In den Abwässern kleiner und mittelgroßer Krankenhäuser finden sich resistente Keime. Manche Klärwerke entfernen sie vollständig.
Oft aus KrankenhäusernAbwässer im Rhein-Erft sind mit resistenten Keimen belastet
![Zu sehen ist eine Kläranlage in Rheinbach.](https://static.rundschau-online.de/__images/2025/02/06/597c6d29-d450-4fdd-9198-745abaae4e14.jpeg?q=75&q=70&rect=0,284,2126,1196&w=2000&h=1444&fm=jpeg&s=1990f73c07a1e9463b42da798467c02c)
Das ARA-Forschungsprojekt untersuchte, welche Kläranlagen multiresistente Erreger vollständig aus Abwässern entfernen.
Copyright: Erftverband
Multiresistente Erreger, gegen die eine Vielzahl gebräuchlicher Antibiotika nicht mehr wirksam sind, können schwerwiegende Konsequenzen für betroffene Patienten haben. Die schlechte Nachricht lautet, antibiotikaresistente Bakterien sind im Abwasser in der Erftregion allgegenwärtig. In den Abwässern kleiner und mittelgroßer Krankenhäuser sind als besonders kritisch betrachtete Erreger, die gegen die Mehrzahl von Antibiotika resistent sind, als auch Reserveantibiotika in erhöhtem Maße zu finden – in der Gesamtfreisetzung durchaus mit großen Krankenhäusern vergleichbar.
Zu diesem Schluss kommt das Forschungsprojekt „Antibiotika und Antibiotikaresistenzen im Abwasser“ (ARA) des Erftverbandes und des Institutes für Hygiene und Public Health (IHPH) des Universitätsklinikums Bonn.
Erftverband untersucht antibiotikaresistente Keime im Abwasser
Die gute Nachricht lautet, die Erreger können schon in herkömmlichen Klärwerken zu 99,9 Prozent zurückgehalten, in Klärwerken mit sogenannter weitergehender Abwasserbehandlung sogar vollständig entfernt werden.
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In den Jahren 2020 bis 2023 haben Erftverband und IHPH mit dem ARA-Projekt ihre Zusammenarbeit in den Jahren 2016 bis 2019 zur deutschlandweiten Untersuchung namens HyReKa fortgesetzt. Damals ging es schon einmal um die Erforschung der Verbreitung antibiotikaresistenter Keime, und zwar in den Abwässern großer Kliniken.
Auch Kläranlage in Bergheim-Glessen untersucht
Diesmal sammelten die Forscher zum einen Daten zum Vorkommen von antibiotikaresistenten Bakterien in den Klinikabwässern des Elisabethkrankenhauses Grevenbroich sowie des Marien-Hospitals Euskirchen. Proben wurden ebenfalls bei den beiden nachgeschalteten Kläranlagen des Erftverbandes entnommen, der Kläranlage Grevenbroich und dem Gruppenklärwerk Euskirchen-Kessenich, die mit sogenannter „konventionell-dreistufiger Abwasserbehandlung“ ausgestattet sind.
Zum anderen wurde der Rückhalt von Antibiotika und Antibiotikaresistenzen in Kläranlagen des Erftverbandes mit „weitergehender Abwasserbehandlung“ untersucht. Und zwar in den Kläranlagen Bergheim-Glessen und im Gruppenklärwerk Kaarst-Nordkanal – beide sind mit sogenannten Membranbioreaktoren ausgestattet. Auch die Kläranlage Rheinbach wurde in die Untersuchung einbezogen, eine naturnahe, kostengünstige Klärtechnik, mit nachgeschaltetem „Retentionsbodenfilter mit beigemischter granulierter Aktivkohle“, kurz RBFplus, heißt es im Bericht des Erftverbands.
Langzeituntersuchungen nötig
Das ARA-Projekt habe aufzeigen können, dass das Verfahren des RBFplus ähnlich gute Resultate beim Rückhalt von Antibiotikaresistenzen erziele, wie die untersuchten Kläranlagen mit Membranbioreaktoren, erläuterte die Sprecherin des Erftverbands Ronja Thiemann. Außerdem komme die Studie zum Schluss, dass die Ertüchtigung kommunaler Kläranlagen mit Verfahren der weitergehenden Abwasserbehandlung leichter umzusetzen sei, als die dezentrale Abwasserbehandlung an Krankenhäusern, dennoch lege die Untersuchung „passgenaue Einzelfallentscheidungen“nahe. Die Frage, ob immer mehr multiresistente Keime ins Abwasser gelangten, habe im Projekt nicht geklärt werden können, dazu seien Langzeituntersuchungen nötig.
Die Ergebnisse stehen jetzt in einem rund 100-seitigen Abschlussbericht und einer Zusammenfassung auf der Homepage des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen zum Download bereit.