrates zu ändern.

Mit Stefan Müller Römer verabschiedet der Vorstand am Samstag den langjährigen Vorsitzenden des Mitgliederrates und den Mann, der maßgeblich an der Gründung des Gremiums beteiligt war. Wie schauen Sie auf sein Wirken zurück?

Hoheisel: Ich bewerte die Ergebnisse seiner Arbeit positiver, als er es zuletzt selbst getan hat. Ich kann verstehen, dass er ein Stück weit frustriert ist, weil er sich über alle Maßen für den FC engagiert hat und dafür oft persönlich von außen und innen angefeindet worden ist. Ich habe Verständnis dafür, dass er nicht mehr antritt, auch wenn ich es bedaure. Mit etwas Abstand wird man erkennen, was er geleistet und erreicht hat. Durch die eingetretene Polarisierung in Bezug auf seine Person fällt es vielen schwer, zu einer objektiven Einschätzung zu kommen.