Marienhagen – Das neue Fahrzeug der Notfallseelsorge hat Blaulicht, eine passende Beklebung – doch die vielleicht wichtigste Ausstattung sind die beiden Sofakissen auf der Rückbank. „Sie sollen Geborgenheit geben, an ihnen können sich die oft unter Schock stehenden Menschen festhalten“, sagt Koordinatorin Sigrid Marx: Denn der Ford Transit sei vor allem ein mobiler Rückzugsraum für die stets schwierigen Gespräche. Am Samstag ist der Wagen bei der Feier zum 20-Jährigen der Notfallseelsorge Oberberg in Dienst gestellt worden.
Geburtstagsfeier in Marienhagen
Im evangelischen Gemeindehaus in Wiehl-Marienhagen begrüßten Marx und Pfarrer Marc Platten, Vorsitzender des Fördervereins, knapp 50 Gäste aus Feuerwehr, Polizei, den Kommunen und den beiden großen Kirchen, die den Dienst tragen. Superintendent Michael Braun vom evangelischen Kirchenkreises An der Agger und Kreisdechant Christoph Bersch von der katholischen Kirche segneten das neue Einsatzauto. Es ersetzt den alten VW T4 Bulli, mit dem die Notfallseelsorger noch im vergangenen Sommer regelmäßig ins Flutgebiet gefahren waren. Der Neue ist ein Gebrauchtwagen mit abgedunkelten Scheiben, Tisch und gegenüberliegenden Sitzbänken. Der Wagen soll künftig etwa mit zu schweren Verkehrsunfällen ausrücken, um traumatisierte Personen in geschützter Atmosphäre seelsorgerisch betreuen zu können. 34 000 Euro hat der Ford gekostet, von denen 28 000 Euro der Kreis und die 13 Kommunen zu gleichen Teilen finanzierten. Das restliche Geld stammt aus dem Verkauf des T4.
Während der Feierstunde blickte Marx, seit Juli Koordinatorin, auf die Anfänge der Notfallseelsorge zurück: Als 1993 bei einem Hausbrand in Hülsenbusch drei Kinder starben, habe die Rettungsleitstelle zunächst Probleme gehabt, einen Seelsorger zu finden. Schließlich eilte Pfarrer Gisbert von Spankeren zur Hilfe – der nach diesem Unglück die Ausbildung zum Notfallseelsorger durchlief und den Dienst im Kreis mit aufbaute. Im Jahr 2002 nahm die Notfallseelsorge den Betrieb auf.
Von den mittlerweile 45 speziell ausgebildeten Notfallseelsorgern arbeiten 37 ehrenamtlich. Ein Aspekt, den Wiehls Bürgermeister Ulrich Stücker, der das Grußwort im Namen aller Rathauschefs sprach, hervorhob: „Gerade dieses sehr fordernde und belastende Ehrenamt ist alles andere als selbstverständlich.“
Kreisdirektor Klaus Grootens nannte es einen Segen, dass es die Notfallseelsorge gibt: „Wenn Eltern, Angehörige, Kinder und Jugendliche in psychischen Ausnahmesituationen sind, das Erlebte kaum ertragen können, leisten sie qualifizierte Hilfe.“