Baumeister als BaummeisterOdenthaler pflanzt in Nußbaum seinen eigenen Zukunftswald
Lesezeit 3 Minuten
Rhein-Berg – Bei Stefan Baumeister ist meistens was im Busch – obwohl er schon den ein oder anderen Bock geschossen hat. Und manchmal ist es auch eine ziemliche Sauerei, was sich vor seinen Augen abspielt. Von seinem Beobachtungsposten, einem Hochsitz am Südhang des Waldes zwischen Voiswinkel und Nussbaum hat der Hobbyjäger und -heger alles im Blick: Die Tiere, die sich auf dem Gelände tummeln – vom Waschbär bis zum Wildschwein – ebenso wie den Wald, der erst wieder ein solcher werden muss.
Knapp 1,3 Hektar Nadelwald hat der Odenthaler, der als Ingenieur im Betrieblichen Umweltschutz bei Ford arbeitet, vor rund vier Jahren in Bergisch Gladbach erworben. Stürme und vor allem die Borkenkäfer haben ihm jedoch die Freude an der Fichte nachhaltig zunichte gemacht: Aus dem dunklen Tann ist eine helle Brache geworden. Doch der Nachwuchs steht buchstäblich schon in den Startlöchern, denn in seiner Freizeit wird der Baumeister zum Baummeister.
Mit der Hilfe der Nachbarn
Rund 400 Bäume hat er vor einem Jahr zusammen mit zwei Kolleginnen gepflanzt, jetzt kamen nochmal knapp 300 dazu, von der Flatterulme über den Speierling bis zur Wildbirne, von der Hybridlärche über die Schwarznuss bis zum Mammutbaum.
Eigentlich sollte die Aktion am Samstag abgeschlossen sein; weil Stefan Baumeister in seiner Euphorie mit Spaten und Wiedehopfhaue jedoch zu viele Pflanzlöcher gegraben hatte, wird er noch ein paar Minibäume nachbestellen. Einige Neuzugänge bekam er auch von Nachbarn, Hundebesitzern oder Joggern aus heimischen Gärten geschenkt. „Sonst meckert im Wald der Spaziergänger über den Radfahrer, der Jogger über den Hundehalter und der Hundehalter über den Jäger, aber hier ziehen alle an einem Strang“, freut er sich. Im Hacken und Graben hat Baumeister mittlerweile Routine. „Immer, wenn ich zwischendurch Lust und Zeit habe, grabe ich ein paar Löcher.“ Zehn bis 20 schafft er pro Stunde. Luna, seine zwei Jahre alte Große Münsterländerhündin, unterstützt ihn nach Kräften – zuvorderst allerdings auf der Suche nach Mäusen.
Groß aufgeräumt wurde vor der Pflanzaktion nicht. Überall auf dem mit Flatterband abgetrennten Areal liegen Reisig, Knüppel und Baumstümpfe im Weg, um es Zeitgenossen, die die Anpflanzungen mutwillig zerstören wollen, so unbequem wie möglich zu machen. Für die Waldbewohner hat er Wildäser-Mischungen ausgestreut, die gerne angenommen werden – und offenbar schmackhafter sind als die jungen Triebe. Noch nicht ganz ausgereift ist indes die Bewässerung. In trockenen Sommern wie den beiden vergangenen haben Baumeister und seine Mitstreiter kanisterweise Wasser herangeschafft und das fast jeden zweiten Tag nach dem Gießkannen-Prinzip verteilt: „Für jeden Baum etwa ein ein Kölschglas.“ Demnächst will er einen Wassertank auf dem Gelände installieren.
Nachhaltig und ökologisch sinnvoll soll der neue Mischwald sein, den der Voiswinkler auch als einen Beitrag zum Klimaschutz versteht. Trotz mehrerer hundert Jungbäume verliert Baumeister nicht den Überblick in seinem Zukunftswald. Er weiß genau, wo die Roteichen stehen, wo die Schwarzkiefer oder die Wildkirsche wurzelt. „Es ist einfach schön, zu sehen, wie es wächst“, freut er sich. Und ab und zu fällt auch was für die heimische Küche ab, ohne dass der Jäger zur Schrotflinte greifen muss. Der Gemeine Hallimasch, der sich von den abgestorbenen Fichten ernährt, wird abgepflückt, eingekocht und gebraten – zuvor allerdings gut durchgegart, damit er genießbar wird.