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Interview mit Ljubljanas Vize„Es geht uns nicht um Genugtuung, sondern um eine faire Lösung“

Lesezeit 3 Minuten
Das Geißbockheim, Vereinsheim des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln. Nachdem der Fußball-Weltverband FIFA eine Transfersperre gegen den 1. FC Köln verhängt hat, will der Bundesligist nun Berufung beim internationalen Sportgerichtshof Cas einlegen.

Das Geißbockheim, Vereinsheim des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln. Nachdem der Fußball-Weltverband FIFA eine Transfersperre gegen den 1. FC Köln verhängt hat, will der Bundesligist nun Berufung beim internationalen Sportgerichtshof Cas einlegen.

Dr. Christian Dollinger ist der Vizepräsidenten von Olimpija Ljubljana, der Verein vom dem das Sturmjuwel zum FC kam. Carolin Raab sprach mit ihn zur Causa Potocnik.

Warum hat es mit dem 1. FC Köln im Sommer keine Einigung in der Sache Potocnik gegeben?

Es gab diesen Vereinswechsel, den wir als nicht korrekt angesehen haben. Deshalb sind der Präsident und ich als Vizepräsident von Olimpija für ein Gespräch nach Köln gereist, wo wir einen Termin bei FC-Geschäftsführer Christian Keller hatten. Dort war sehr schnell ersichtlich, dass hier keinerlei Einigungs- oder Gesprächsbereitschaft vorhanden ist und eine gütliche Einigung zumindest zum damaligen Zeitpunkt nicht möglich war. Deshalb haben wir die Fifa als zuständige Stelle um gerichtliche Klärung gebeten und die Klage eingereicht.

Nun gibt es Widersprüche zwischen den Darstellungen beider Seiten. Der FC sagt, das Gespräch habe im August 2022 stattgefunden und etwa anderthalb Stunden gedauert, Sie sagen, es sei im Juli und wesentlich kürzer gewesen.

Ich habe nicht mit der Stoppuhr in dem Treffen gesessen, aber mein Eindruck war, dass es deutlich kürzer gedauert hat, als Herr Keller sagt. Wären der Präsident und Vizepräsident des FC nach Ljubljana gereist, hätte das Treffen sicher in einem ganz anderen Rahmen stattgefunden. Wir saßen bei einer Tasse Kaffee zusammen und sind nach gefühlten 20, 30 oder auch 60 Minuten wieder hinauskomplimentiert worden. Laut nachträglicher Kontrolle der Bahnfahrkarten hat der Termin aber tatsächlich am 30. August stattgefunden.

Der FC hat Ihnen nach eigener Aussage 100 000 Euro angeboten, um die Sache im Nachhinein zu regeln. Das sind deutlich mehr als die 51750 Euro, die die Fifa Olimpija nun zuspricht...

Dabei handelt es sich um einen Schadenersatz, den Jaka Cuber Potocnik und der Verein gemeinschaftlich zu bezahlen haben. Was hätte mit diesen 100 000 Euro auch abgegolten werden sollen? Das war für uns viel zu wenig. Wir wollten diesen Spieler ja nicht hergeben. Er ist ein wirkliches Talent, die slowenische Lebensversicherung. Er ist mehr wert als 100 000 Euro. Außerdem war er zum Zeitpunkt des Wechsels erst 16 Jahre alt. Er hätte nach unserer Auffassung erst einmal die Schule beenden und nicht so aus seinem Lebensumfeld herausgerissen werden sollen.

Warum haben Sie sich entschieden, mit diesem Fall an die Medien, genau gesagt die BILD-Zeitung, zu gehen?

Das hat niemand aus unserem Verein entschieden. Ich weiß nicht, wer diese Informationen weitergegeben hat. Wir haben das Urteil der Fifa selbst erst gestern Mittag zugestellt bekommen und seitdem läuft auch mein Telefon heiß. Wer als erstes von was wusste, kann ich nicht beurteilen.

Glauben Sie, dass jetzt noch eine Einigung mit dem FC möglich ist und diese das Gerichtsverfahren beeinflussen könnte?

Es geht uns nicht um Genugtuung, sondern um eine faire Lösung für beide Seiten. Wir befinden uns mit dem 1. FC Köln ja nicht in einer kriegerischen Auseinandersetzung. Selbstverständlich stehen die Gesprächskanäle offen. Mich kann man immer anrufen.