Der Verkehrsbetrieb Wupsi unternimmt viele Bemühungen, um den Verkehr besser zu gestalten.
Die Linie 222 soll künftig mit Elektrobussen betrieben werden, dies sei aber noch der Anfang.
Außerdem baut die wupsi das Car- und Bikesharing-Angebot aus. Ist das der Start für eine Verkehrsoffensive?
Rhein-Berg – Die Wupsi beginnt mit dem Ausstieg aus der Dieseltechnik. Zunächst sollen zehn der 150 Dieselbusse aus der Wupsi-Flotte gegen Fahrzeuge mit Elektroantrieb ausgetauscht werden. Das kündigte Wupsi-Geschäftsführer Marc Kretkowski jetzt im Beteiligungsausschuss des Rheinisch-Bergischen Kreises an, der ebenso wie die Stadt Leverkusen 50 Prozent an dem Verkehrsunternehmen hält.
Linie 222 soll mit E-Bus fahren
Als „Grüne Linie“ soll in einem ersten Schritt die Linie 222, die von Bergisch Gladbach S-Bahnhof über Paffrath und Schildgen nach Leverkusen-Opladen verkehrt, auf Elektrobus-Betrieb umgestellt werden. Geladen werden sollen die Fahrzeuge im Depot. Dadurch müsse nicht in Ladestationen auf den Strecken investiert werden, so Kretkowski.
Wann die ersten Fahrgäste mit Elektroantrieb befördert werden, dazu kann die Wupsi noch keinen Termin nennen. Entsprechende Förderanträge für die Anschaffung der Fahrzeuge seien gestellt, eine Rückmeldung stehe aber noch aus, heißt es auf Nachfrage aus der Leverkusener Wupsi-Zentrale.
Die Anschaffungskosten pro Fahrzeug liegen laut Wupsi mit 600 000 bis 650 000 Euro bei etwa dem Dreifachen der Kosten für einen konventionellen Dieselbus (200 000 bis 250 000 Euro). Mit 650 000 Euro beziffert unterdessen auch die Regionalverkehr Köln (RVK) GmbH die Anschaffungskosten für die Wasserstoffbusse, die ab kommendem Herbst auch auf Linien in Rhein-Berg fahren sollen.
„Derzeit ist noch völlig, welche Technologie sich am Markt durchsetzen wird“, begründete Kretkowski im Ausschuss die Entscheidung für das Pilotprojekt mit Elektrobussen. Gleichwohl werde auch eine Kooperation mit dem Entsorgungsunternehmen Avea und der Energieversorgung Leverkusen (EVL) für Wasserstoffbusse geprüft.
E-Busse als günstigste Variante
Eine Machbarkeitsstudie eines externen Unternehmens sei zum Ergebnis gekommen, dass für die Wupsi Elektrobusse die günstigere Variante bei den alternativen Antrieben sei, erläutert Wupsi-Sprecherin Kristin Menzel auf Nachfrage dieser Zeitung. Im Gegensatz zu Wasserstofftankstellen – die RVK baut derzeit eine für 2,5 bis 3 Millionen in Wermelskirchen – sei die Infrastrukturkosten für Elektrobusse, die im Depot geladen würden, überschaubar, so Menzel.
Bei der Entscheidung der RVK für den Wasserstoffantrieb war unterdessen stets auch dessen größere Reichweite gerade in ländlicheren Regionen ins Feld geführt worden. Die Wupsi bedient zwar die Stadtgebiete von Leverkusen und Bergisch Gladbach, hat aber auch Linien, die beispielsweise von Gladbach über Kürten nach Wipperfürth verkehren.
Beim Rheinisch-Bergischen Kreis, der bei der Wupsi wie bei der RVK Miteigentümer ist sieht man die unterschiedlichen Pilotprojekte der beiden Verkehrsunternehmen positiv: „Wir tragen das so mit, weil die RVK ja auch eher im ländlichen Bereich unterwegs ist“, so Kreis-Sprecherin Hannah-Weisgerber auf Anfrage.
„Wir vergeben uns nichts, wenn wir es jetzt in einem ersten Schritt mit Elektrobussen versuchen“, so Wupsi-Geschäftsführer Kretkowski in der Ausschusssitzung. Dabei wies er darauf hin, dass ja auch ein Konzern wie VW gerade komplett auf Elektroantrieb setze. „Es ist noch offen, wo die Reise insgesamt hingeht.“
Klar, ist unterdessen bereits jetzt, dass das Elektro-Pilotprojekt nicht das einzige ist, mit dem die Wupsi auf Herausforderungen an Mobilität der Zukunft reagieren will.
Geringere Abgase
Bis Ende dieses Jahres sollen 83 Prozent der Wupsi-Busse auf Euro-VI-Abgasnorm umgerüstet sein, bis Ende 2022 der komplette Fuhrpark, kündigte Kretkowski an. Außerdem woll das Unternehmen das Fahrradverleihsystem ausbauen, das er bereits in Leverkusen erfolgreich betreibt. Bislang liege lediglich noch keine Anforderung einer Kommune aus Rhein-Berg vor.
Erneut 30 neue Busfahrer
Nicht allein in Sachen Antriebstechnologie stehen Verkehrsunternehmen wie die Wupsi vor Herausforderungen. Nach der Ausweitung des Busangebots in Rhein-Berg zu den beiden vergangenen Fahrplanwechseln und einer weiteren Ausweitung in Leverkusen zum Sommer, bekomme es die Wupsi „so gerade eben noch hin“, die aktuell nötigen 30 zusätzlichen Busfahrer einzustellen, berichtete Wupsi-Geschäftsführer Marc Kretkowski im Beteiligungsausschuss des Kreises. Die Wupsi setzt daher nach eigenen Angaben auf attraktive Angebote für Mitarbeiter. Erleichterung könne in Zukunft auch autonom fahrende Verkehre bieten. (wg)
Mit einem Car-Sharing-Angebot ist die Wupsi in Rhein-Berg bereits am Start. In Kooperation mit Ford betreibt sie insgesamt acht Stationen in Bergisch Gladbach und Odenthal.
Und im Wandel zum „Multi-Mobilitäts-Anbieter“ denkt die Wupsi noch weiter: In zehn bis 15 Jahren könnte es selbstfahrende Busse geben, die ohne festen Linienverlauf verkehren und von Fahrgästen per App bestellt werden können, dann mehrere Fahrgäste einsammeln und beispielsweise zum Bahnhof bringen.
„Auch als Zubringer im ländlichen Raum wäre das eine Chance“, so Kretkowski. Insbesondere gehe es darum, unterschiedliche Verkehrsmittel besser miteinander zu verknüpfen, so Kretkowski. Mit den im Rahmen der Regionale 2025 derzeit in die konkrete Umsetzung gehenden Mobilitätsstationen sei der Kreis in jedem Fall auf dem richtigen Weg.