Schlebuscher Zug startet am SamstagDas planen Leverkusener Karnevalsvereine online
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Leverkusen – Normalerweise wäre jetzt die Hölle los. Auf den Tanzbühnen, in den Sälen und bald auch auf der Straße. Einige Gesellschaften planen in diesem für Karnevalisten verlorenen Corona-Jahr Online-Aktionen als Ersatz. Eine Auswahl.
Grün-Weiß SchlebuschDie Jecken aus Schlebusch haben sich dazu entschlossen, einen virtuellen Karnevalszug zu organisieren (wir berichteten). 74 Wagen machen mit. Der Zug soll auf jeden Fall online gestreamt werden, „und es soll auch noch einige Überraschungen geben“, kündigt Präsident Christoph Marx an. Darüber hinaus wird die KG an den tollen Tagen nichts organisieren, „wir verzichten wie andere“, sagt Marx. Er selbst hat eine Corona-Erkrankung durchgemacht. Symptome habe er keine gehabt, erzählt er: „Mir geht es gut.“ Seine Hoffnungen – wie die aller Mitglieder – richten sich auf den November, wenn vielleicht der kommende Sessionsstart gefeiert werden kann. Die nächsten beiden Sessionen werden für Grün-Weiß Schlebusch besonders: Man startet ins 88. Jahr. Die Jubiläumsfeiern verschieben sich allerdings alle um ein Jahr, dadurch, dass coronabedingt diese Session und ihre Ämter quasi für zwei Jahre gelten. Darauf hätten sich die Karnevalsgesellschaft geeinigt, erzählt Christoph Marx und lobt „das tolle Miteinander“ der Vereine. „Alle können sich aufeinander verlassen. Leverkusen und Opladen wachsen richtig zusammen, jeder feiert mit jedem, wir sind mittlerweile eine große Karnevalsfamilie in Leverkusen“, schwärmt der Präsident.
KG Fidelio ManfortEine KG macht auf jeden Fall beim virtuellen Schlebuscher Zug mit: Die Manforter. „Das wird richtig gut“, freut sich Geschäftsführer Manfred Schminkel. Darüber hinaus ist aber nichts geplant. Am Elften im Elften und vor Weihnachten habe man schon „unheimlich viel“ getan, erzählt Schminkel. Am 11.11. hätten Mitglieder „Karnevalspräsente“ vorbeigebracht, auch ein Facebook-Adventskalender wurde organisiert. Die tollen Tage werden hingegen „sehr ruhig“ vergehen, so Schminkel.
Opladener NeustadtfunkenDie Neustadtfunken konzentrierten sich zurzeit darauf, „vereinsintern den Kontakt zu halten“, erklärt Präsident Stefan Hebbel. Man mache viel über Social Media, zum Beispiel Fotoaktionen. „Wir erinnern daran, dass Karneval da ist, dass es nicht in Vergessenheit gerät“, sagt Hebbel. „Es ist aber schwer, Karneval spürbar zu machen“, räumt er ein. Vielen würde auch nicht der Sinn danach stehen. Trotzdem wollen die Neustadtfunken auf jeden Fall auch zu der Zeit, in der traditionell die heiße Phase des Straßenkarnevals losgeht, etwas organisieren – über Facebook, rein virtuell natürlich.
Festausschuss Leverkusener KarnevalMitte Januar wurde in einem Kölner Studio eine virtuelle Sitzung vom Festkomitee Leverkusener Karneval (FLK) organisiert, alles mit strengen Hygienerichtlinien und nur wenigen Teilnehmern aus den Vereinen wie Peter Rösgen vom Komitee Opladener Karneval, FLK-Präsident Thomas Lingenauber und Lothar Höveler von den Roten Funken. Sie moderieren die Bands und Künstler an. Die Leverkusener Jecken können sich die Aufzeichnung auf der Seite www.jeckstream.de anschauen, das Geld werde an Künstler gespendet, erklärt Prinz Marijo Klasic. Auftritte der Gruppen Boore, Höhner, Klüngelköpp und Miljö, von Redner Martin Schopps und Oli, dem Köbes, werden dazugeschnitten. Online kann ein Zugangscode für diese Veranstaltung zum Preis von 9,99 € + 0,92 € Vorverkaufsgebühr gekauft werden. Die Sitzung kann bis 16.02.2021 gestreamt werden.
Die Stadtgarde Opladen hat ihren eigenen kleinen virtuellen Rosenmontagszug schon auf Facebook gepostet. "Opladen dräumt" heißt es. Die Wagen sind liebevoll gestaltet, sogar mit echten Sprüchen: "Haha, die Spritz is leddich, un et kütt nix noh" oder "Covid-19: Maat, dat er fott kutt."
Rote FunkenPrinz, Marijo I. muss sich auf seinen großen Auftritt gedulden. Die Proklamation fiel coronabedingt ins Wasser. „Es ist alles ein bisschen traurig“, fasst Klasic von den Roten Funken, die im 111. Jahr sind, die aktuelle Situation zusammen. Es würden täglich Freunde, Bekannte oder Kunden anrufen, die ausriefen, wie schade sie alles fänden.
Aber unterkriegen lässt sich der 48-jährige „waschechte Wiesdorfer Jung“ nicht: Dann geht er eben ins Internet.„Gar nicht so verkehrt“, findet der Prinz den virtuellen Karneval, er trat schon bei einer Damensitzung online auf – mal wird nur eine Aufzeichnung eingespielt, mal live zugeschaltet – und überlegt, auch um den 14. Februar, den Karnevalssonntag, herum so etwas Ähnliches zu machen. Und dennoch: „Es ist ein Trost, aber nicht das Gleiche.“ Lachen, Schunkeln, Gemeinsamkeit, das bedeute für ihn Karneval, nicht im stillen Kämmerlein sitzen, sagt er.Der kleine Marijo war schon zu Kinderzeiten ganz begeistert vom dem Zug, der damals an seinem Fenster in Wiesdorf vorbeizog. Einmal auf so einem Wagen sitzen, sei „das Größte“ für ihn gewesen, erinnert sich der selbstständige Elektriker-Meister. Nächstes Jahr schlägt seine große Stunde. Er freut sich darauf, das passende Lied „Zweimol Prinz zo sein“ hat er schon parat.
Für Masken werbenAuf Plakaten in der ganzen Stadt werben Leverkusenerinnen und Leverkusener schon seit Wochen mit der Botschaft „Mitmachen – Maske tragen“. In den kommenden Tagen verstärken neue Gesichter die städtische Kampagne - unter anderem Karnevalsprinz Marijo I. Und auch in anderen Sprachen heißt es bald im Stadtgebiet „LEVmitMASKE“ – zum Beispiel auf Türkisch und Hindi. Damit alle gemeinsam durch die Pandemie kommen, schreibt die Stadt. (aga)