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Krise des 1. FC KölnVorstand und Geschäftsführung wollen auch bei Abstieg im Amt bleiben

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Halten auch in Krisenzeiten zusammen: FC-Präsident Werner Wolf (M.) und die Geschäftsführer Christian Keller (l.) und Philipp Türoff.

FC-Präsident Werner Wolf spricht der Geschäftsführung um den massiv unter Druck geratenen Sportchef Christian Keller das Vertrauen aus und zeigt sich vom gemeinsamen Kurs „felsenfest“ überzeugt.

Am Tag, nachdem der Abstieg ein weiteres Stück näher gekommen war, meldete sich der Präsident zu Wort. Werner Wolf, dem gerne vorgeworfen wird, gerade in Krisenzeiten zu wenig Präsenz auszustrahlen, bezog in einem Interview auf der Homepage des 1. FC Köln ausführlich Stellung zur prekären Lage des Tabellenvorletzten, dem nach dem 1:1 am Sonntag im Kellerduell der Fußball-Bundesliga beim FSV Mainz 05 zum siebten Mal in der Vereinsgeschichte der Gang in die Zweitklassigkeit droht. Als Kernbotschaft sprach Wolf der dreiköpfigen Geschäftsführung um den zuletzt massiv unter Druck geratenen Sportchef Christian Keller das Vertrauen aus und lehnte einen Rücktritt des ebenfalls in der Kritik stehenden Vorstandes ab. „Wir werden den Rufen nach Rücktritten und Entlassungen nicht nachgeben. Das wäre ein Rückfall in die Mechanismen, die seit ganz vielen Jahren verhindern, dass der FC nachhaltig wächst. Wir sind nicht bereit, diese Überzeugung zu opfern, nur um in Medien und Öffentlichkeit kurzfristigen Zuspruch zu erfahren“, erklärte der FC-Präsident.

1. FC Köln: Zu 100 Prozent hinter der Geschäftsführung

Wolf betonte, ebenso wie seine noch bis Herbst 2025 gewählten Stellvertreter Eckhard Sauren und Carsten Wettich ligaunabhängig „zu 100 Prozent hinter der Geschäftsführung“ zu stehen. „Wir sind felsenfest von unserem Kurs überzeugt und werden auch mit dieser Geschäftsführung in die neue Saison gehen. Wir hängen nicht an unseren Posten, wir hängen am FC“, verdeutlichte der 67-Jährige, der sich mit seinen Mitstreitern als „Diener des FC auf Zeit“ betrachtet. „Wir werden für die Kontinuität kämpfen, die dem FC weiterhilft.“ Damit bleibt es vorerst nur bei der Trennung von Ex-Vorstandsberater Jörg Jakobs, der als Schlüsselfigur bei der verhängnisvollen Verpflichtung von Sturm-Talent Jaka Cuber Potocnik gilt.

Wir werden unseren Weg weitergehen und für unseren Kurs kämpfen. Das gilt für uns als Vorstand. Das gilt für unsere drei Geschäftsführer, von deren Arbeit wir überzeugt sind.
Werner Wolf, Präsident 1. FC Köln

Vorausgegangen war eine Krisensitzung nach der verheerenden 0:2-Pleite gegen das Schlusslicht SV Darmstadt 98. „Wir haben uns in der vergangenen Woche noch einmal mit der Geschäftsführung zurückgezogen und unseren Kurs und unsere Überzeugung angesichts der zu erwartenden kritischen Auseinandersetzung mit dieser Saison hinterfragt. Wir sind alle klar. Wir werden unseren Weg weitergehen und für unseren Kurs kämpfen. Das gilt für uns als Vorstand. Das gilt für unsere drei Geschäftsführer, von deren Arbeit wir überzeugt sind“, fasste Werner Wolf das Ergebnis der Zusammenkunft zusammen, an der erstmals auch der neue Vorstandsberater Frank Schaefer teilnahm.

Den Verzicht auf personelle Konsequenzen in der Führungsetage begründete Wolf wie folgt: „Gerade die intensive Aufarbeitung der Fehler, die selbstkritische transparente Analyse der Situation, aber vor allem die Fortschritte in nahezu allen anderen Bereichen des FC, die die Geschäftsführung gemeinsam erreicht hat, überzeugen uns, an der Zusammenarbeit festzuhalten.“ Der FC-Präsident verwies in diesem Zusammenhang auch auf die „Rahmenbedingungen, unter denen Entscheidungen getroffen werden mussten“. Wolf versicherte: „Wir gehen intern sehr deutlich miteinander um und das nicht erst in den vergangenen Wochen.“

Wir haben es geschafft, den akut insolvenzgefährdeten FC wieder ins Leben zu holen.
Werner Wolf, FC-Präsident

Besonders hoch rechnet das seit 2019 amtierende Präsidium der Geschäftsführung die wirtschaftliche Stabilisierung des 1. FC Köln an: „Wir haben es geschafft, den akut insolvenzgefährdeten FC wieder ins Leben zu holen. Die Geschäftsführung hat es gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in zwei Jahren geschafft, dass der FC sich aus eigener Kraft tragen kann“, lobte Werner Wolf, dessen Club das laufende Geschäftsjahr zum zweiten Mal in Folge mit einem zweistelligen Millionengewinn abschließen wird. Zudem sei damit begonnen worden, den am Geißbockheim vorherrschenden „Investitionsstau von mindestens 35 Jahren“ mit Millionen-Aufwendungen abzubauen. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass Sportchef Christian Keller, Finanz-Experte Philipp Türoff und Markus Rejek (Marketing und Vertrieb) seit Beginn ihrer Amtszeit in 2022 nicht in Gänze miteinander harmonieren. Obendrein kommt der seit einem Jahrzehnt geplante Ausbau der FC-Heimat weiterhin nicht voran.

Dennoch betonte Wolf, den eingeschlagenen Weg, den 1. FC Köln „als mitgliedergeführten Verein weiterzuentwickeln, der zu 100 Prozent von Investoren unabhängig agiert“, fortsetzen zu wollen. „Genau in diesen schwierigen Situationen wie jetzt gilt es, dranzubleiben und die langfristige Ausrichtung und Clubentwicklung in den Fokus zu stellen“, bekräftigte der FC-Präsident. „Wir wollen den Teufelskreis opportunistischer Maßnahmen der vergangenen rund 35 Jahre durchbrechen. Genau jetzt, wenn die Stimmen mit den alten Rezepten wieder lauter werden und die Versuchung groß scheint, werden wir Flagge zeigen. Auch wenn es gerade nicht leichtfällt, lassen wir uns von einer klar definierten, ganzheitlichen Strategie leiten, die das Ergebnis einer Weiterentwicklung unseres 2021 vorgestellten Matchplans ist.“

Wir haben Fehler gemacht – auf und neben dem Platz.
Werner Wolf, FC-Präsident

Wolf räumte allerdings auch Fehler ein. „Wir haben Fehler gemacht – auf und neben dem Platz. Wir sind angetreten, um einen neuen FC zu bauen, einen unabhängigen, einen nachhaltigen, einen stabilen, einen erfolgreichen FC. Das ist eine große Herausforderung. Wer sich ihr stellt, macht Fehler und erlebt Rückschläge. Mit der Transfersperre und dem zähen Kampf gegen den Abstieg erleben wir das in einer besonders harten Dimension“, erklärte der FC-Präsident, der für den wachsenden Unmut im Umfeld Verständnis zeigte: „Viele Fans sind sehr enttäuscht von dieser Saison, manche wütend. Das kann ich verstehen. Unsere Aufgabe ist es, Emotionen auszuhalten und uns der Kritik zu stellen.“

Untergangsszenarien bezeichnete Werner Wolf derweil als „Populismus“: „Wir werden auch im Falle eines Abstiegs in der Lage sein, mindestens ein ausgeglichenes Ergebnis zu erwirtschaften. Auch in der Zweiten Liga wird der FC nicht auf Sondereffekte angewiesen sein und sich selbst tragen können. Im Sommer 2025 werden wir dann den Löwenanteil der Verbindlichkeiten endlich abgearbeitet haben und in der Lage sein, wieder angemessene Investitionen in Mannschaft und Infrastruktur vorzunehmen.“ Bleibt nur abzuwarten, ob auch das Umfeld gewillt ist, ein mögliches Übergangsjahr im Unterhaus ohne personelle Konsequenzen in der Führungsetage mitzutragen.