Waldbröl – Von Handschellen war die Rede, von einem Klappmesser, von Baseballschlägern und auch von einer Pistole: Nahezu filmreife Szenen schilderten gestern sowohl die vier Angeklagten vor dem Waldbröler Amtsgericht als auch ein 22-Jähriger aus Siegen als Zeuge.
Er gibt an, in der Nacht zum 8. Dezember 2018 von den vier Männern aus Nümbrecht und Ruppichteroth in seiner Wohnung gefesselt und um einen Schlüsselbund erleichtert worden zu sein. Er will auch eine Pistole gesehen haben: „Und am Morgen bemerkte ich, dass am Haus eine Scheibe zerschossen war.“
In der Nacht heimgesucht und gefesselt
Verantworten müssen sich die drei Nümbrechter, 20 und 18 Jahre alt, sowie der heute 17 Jahre alte Ruppichterother wegen Körperverletzung und Nötigung. Sie sollen in jener Nacht den Siegener heimgesucht und gefesselt haben, um zwei Spielekonsolen zurückzuholen, die dieser zuvor dem Quartett gestohlen haben soll. Da die Geräte aber nicht in dessen Wohnung zu finden waren, sollen die jungen Männer einen Schlüsselbund als Pfand mitgenommen haben.
Zu einem Urteil kam Amtsrichter Dr. Fabian Krapoth gestern nicht: Zu weit lagen die Schilderungen der Gruppe und ihres möglichen Opfers auseinander. Weitere Zeugen sollen an einem zweiten Verhandlungstag Licht in das Geschehen von damals bringen. So hatte der Siegener zwar zugegeben, dass die Konsolen entwendet worden waren, aber nicht von ihm.
Drohanrufe als Grund für nächtlichen Besuch
Grund für den „Besuch“ von ihm und Freunden bei dem Quartett seien Drohanrufe der vier bei einer Freundin gewesen sein. „Sie haben gesagt, sie würden ihr Haus anzünden.“ Also seien er und ein paar Kumpel – Namen nannte er nicht – zum Gartenhaus eines der Nümbrechter gefahren. „Wir wussten, dass sie sich oft dort treffen.
Und wir wollten, dass sie die Freundin in Ruhe lassen“, führte der Siegener aus. Als dort außer einer jungen Frau aber niemand anzutreffen gewesen sei, habe man die beiden Spielekonsolen kassiert, „als Druckmittel“. Später in der Nacht, nach 3 Uhr, seien die Vier, bewaffnet mit Baseballschlägern und einer Pistole, bei ihm aufgekreuzt, hätten ihm Handschellen angelegt und die Wohnung durchsucht. Die Konsolen hätten sie nicht gefunden, doch hätten die Vier von ihm abgelassen. „Ich war in Panik.“
Anzeige gegen das Quartett erstattet
Die Konsolen bekamen die Nümbrechter und der Ruppichterother schließlich von der Polizei zurück: Dort hatte der Siegener die Geräte abgegeben und auch Anzeige gegen das Quartett erstattet.
Dieses bestritt die Vorwürfe: Man habe den 22-Jährigen bloß festgehalten – dabei sei dem Siegener ein Klappmesser aus der Hosentasche gefallen – und sei nun verwundert über die Vorwürfe. „Wir wollten die Konsolen bloß wiederhaben – ohne Polizei und ohne Anzeige.“
Die Frage von Richter Krapoth, ob vielleicht eine offene Rechnung aus einem Drogenhandel der eigentliche Auslöser für den Konflikt sein könnte, verneinten alle Beteiligten.