Der 1. FC Köln hat nach dem Pokalsieg gegen Kiel auch in der 2. Bundesliga gewonnen. Tim Lemperle war bei Hertha BSC der Matchwinner.
1:0-Sieg bei Hertha BSCLemperle schießt den FC weiter aus der Krise
Der 1. FC Köln hat auch in der Liga eine Antwort auf seine sportliche Krise gefunden. Vier Tage nach dem 3:0-Pokalerfolg gegen Holstein Kiel erkämpfte sich das Team von Gerhard Struber ein 1:0 (1:0) bei Hertha BSC Berlin und verschaffte dem Trainer damit weiter Luft. Die Geißböcke verkürzten den Rückstand auf die zuvor viermal ungeschlagenen Berliner auf zwei Punkte und verbesserten sich zumindest bis Sonntag auf Platz zehn der 2. Fußball-Bundesliga.
Mehr als 15.000 FC-Fans feierten ihre Mannschaft nach dem Schlusspfiff frenetisch und ließen eine lange Nacht in der Hauptstadt folgen. „Es ist etwas ganz Besonderes, hier im Olympiastadion vor so vielen Fans das entscheidende Tor zu erzielen“, freute sich Tim Lemperle, der mit seinem fünften Saisontor zum Matchwinner der Kölner avancierte.
Gerhard Struber vertraute der Startelf, die am Dienstag im Pokal mit einem 3:0 gegen Bundesligist Holstein Kiel den Job des Trainers erst einmal gerettet hatte. Der Österreicher vertraute mit der Aufstellung auch sich selbst und seinem im Pokal erfolgreichen System mit Dreierkette und Marvin Schwäbe im Tor. Der 29-Jährige löste nach seinem „Zu-null“ gegen Kiel wie erwartet auch in der Liga Talent Jonas Urbig ab.
„Marvin hat gezeigt, wie wichtig er mit seiner Kompetenz für die Mannschaft sein kann. Für mich war es an der Zeit, die zusätzliche Führungskompetenz reinzukriegen“, erklärte Struber seine Entscheidung pro Schwäbe und lobte Urbig: „Jonas hat sehr professionell reagiert. Das zeigt, wie weit er schon ist. Er ist enttäuscht, aber in einer Entwicklung muss man auch mal einen Schritt zurück machen, um wieder zwei nach vorne zu machen.“
Der 21-Jährige sah von der Bank aus, wie die Hertha dem FC den Ball überließ und im 4:4:2 gegen den Ball auf schnelle Umschaltmomente lauerte. Daraus wurde aber zunächst wenig, weil die Kölner in Person von Julian Pauli in den beiden einzig gefährlichen Momenten (3./11.) aufmerksam verteidigten. Das Struber-System offenbarte allerdings in Ballbesitz Schwierigkeiten. Es gelangen zwar ein paar gute Balleroberungen, die durch fehlerhaftes Passspiel und verlorenen Offensiv-Zweikämpfe aber brotlos blieben.
Gefährlich wurde es so erst nach 18 Minuten. Leart Pacarada fand Tim Lemperle, dessen Schlenzer von halblinks aus 16 Metern knapp rechts vorbeiging. Der FC-Stürmer hatte sich warm geschossen und sein zweiter Versuch saß. Dominique Heintz schickte über links einen langen Pass. Lemperle entwischte dem Ex-Kölner Toni Leistner, der als einziger Herthaner auf Abseits spielte, und blieb vor Torhüter Tjark Ernst cool. Es war bereits Lemperles fünfter Saisontreffer. „Das war sehr reif von Timmy dieser Laufweg. Er hatte ein gutes Timing und war dann eiskalt vor dem Tor“, lobte Trainer Struber den Siegtorschützen.
Kölner Brust wird nach dem 1:0 breiter
Mit dem 1:0 wurde die Brust der Geißböcke sofort breiter. Der FC gewann nun mehr Zweikämpfe und ließ den Ball sicherer durch die eigenen Reihen laufen. Weil Jan Thielmann den Ball nicht richtig traf (35.) und Denis Huseinbasic mit links vorbeizielte (38.), blieb es beim 1:0. Fast wäre die Hertha sogar zum Ausgleich gekommen. Nachdem Scherhant sich zum ersten Mal auf links Platz verschaffen konnte, grätschte Eric Martel den Ball vor dem einschussbereiten Florian Niederlechner in höchster Eigentor-Gefahr zur Ecke (45.).
Berlins Coach Christian Fiel wechselte zur Pause und schob sein Team mit Jon Dagur Thorsteinsson auf rechts insgesamt weiter nach vorne. Die FC-Abwehr war sofort gefordert und musste nach einer Ecke bei einem Versuch von Michael Cuisance durchatmen (47.). Thorsteinsson (53.) und Niederlechner (55.) trafen danach nur das Außennetz, wirklich gefährlich war das aber nicht.
Die besseren Chancen hatte der FC. Deyovaisio Zeffuik hinderte Lemperle im letzten Moment am Doppelpack (59.) und Dejan Ljubicic versagten frei vor Ernst die Nerven, als ihm der Versuch, den springenden Ball mit links zu schießen, völlig misslang (60.).
Die Kölner hatten defensiv wenig Probleme. Knifflig wurde es erst, nachdem Julian Pauli nach einem taktischen Foul mit Glück an Gelb-Rot vorbeischrammte (79.) und Dominique Heintz angeschlagen ausgewechselt werden musste (79.). Ein rotwürdiges Foul von Niederlechner schon in der ersten Hälfte hatte sich nachhaltig bemerkbar gemacht.
Eric Martel rückte ins Zentrum der Dreierkette und der eingewechselte Mathias Olesen übernahm auf der Doppelsechs. Der erst vierte Saisonsieg der Kölner geriet aber nicht mehr ernsthaft in Gefahr. Der eingewechselte Damion Downs hatte sogar zweimal noch das 2:0 auf dem Fuß (85./90.+5), schoss aber beim ersten Mal rechts vorbei und beim zweiten Mal drüber.
„Das war bestimmt nicht unser bestes Spiel, vor allen Dingen mit Ball. Im Moment ist das Wichtigste, dass wir defensiv gutstehen und wir uns diesen Sieg erkämpft haben“, brachte Flügelspieler Linton Maina die wesentlichen Dinge an diesem nasskalten Abend im Berliner Olympiastadion auf den Punkt.
Statistik:
Hertha BSC: Ernst; Kenny, Leistner (52. Klemens), M. Dardai, Zeefuik; Sessa (46. Thorsteinsson), Karbownik (66. Lum), Maza (89. Schuler); Cuisance, Niederlechner (66.Prevljak), Scherhant. – 1. FC Köln: Schwäbe; Pauli, Hübers, Heintz (79. Olesen); Thielmann, Huseinbasic, Martel, Pacarada; Ljubicic (73. Waldschmidt); Lemperle (68. Downs), Maina (79. Kainz). – SR.: Osmers (Hannover). – Zuschauer: 68.763. – Tor: 0:1 Lemperle (31.). – Gelbe Karten: Leistner, Dardai, Karbownik, Thorsteinsson; Pauli, Schwäbe.