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Vier Jahre Planung umsonstDaran ist die Idee für ein Hospiz in Waldbröl gescheitert

Lesezeit 3 Minuten

Waldbröl: Krankenhauschef Sascha Klein (v.l.), Monika Höfer (Förderverein), Chefärztin Dr. Ute Becker und Stationsleiterin Nicole Schrade bei der Einweihung neuer Palliativzimmer 2020.

Waldbröl – Ein Hospiz auf dem Gelände des Waldbröler Krankenhauses wird es vorerst nicht geben. Nach bald vier Jahren der Planung und intensiven Gesprächen haben die Diakonie Michaelshoven als Betreiber und der Förderverein zur Hilfe für Palliativpatienten am Kreiskrankenhaus Waldbröl als Initiator überraschend das Scheitern des Projektes bekannt gegeben.

Grund dafür sei, so sagen es Förderverein und Diakonie, dass das Kreisklinikum den Bedarf für ein neues Hospiz nicht erkenne und es daher auch nicht wünsche.

„Dass alles vorbei ist, kann ich kaum fassen“, sagt Monika Höfer, Vize-Vorsitzende des Fördervereins. „Und ich hoffe, dass die Menschen, die dieses Vorhaben torpedieren, am Abend noch in den Spiel schauen können.“ Anscheinend stünden andere Interessen an oberster Stelle als die Betreuung schwerstkranker Menschen und ihrer Familien.

Hospiz für Waldbröl: Nachbarkommunen in den Blick genommen

Grund für das Aus ist nach Angaben von Uwe Ufer, kaufmännischer Vorstand der Diakonie, auch die Zahl der jährlichen Zuweisungen von Patienten: Zuletzt sei nur noch von 30 Zuweisungen allein aus Waldbröl die Rede gewesen. „Wir brauchen aber mindestens 90 und die überwiegend aus Waldbröl, damit sich das Hospiz tragen kann.“

Auch müssten sich Klinikum und Hospiz als Einheit darstellen, damit das Hospiz erfolgreich arbeiten könne. Ufer: „Und das sehen wir nach dem letzten Gespräch nicht mehr.“

Weil aber das Klinikum offenbar dieses Vorhaben nicht weiter unterstützen wollte, hätten Diakonie und Förderverein trotz der bereits geleisteten, immensen Arbeit die schwere Entscheidung getroffen, das Hospiz aufzugeben, „solange da noch nichts weiter passiert ist“.

„Alles andere wäre zu riskant gewesen: Wir wollen uns nicht aufdrängen und am Ende ein Geisterhaus bauen“, betont Uwe Ufer. „Man bewirbt ein Hospiz nicht wie etwa einen Supermarkt.“

In Waldbröl sollte Hospiz mit bis zu zehn Zimmern entstehen

Geplant war der Bau eines Hauses mit acht bis zehn Zimmern auf einer Fläche von rund 1500 Quadratmetern. Dass sich das Hospiz getragen hätte und dass ihr Verein dieses über viele Jahre hätte unterstützen können, davon ist Monika Höfer überzeugt.

Die Waldbrölerin spricht ebenfalls von „veränderten Bedingungen“, die sich nach dem letzten Gespräch mit den Entscheidungsträgern am Klinikum zu Beginn dieses Monats verschlechtert hätten.

„Offenbar sieht man keinen Bedarf mehr für ein neues Hospiz.“ Anlass dafür sei wohl auch, dass die Johanniter-Unfall-Hilfe ihr Wiehler Hospiz erweitert habe.

Krankenhaus reagiert auf Absage an Hospiz-Pläne mit „Befremden“

„Mit Erstaunen und Befremden“ hat die Leitung des Klinikums die Entscheidung zur Kenntnis genommen: Die Zahl der Verlegungen in ein Hospiz sei durchweg stabil.

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Dazu Sprecherin Angela Altz: „Jährlich werden 50 bis 60 Patienten der beiden Kreiskrankenhäuser in Gummersbach und Waldbröl in ein Hospiz verlegt, die überwiegende Zahl nach Wiehl. Neue Erkenntnisse liegen nicht vor.“

Zur Frage, ob ein zweites Hospiz eröffnet werden solle oder nicht, habe das Klinikum „im Hinblick auf die gute Zusammenarbeit mit dem Wiehler Hospiz“ stets eine neutrale Position bezogen.

Regionalverband der Johanniter hat Pläne für ein Tageshospiz

Beim Regionalverband der Johanniter bestätigt Sprecherin Kathrin Anja Klein, dass im vergangenen Jahr ein elftes Zimmer hinzugekommen ist. Und sie sagt auch: „Zurzeit arbeiten wir zudem an Plänen für ein Tageshospiz.“

Wann dieses eröffnet werde, sei heute nicht abzusehen. Alles weitere will Klein nicht kommentieren. Mit den elf Zimmern sei das Johannes-Hospiz jetzt „gut bedient“. „Beides aber war bereits in Arbeit, als die Pläne für ein Waldbröler Hospiz bekannt wurden.“

Doch kein Hospiz am Krankenhaus Waldbröl: Vier Jahre Planung umsonst

Monika Höfer hatte sich seit 2017 mit Plänen für ein Hospiz in Waldbröl beschäftigt und diese im Ende September 2019 mit geschlossenem Zuspruch dem Stadtrat vorgestellt. „Jetzt war endlich alles fertig: Wir hatten den Betreiber ebenso wie schon einen Investor, die Pläne waren gezeichnet.“

Zugutekommen sollte die Hospizarbeit nicht nur Schwerstkranken in Waldbröl und in den Nachbargemeinden im Süden Oberbergs, sondern auch Menschen aus nahen Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis und in Rheinland-Pfalz.