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Verwirrung um SchülerbeförderungOvag setzt zusätzliche Busse ein

Lesezeit 4 Minuten

werden im Oberbergischen zusätzliche Busse eingesetzt, um die Ansteckungsgefahr mit Corona zu verringern.

Oberberg – Am ersten Schultag herrscht auch sonst etwas Trubel. Das wussten der Schulleiter des Engelskirchener Aggertalgymnasiums, Balthasar Rechner, und die Geschäftsführerin der Oberbergischen Verkehrsgesellschaft (Ovag), Corinna Güllner, auch vor dem heutigen Start. Doch in diesem Jahr sorgt die Pandemie für noch mehr Verwirrung vor dem Start.

Denn es gelten zwar weiterhin Abstandsregeln und Maskenpflicht, doch eine offizielle Regelung dafür, wie die Mengen an Schülern trotz Corona und Ansteckungsgefahr in den Bussen zur Schule kommen sollen, scheint es nicht zu geben.

Rechner überrascht

Schulleiter Rechner sagt: „Ich bin ehrlich gesagt überrascht, dass es da keine offizielle Regelung gibt.“ Die Schulträger in Engelskirchen haben zusätzliche Busse angefordert, um die Mengen der Schüler zu entzerren, sagt er. Man stehe in Verhandlung mit dem Kreis.

Der Kreis verweist in dieser Sache wiederum an die Ovag. Geschäftsführerin Güllner seufzt am Telefon. Sie weiß zumindest von einer Regelung. Demnach können die Schulträger zusätzliche Busse und Busunternehmen beauftragen, um die Schülermengen zu entzerren. Die Kosten dafür soll das Land NRW tragen. Die Entscheidung dafür sei Ende Juli getroffen worden, berichtet Güllner – knapp zwei Wochen vor Schulbeginn. „Ich hätte mir gewünscht, dass das früher umgesetzt worden wäre. Das war ja auch schon vor den Sommerferien ein Thema.“

1000 Busse zusätzlic

Laut dem Sprecher des Verkehrsministeriums des Landes, Christian Voss, soll Verkehrsminister Hendrik Wüst in der vergangenen Woche die Landräte und Oberbürgermeister in einem Schreiben über ein Förderprogramm informiert haben. Dieses sieht den Einsatz von 1000 zusätzlichen Bussen zunächst bis zu den Herbstferien vor. Das sei laut dem Verband der Omnibusunternehmen in NRW die maximal verfügbare Anzahl von zusätzlichen Bussen.

Wie der Schülerverkehr am ersten Schultag genau geregelt wird, müsse individuell vor Ort von den Schulträgern und Verkehrsunternehmen bestimmt werden, erklärt Voss. Die Frage, warum die Info zum Förderprogramm erst kurz vor Schulbeginn veröffentlicht wurde, lässt er offen.

Lindlarer Grüne fordern mehr Schutzmaßnahmen

Das Wipperfürther Schulverwaltungsamt hat nach eigenen Angaben vergangene Woche Kontakt mit der Ovag aufgenommen. Dort könne man aktuell. auch nach Abfrage der bekannten Unternehmen, keine weiteren Kapazitäten zur Verfügung stellen, heißt es aus dem Rathaus. Für die Ovag sei es im Normalbetrieb schon schwer, Personal zu bekommen, das sei jetzt, wo jede Stadt erhöhten Bedarf anmelde, noch schwerer. Hinzu käme die Anschaffung weiterer Busse.

Auch die Lindlarer Grünen haben das Thema aufgegriffen. In einer Pressemitteilung fordern sie mehr Corona-Schutz in Schulbussen. Ein normaler Linienbus dürfe aktuell 70 Personen befördern, in den ganzen Lidl-Markt in Lindlar dürften aus Pandemieschutzgründen nur 140 Kunden – das passe nicht zusammen. „Wie sollen Lehrer und Eltern den Kindern und Jugendlichen erklären, dass Abstand halten absolut notwendig ist und sie gleichzeitig quasi von hinten in den Bus schieben, damit die Tür zugeht?“, so Grünen-Sprecher Patrick Heuwes. Die Grünen fordern von der Verwaltung umgehend Maßnahmen, damit Lindlarer Schüler unter Einhaltung des Mindestabstandes zur Schule gefahren werden könnten. Etwa, indem man die OVAG auffordere, auf besonders ausgelasteten Linien zusätzliche Busse einzusetzen.

Eltern als Fahrdienst?

Während an anderer Stelle geschwiegen wird, setzt sich die Ovag in Bewegung. Von den 1000 Bussen werden 15 im Oberbergischen Kreis eingeplant, berichtet Güllner. Das beinhalte Reisebusse von privaten Omnibusunternehmen und zusätzliche Linienbusse. Wie der Einsatz der zusätzlichen Fahrzeuge ganz genau aussehen wird, konnte sie gestern, am Tag vor dem Schulbeginn, noch nicht konkret sagen: „Generell sind die ersten Tage nach Schulbeginn immer etwas durcheinander.“ Man setze dann ohnehin mehrere Linienbusse ein, das werde heute noch einmal verstärkt. „Dann müssen wir sehen, wie sich die Lage entwickelt und wo die zusätzlichen Busse gebraucht werden.“ Doch nicht nur die Fahrzeuge sind ein Thema für Güllner: „Viele Fahrer der zusätzlichen Busunternehmen sind nicht geschult oder kennen die Wege nicht so gut. Das muss sich auch alles erst einspielen.“

Ob es sonst coronabedingt Neuerungen gibt? „Die Maskenpflicht bleibt ohnehin bestehen“, sagt Güllner. Ansonsten gelten dieselben Hygieneregelungen wie bisher auch. Sie sorgt sich eher um die Gesundheit, denn: „In den Schulen gibt es tolle Hygienekonzepte und Abstandsregeln, aber außerhalb sammeln sich die Kinder an den Haltestellen und in den Bussen.“

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Schulleiter Rechner hat deshalb den Eltern der Schüler den Rat gegeben, die Kinder in den ersten Tagen bestenfalls mit dem Fahrrad zur Schule zu schicken oder selbst dort hinzufahren. Das sei keine Dauerlösung. Für den Anfang würde es aber etwas Ruhe in den Trubel bringen.