In Wesseling entsteht eine neue Anlage, die aus Kunststoffverpackungen neue Rohstoffe machen soll. Zur Grundsteinlegung kam hoher Besuch.
Scholz und Wüst bei LyondellBasellIn Wesseling werden Verpackungsabfälle zu Rohstoffen
Der US-amerikanische Chemiekonzern LyondellBasell errichtet in Wesseling eine neue hochmoderne Kunststoffrecyclinganlage und hatte am Donnerstag (19. September) zur Grundsteinlegung eingeladen. Die Innovation zog auch hochrangige Gäste an.
So kamen an diesem Vormittag Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der sich bei LyondellBasell zudem das Ausbildungszentrum anschaute, NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) nach Wesseling. Zu sehen gab es aber noch nicht viel, die Grundsteinlegung vollzog der Konzern mit den Politikern auf einer Bühne, auf der das Projekt vorgestellt wurde.
Ab 2026 sollen hier in der etwa vier Fußballfelder großen Produktionsstätte Kunststoffabfälle verarbeitet werden, die bisher unbrauchbar waren, so vor allem Lebensmittelverpackungen und Behälter, die aus mehreren Kunststoffen bestehen. Solche Abfälle werden bislang auf Deponien entsorgt oder verbrannt.
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Verpackungsabfälle von 1,2 Millionen Deutschen werden wiederverwertet
In Wesseling entsteht nun eine erste Anlage für katalytisches, chemisches Recycling im industriellen Ausmaß, die auf dem von LyondellBasell entwickelten MoReTec (Molecular Recycling Technology) -Verfahren basiert. Die Jahreskapazität der Anlage soll 50.000 Tonnen betragen und die Kunststoffverpackungsabfälle von mehr als 1,2 Millionen Deutschen wiederverwerten. Das Verfahren soll weniger Energie verbrauchen und gegebenenfalls ohne Treibhausgasemissionen auskommen.
„Mit Investitionen wie diesen schaffen wir neue Lösungen und reagieren auf die steigende Nachfrage unserer Kunden und der Gesellschaft nach nachhaltigen Produkten“, erklärte Peter Vanacker, CEO von LyondellBasell. Er nutzte die Anwesenheit von Scholz und Wüst, um eine bessere politische Unterstützung der europäischen Industrie zu fordern. „Wir brauchen wieder wettbewerbsfähige Strukturen in Europa und eine Politik, die den Markthochlauf für nachhaltige und zirkulare Produkte begünstigt. Nötig sind klare, verlässliche Rahmenbedingungen, die sich über 20 Jahre erstrecken.“
Diese Großanlage sei ein wesentlicher Schritt hin zur Kreislaufwirtshaft, äußerte Kanzler Olaf Scholz in seiner Rede. Das langfristige Ziel sei klar, möglichst gar keinen Plastikmüll mehr zu produzieren, sagte er und verwies auf die geplante nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie. Laut Scholz soll sie Ende 2024 verabschiedet werden.
Für Wüst ist „NRW der größte Chemie-Standort in Deutschland, und das wollen wir auch bleiben und gleichzeitig klimaneutral werden.“ Mit MoReTec-1 setze LydonellBasell wichtige Impulse für eine starke Kreislaufwirtschaft in der Kunststoff- und Chemieindustrie, betonte er.
Auch Wesselings Bürgermeister Ralph Manzke begrüßte die Schaffung der Anlage. Das stärke den Standort Wesseling und schaffe nachhaltige Arbeitsplätze. Zur Grundsteinlegung brachte er das Goldene Buch der Stadt mit, in das sich Scholz, Wüst und Vanacker eintrugen.
In der Anlage, die im Frühjahr 2026 in Betrieb gehen soll, werden in dem chemischen Recyclingverfahren aus Polyolefin-Abfällen Pyrolyseöl und Pyrolysegas gewonnen. Pyrolyseöl ist ein Ersatz für fossile Rohstoffe, die in der Polymerproduktion verwendet werden. Und Pyrolysegasströme werden normalerweise als Brennstoff verbraucht. Mit der MoReTec-Technologie kann jedoch auch das Pyrolysegas zurückgewonnen werden, das dann ebenfalls zur Herstellung von Polymeren beiträgt.
Die Produkte werden unter anderem zu medizinischen und Lebensmittelverpackungen weiterverarbeitet. Angedacht sei dazu, dass die Kunststoffabfälle zunächst erst einmal auf einem Gelände im benachbarten Chemiepark Hürth Knapsack sortiert und gereinigt werden, ergänzte Stephan Ständer, Werksleiter von LyondellBasell in Wesseling.
Der Chemiekonzern investiert in die Recycling-Anlage einen dreistelligen Millionenbetrag in Wesseling, einem bereits seit 1953 bestehenden Standort. Dafür erhält er einen Zuschuss in Höhe von 40 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds der Europäischen Union und ist eines von 41 Großvorhaben, für die es im vergangenen Dezember Förderzusagen gab. Unterm Strich stellt die EU 3,6 Milliarden Euro bereit, um innovative Projekte auf dem Gebiet der sauberen Technologien zu finanzieren und damit die Reduzierung von CO2-Emissionen durch den Einsatz kohlenstoffarmer Energiequellen zu fördern.
LyondellBasell zählt zu den weltweit führenden Herstellern von Kunststoffen und anderen Chemikalien. In Wesseling und im benachbarten Hürth beschäftigt das Unternehmen eigenen Angaben zufolge 1600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.