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Corona-Wirren in BangladeschRonny Rahman und seine Ausreise mit Hindernissen

Lesezeit 3 Minuten

Ronny Rahman ist froh darüber, wieder in seiner Wahlheimat Glessen zu sein.

  1. Dass auch in anderen Ländern auf der Welt momentan alles anders ist - das weiß Ronny Rahman jetzt ganz genau.
  2. Eigentlich wollte er seine Heimat Bangladesch für einen Monat besuchen. Doch der Urlaub verlängerte sich unfreiwillig.
  3. Doch jetzt ist Rahman zurück in Bergheim - und in seinem Gasthaus...

Bergheim-Glessen – Eigentlich sollte der Heimaturlaub einen Monat lang dauern. Doch es wurde ein mehr als doppelt so langer Aufenthalt. Ronny Rahman geriet in Bangladesch in die Corona-Wirren und musste bange Wochen lang auf die Ausreise und dem Heimflug warten.

Ende Februar war Rahman (59) nach Satkhira aufgebrochen, um seine Familie zu besuchen. Die 87.000-Einwohner-Stadt im Südwesten des südasiatischen Landes ist die Heimat des Gastronomen. Dort leben noch einige seiner sieben Geschwister und viele alte Freunde.

Striktes Ausgangverbot nach einer Woche

Eine Woche lang war alles wie gewohnt. Dann verhängte die Regierung ein striktes Ausgangsverbot. Nur noch für drei Stunden am Vormittag dürfen die Bewohner zum Lebensmitteleinkauf das Haus verlassen. Die Polizei wacht mit Argusaugen darüber, dass das Verbot eingehalten wird.

„Auf den Märkten sind Obst und Gemüse ausreichend vorhanden“, berichtet Rahman, der seit Sonntag wieder in Glessen ist. Statt auf Brunnenwasser, das vor dem Verzehr abzukochen ist, haben er und seine Schwester, bei der er untergekommen war, auf Mineralwasser zurückgegriffen.

Obst und Gemüse habe es genug gegeben, sagt Ronny Rahman.

„Man kann gut leben, obwohl Bangladesch immer noch ein eher armes Land ist“, sagt er. Auf deutlich weniger als der Hälfte der Fläche leben etwa doppelt so viele Einwohner (164 Millionen) wie in Deutschland. Viele arbeiten in der Textilindustrie, die nach China weltweit die höchsten Exporte tätigt.

Rahman hat die Öffentlichkeit konsequent gemieden, um seine Ausreise nicht zu gefährden. Wenige Tage vor der geplanten Rückreise wurde sein Flug gestrichen. Drei spätere Flugtermine kündigte die Deutsche Botschaft an, aber auch diese Maschinen blieben am Boden. Rahmans Frau Doina, gebürtige Rumänin, schaltete von der rheinischen Wahlheimat aus zusätzlich das Auswärtige Amt ein.

„Ich hatte viel Angst“

Am 1. Mai erhielt Ronny Rahman die Nachricht, dass er sich am nächsten Tag am Flughafen von Dhaka, der Hauptstadt des Landes, einfinden solle. Mit dem Auto legte er die rund 600 Kilometer lange Strecke zurück. Vor den Städten, die er passieren musste, wurde er von Militär- und Polizeikontrollen abgefangen und nach Vorlage der Reisegenehmigung bis zu den Ortsausfahrten eskortiert, damit er nicht in Kontakt zu Einheimischen geriet. Auch durch die Straßen Dhakas gab es für ihn behördlichen Geleitschutz bis zum Flughafen.

„Dort warteten etwa 450 Menschen auf den Rückflug nach Europa“, berichtet Rahman. Nach einem Corona-Test, der negativ ausfiel, konnte er in den Flieger steigen und die Heimreise antreten. „Ich hatte viel Angst in der Zeit, weil die Rückkehr so ungewiss war“, gesteht der Wahl-Glessener, der jetzt für zwei Wochen in Quarantäne ausharren muss.

Zurück in seiner „Glessener Braustube“

In Glessen hat während der Abwesenheit seine Frau die „Glessener Braustube“ geführt. Die gelernte Köchin hat einen Außer-Haus-Verkauf organisiert, um wenigstens einige Einnahmen zu generieren. „Es ist aber auch wichtig, den Kontakt zur Kundschaft zu halten“, betont der Heimkehrer.

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Rahman kam 1979 nach Bonn, „mit einem Rucksack und ein paar Hundert Dollar“, wie er sich erinnert. Er machte eine Ausbildung zum Restaurantfachmann und arbeitete in verschiedenen Betrieben. 1998 kam er nach Glessen, wo er heimisch wurde und inzwischen viele Freunde hat. Er übernahm zunächst das „Haus Hüppeler“ (heute „La Musica“) und 2002 die Braustube, in der er möglichst bald wieder Gäste bewirten will.