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Künstler unterstütztErster Online-Fastelovend in Historie der Leverkusener Jecken

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Alaaf: FLK-Präses Thomas Lingenauber (Mitte), Prinz Marijo I (rechts) und weitere   jecke Funktionäre  Leverkusens feiern online.

Leverkusen – Normalerweise geht das mit den Fastelovendssitzungen ja so: Jeck treck los. Jeck trifft Jecke. Dat jecke Schmölzje treck zesamme wigger. Kütt en d’r Saal. Alaaf! Doch in Corona-Zeiten ist ja bekanntlich alles anders. Sogar der Karneval. Der sieht in diesem Jahr so aus: Jeck wirft sich daheim ins Kostüm – oder in die Jogginghose oder den Pyjama. Jeck schaltet PC, Tablet oder Smartphone ein. Jeck geht auf die Internetseite „Jeckstream.de“. Jeck tippt einen zufällig generierten Code ein.

Überschaubar charmant

Und dann – anstelle von lautem Getümmel drumherum – poppt auf dem Monitor die überschaubar charmante Ansage auf: „Deine Sitzung ist fertig.“ Es ist ein Prozedere, das dieser Tage überall gleich ist. Auch in Leverkusen, wo das Festkomitee Leverkusener Karneval (FLK) erstmals in der Historie Online-Fastelovend feiert.

Karneval aus der Konserve

Seit Freitagabend, 19.11 Uhr, und noch bis zum 16. Februar ist der entsprechende Stream abrufbar. Zusammengestellt haben ihn die Verantwortlichen der größten lokalen Karnevalsgesellschaften. Und es ist ein Karneval aus der Konserve, denn die Programmplanung im Vorfeld lief wie folgt: Die gängigen Künstlerinnen und Künstler nahmen je ein knapp 20-minütiges Set – Konzert oder Büttenrede – auf.

Jede Karnevalsorganisation, die nun für die eigene jecke Kundschaft einen Sitzungs-Stream basteln wollte, kaufte Budget und Interesse entsprechend einige dieser Beiträge ein. Schaltete sie in der gewünschten Reihenfolge hintereinander. Nahm zwischen den Auftritten eigene kurze Moderations-Clips auf. Speicherte das ganze – Fertig war die Online-Sitzung. Und alle, die digital mitfeiern wollen, können nun gegen Kreditkartenzahlung den erwähnten Code kaufen, mit dem die Einwahl in dieses Sitzungsprogramm übers private Endgerät möglich ist. Alaaf!

Hilfe für die Künstler

Was nun beim Betrachten der FLK-Sitzung schnell klar wird: Hier kann es vornehmlich um die Unterstützung der ob des Lockdowns mitunter schlimm darbenden Künstlerinnen und Künstler gehen, für die der Erwerb eines Online-Zugangs bares Geld bedeutet. Das ist nicht nur ein löbliches, sondern das beste und wichtigste Ansinnen dieser Tage überhaupt. Ausblenden muss man angesichts dessen jenen Eindruck, der sich einem zudem aufdrängt: Dass dieses aus der Not geborene Format letztlich irgendwie auch für den rheinischen Willen steht, den Fastelovend als unkaputtbaren Keith Richards der volkstümlichen Feste auch in Corona-Zeiten nur irgendwie auf Teufel komm’ raus durchzubringen.

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Denn: Das Lokalkolorit, ansonsten das Salz in der Sitzungssuppe, kommt selbstredend zu kurz. Unter anderem FLK-Präses Thomas Lingenauber und Prinz Marijo I. (Klasic) begrüßen das jecke Leverkusener Volk, bedauern die Umstände der Krise – und sprechen wortspielend vom „Alaaf-Karneval“, also dem „Alles läuft anders als früher“-Karneval. Mehr geht nicht.

Höhner als Rausschmeißer

Ansonsten werden gut zweieinhalb Stunden lang Miljö, De Boore, Klüngelköpp, Martin Schopps, Köbes Oli und – als Höhepunkt – die Höhner gezeigt, die als Rausschmeißer auch gleich die passende Corona-Mutmach-Hymne parat haben: „Irjendwann seh’n mir uns widder“. Hoffentlich schon 2022. Darauf dreimohl „Leverkusen Alaaf!“

Ein Zugangscode für die Sitzung des FLK kostet 9,99 Euro (zuzüglich 0,92 Euro Gebühr) und ist über die Internetseite des FLK erhältlich. http://leverkusenerkarneval.de