Waldbröl – Eigentlich, sagt Oliver Wagner, sei es ja sein Geschäft, Konzepte zu erstellen. Genau deshalb war der Co-Leiter des Forschungsbereichs Energiepolitik am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie in dieser Woche zur gemeinsamen Sitzung des Ausschusses für Landwirtschaft, Umwelt und Energie sowie des Ausschusses für Bauen und Verkehr in den Bürgersaal nach Waldbröl gekommen.
Schnelles Handeln erforderlich
Denn Wagner war vor einigen Jahren ebenso wie das Müllenbacher Energiebüro von Detmar Schaumburg in Waldbröl an der Erstellung von Klimateilkonzepten zur energetischen Sanierung öffentlicher Gebäude und eines Nahwärmekonzeptes beteiligt. Und genau diese Konzepte, so der Plan der Waldbröler Politik, sollten jetzt fortgeschrieben werden. Umso erstaunlicher war Wagners Credo mit Blick auf die aktuelle Entwicklung: „Die Konzepte liegen eigentlich alle auf dem Tisch. Viel wichtiger ist es, jetzt sehr schnell zu handeln.“
Offen für Junge
Nach dem Ende der „Fridays for Future“-Bewegung im Oberbergischen möchten die Waldbröler Grünen die Aktivisten gerne für eine Mitarbeit im sogenannten „Arbeitskreis Insektenschutz“ gewinnen, in dem sich die Waldbröler Politik und viele andere Beteiligte mit Klimafragen auseinandersetzen. Über den Antrag der Grünen, den Kreis für Aktivisten zu öffnen, musste nicht entscheiden werden, nachdem der Vorsitzende Bernd Kronenberg betont hatte: „In diesem Arbeitskreis ist jeder willkommen, der sich engagieren möchte.“ (kmm)
Warnsignale Detmar Schaumburg, der auch die letzte energetische Sanierung am Schulzentrum betreut hatte, bereits vor Ort: „Wenn ich von Marienheide nach Waldbröl fahre, dann sehe ich allein an den fehlenden Bäumen, die jetzt kein CO2 mehr absorbieren können: Das ist kein Klimawandel und keine Klimakrise, das ist schon eine Katastrophe.“ Das, was allein bei den Bäumen durch Trockenheit und Borkenkäfer jetzt passiere, sei ein gewaltiger Umbruch, den er so auch nicht vorhergesehen habe. Deshalb sagte auch Schaumburg der Politik: „Wenn das Haus brennt, ist es nicht an der Zeit, sich an einen Tisch zu setzen und über Konzepte zu reden.“
Neue Ringleitung soll Abhilfe schaffen
Die Politik zeigte sich davon beeindruckt und bemühte sich, so konkret wie möglich zu werden – ihr Vorhaben: Die SPD hatte schon im September beantragt, die Holzhackschnitzel-Heizung, die seit einigen Jahren das damals energetisch sanierte Schulzentrum versorgt, sei so dimensioniert, dass sie über eine Ringleitung auch weitere Gebäude versorgen könne. In Betracht kämen das gerade im Umbau befindliche Hallenbad, aber zum Beispiel auch die Heidberghalle und die Realschule.
Technisch sollte das möglich sein, meint Schaumburg, der damals am Projekt beteiligt war. „Die Holzhackschnitzel-Heizung ist tatsächlich so groß, weil es den Gedanken, die Wärme aus dem Schulzentrum auch für eine Versorgung weiterer Gebäude zu nutzen, da schon gab.“ Das sei damals jedoch an den Richtlinien des Fördergebers gescheitert.
Kostenrahmen wird ermittelt
Jetzt braucht es dafür aber trotzdem erstmal ein Gesamtkonzept. „Wir sind alle dafür, dass etwas passiert und wollen das auch gar nicht in Frage stellen“, betonte Ingo Solbach (CDU). Um eine Entscheidung treffen zu können, müsse die Politik trotzdem erst einmal den Kostenrahmen für eine weitere energetische Sanierung am Schul- und Sportzentrum kennen.
Den soll die Verwaltung nun ermitteln. Dabei könnte man, zumindest was die Heidberghalle betrifft, auch noch auf 1,6 Millionen Euro aus dem alten Konjunkturpaket I, die noch bis zum Jahr 2022 ausgegeben werden können. Auch sie sind an Energiesparmaßnahmen gekoppelt, waren aber ursprünglich unter anderem für die Erneuerung des Sportbodens und der Dämmung darunter vorgesehen. Jetzt wird geprüft, ob sie auch für die neue Energiesparidee verwendet werden können.