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Umworbener FC-StürmerTim Lemperle schließt weiteres Zweitligajahr aus

Lesezeit 4 Minuten

Tim Lemperle hat sich zum Leistungsträger des 1. FC Köln entwickelt.

Nach dem Fehlstart in die 2. Liga haben die Geißböcke schlechte Karten, den auslaufenden Vertrag des U21-Nationalspielers zu verlängern.

Till Müller, der neue Mediendirektor des 1. FC Köln, hatte alles versucht, doch es war nichts zu machen. Auch nach dem 1:0-Erfolg im Zweitliga-Topspiel bei Hertha BSC Berlin war Tim Lemperle nicht vor die Mikrofone der mitgereisten Reporter zu bekommen. Der Siegtorschütze hat sich vorerst dazu entschlossen, nur die verpflichtenden Interviews der TV-Rechteinhaber zu erfüllen. Lieber lässt er auf dem Rasen Taten sprechen.Was ihm seit Wochen mit beachtlichem Erfolg gelingt: In den 13 Pflichtspielen seit seiner Rückkehr ans Geißbockheim hat es der 22-Jährige auf zehn Torbeteiligungen gebracht. Sechs Treffer erzielte er selbst, vier weitere bereitete er vor.

Damit hat Lemperle, der in jeder Partie der Startelf angehörte, nach nur rund einem Drittel der Saison seine Ausbeute aus dem Vorjahr fast schon erreicht. Bei der SpVgg Greuther Fürth waren es elf Punkte (6 Tore/5 Vorlagen) in 34 Einsätzen, die das Leihgeschäft in einen Erfolg verwandelten. Entsprechend unbeschwert kann der frischgekürte FC-Spieler des Monats Oktober dem Wiedersehen mit den Franken am Samstag (13 Uhr, Sky) in Müngersdorf entgegenblicken.

Tim hat sich menschlich und fußballerisch in Fürth so weiterentwickelt, wie wir es uns versprochen hatten. Auch, wenn er hin und wieder immer noch ein paar Flausen im Kopf hat, was in seinem Alter aber normal ist.
Christian Keller, FC-Sportchef

Es ist ein Durchbruch im zweiten Anlauf, den Tim Lemperle beim 1. FC Köln derzeit vollzieht. Trotz hoher Veranlagung war der U21-Nationalspieler vor seinem Wechsel nach Fürth bei den seinerzeit noch erstklassigen Kölnern über eine Reservistenrolle nicht hinausgekommen. Steffen Baumgart, ein Fußballlehrer der alten Schule, und der zu einem gewissen Übermut neigende Lemperle hatten keinen rechten Zugang zueinander gefunden. Es brauchte eine Luftveränderung, um dem Offensiv-Talent jene regelmäßige Spielzeit auf hohem Niveau zu verschaffen, die unerlässlich ist, um im Profifußball Fuß zu fassen.

„Wir haben uns in den vergangenen beiden Saisons viele Gedanken gemacht, wie wir den Übergang vom Nachwuchs- in den Profibereich weiter verbessern können. Wir freuen uns sehr, dass diese Maßnahmen nun bei Tim und auch bei einigen anderen Jungs sichtbar ineinandergreifen. Ein wichtiges Element der neuen Strategie für den Übergangsbereich sind gezielte Leihen entlang festgelegter Gütekriterien – im Fall von Tim konkret die Leihe zu Greuther Fürth“, erklärt Christian Keller gegenüber der Rundschau.

Der FC-Sportchef zeigt sich angetan von den Entwicklungsschritten, die Tim Lemperle im Frankenland begonnen hat: „Spielpraxis ist in diesem Alter ein besonders wichtiger Bestandteil für die Entwicklung eines talentierten Spielers. Tim hat sich menschlich und fußballerisch in Fürth so weiterentwickelt, wie wir es uns versprochen hatten. Auch, wenn er hin und wieder immer noch ein paar Flausen im Kopf hat, was in seinem Alter aber normal ist.“

In dieser Saison ist Tim ein wichtiger Bestandteil unserer Mannschaft geworden, das belegen nicht nur die Zahlen. Besonders wertvoll ist neben seiner Torgefahr für unsere Spielweise seine Arbeit gegen den Ball.
Christian Keller, FC-Sportchef

Den in Fürth erzeugten Schwung nahm Lemperle mit zurück nach Köln, wo er nach dem Bundesliga-Abstieg und dem Abgang von Mittelstürmer Davie Selke eine Führungsrolle beim Neuaufbau übernahm. „In dieser Saison ist Tim ein wichtiger Bestandteil unserer Mannschaft geworden, das belegen nicht nur die Zahlen. Besonders wertvoll ist neben seiner Torgefahr für unsere Spielweise seine Arbeit gegen den Ball“, analysiert Christian Keller, der sein Lob für die vorderste Spitze im Kölner Pressingsystem mit einer klaren Aufforderung versieht: „Wir erwarten von ihm, dass er weiterhin hart an sich arbeitet, denn auch bei ihm gibt es noch Entwicklungsfelder.“

Nichtsdestotrotz stellt Tim Lemperle schon jetzt ein begehrtes Objekt auf dem Transfermarkt dar. Nach seiner Rückkehr aus Fürth sollen mehrere Anfragen – insbesondere aus dem Ausland – bei ihm eingegangen sein. Durch seine starken Leistungen, die er wohl nicht zuletzt aufgrund seines guten Verhältnisses zu FC-Trainer Gerhard Struber nun auch in Köln zeigt, dürfte das Interesse an dem deutschen Sturm-Talent noch größer geworden sein. Zumal sein Vertrag nach dieser Saison ausläuft. Zu den Interessenten aus der Bundesliga soll die TSG Hoffenheim zählen, die bekanntlich enge Verbindungen zu Lemperles Berateragentur Rogon pflegt. Das Verhältnis der Geißböcke zum Unternehmen von Berater-Schwergewicht Roger Wittmann ist wiederum spätestens seit dem Zoff-Abgang von FC-Eigengewächs Justin Diehl schwer belastet.

Noch immer keine Verhandlungen zwischen dem 1. FC Köln und Tim Lemperle

Nach aktuellem Stand der Dinge ist Tim Lemperle im Sommer 2025 ablösefrei erhältlich. Das gilt ebenso für die weiteren Stammspieler Dejan Ljubicic und Linton Maina. Die Kölner befinden sich dabei in einer denkbar schlechten Verhandlungsposition. Da der Karriereplan des ehrgeizigen Lemperle nach Rundschau-Informationen eine weitere Saison in der 2. Liga ausschließt, stehen die Chancen auf einen Verbleib gering. Durch den Fehlstart in die Mission Wiederaufstieg hat der Tabellenelfte wohl noch monatelang keine Planungssicherheit hinsichtlich seiner zukünftigen Ligazugehörigkeit und damit kaum Argumente in der Hand. Denkbar wäre wohl allenfalls ein Vertragskonstrukt, das eine weitere Zusammenarbeit im Falle des Aufstiegs vorsieht.

Christian Keller will dies nicht näher kommentieren: „Vertragsangelegenheiten sind weiterhin nichts, über das wir öffentlich sprechen“, hüllt sich der FC-Sportchef in Schweigen. Allzu viel zu berichten gäbe es momentan wohl ohnehin nicht. Wie zu erfahren war, haben noch immer keine Vertragsverhandlungen zwischen dem FC und der Lemperle-Seite stattgefunden. Den letzten Austausch soll es im Sommer gegeben haben – verbunden mit der Vereinbarung, die Entwicklung der kommenden Monate abzuwarten. Doch nun läuft den Kölnern die Zeit davon.