Markus Herbrand (FDP) kämpft um den Einzug in den Bundestag. Die To-do-Liste im Kreis Euskirchen ist nach Ansicht des Gemünders ziemlich lang.
BundestagswahlDem Gemünder FDP-Politiker Markus Herbrand hängt die Flutnacht nach
![Das Bild zeigt Markus Herbrand am Rednerpult.](https://static.rundschau-online.de/__images/2025/02/14/e2911b8a-4193-441c-a9fc-5afcda4ac62c.jpeg?q=75&q=70&rect=0,191,3576,2011&w=2000&h=1342&fm=jpeg&s=612b436dd8ecd1e3133b62e77b98c6cc)
Der Gemünder Markus Herbrand von der FDP will wieder in den Bundestag einziehen.
Copyright: Tom Steinicke
Wann haben Sie begonnen, sich für Politik zu interessieren? Gab es eine Initialzündung?
Interessiert hat mich Politik schon immer. In meinem Elternhaus wurde neben den Meisterchancen des FC sowohl über politische Entscheidungen in Bonn und Düsseldorf als auch über konkrete Weichenstellungen im Schleidener Rat- und im Euskirchener Kreishaus diskutiert. Es liegt dabei für mich in der Natur der Sache, dass man nicht mit allen Entscheidungen und Vorhaben übereinstimmt. Anstatt mich nur darüber zu ärgern, habe ich mit Anfang 30 für mich entschieden, dass ich nicht länger nur vom Seitenrand zuschauen möchte.
Warum sollten die Menschen im Wahlkreis 91 Sie wählen?
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Weil ich gemeinsam mit meiner Partei echte Lösungen und nicht nur Durchhalteparolen anbiete.
Welches politische Ereignis hat Sie am meisten bewegt/berührt?
Die Anzahl bedeutender Momente während meiner Zugehörigkeit zum Deutschen Bundestag macht es schwer, ein einzelnes Thema herauszupicken: Massenmigration, globale Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg sind sicherlich prägend. Trotzdem hat mich in der Vergangenheit kein politisches Ereignis am meisten bewegt. Die Flutnacht vom 14. auf den 15. Juli 2021, die Tage und Wochen danach haben die Leben von so vielen Menschen schlagartig verändert.
Die Geräusche dieser stromlosen Nacht werde ich nie vergessen. Ebenso wenig die traurigen, aber auch die hoffnungsstiftenden Bilder und Geschichten der Folgezeit. Die erlebte Solidarität ist mir gut im Gedächtnis und zeigt, es ist alles möglich, wenn wir alle gemeinsam anpacken.
Was ist die größte Baustelle im Kreis Euskirchen?
Abgesehen von den vielen real erlebbaren Baustellen zur Beseitigung der Hochwasserschäden und zum Ausbau des Hochwasserschutzes, müssen wir Antworten darauf finden, wie unser Kreis auch in 20 oder noch mehr Jahren lebensfähig und lebenswert bleiben kann. Schulen, Kitas, Arbeitsplätze, Mobilität, Gesundheitsversorgung, Kultur – die To-do-Liste ist schier endlos.
Und für deren Umsetzung sind ausreichende finanzielle Mittel essenziell. Unsere größte Baustelle ist somit eine auskömmliche Finanzierung ohne neue Schulden und ohne Inkaufnahme der damit verbundenen Zinszahlungen. Wir dürfen auch nicht weiter die Abgaben- und Steuerschraube nach oben drehen, wenn wir nicht Gefahr laufen wollen, jedes eigene Engagement im Keim zu ersticken.
Stattdessen müssen wir auch harte Entscheidungen treffen und Priorisierungen vornehmen. Ich glaube nicht, dass es unserem Land und unseren Menschen deutlich schlechter gehen würde, wenn etwa die Subventionen in den unterschiedlichsten Haushalten deutlich reduziert werden würden.
Pauschal 20 Prozent weniger Subventionen und Steuergelder für Fehlinvestitionen wie beispielsweise die Northvolt-Batteriefabrik in Robert Habecks Heimatland würden uns Handlungsspielräume eröffnen, die wir für die Zukunftsfestigkeit unseres Landes gut brauchen könnten. Es gibt mehr als ausreichend Geld im System – es muss nur an die richtigen Stellen geleitet werden. Diesen richtigen Weg zu finden, ist – nicht nur für den Kreis – sicherlich die größte und wichtigste Baustelle, die es erfolgreich zu meistern gibt.
Warum ist der Kreis Euskirchen lebenswert?
Der Kreis Euskirchen bietet alles, was ich zum Leben brauche, und noch vieles darüber hinaus. Dazu zählen insbesondere seine tollen und ehrlichen Menschen, das gleichermaßen innovative wie pragmatische Unternehmertum und vor allem seine herausragende Natur im Nationalpark Eifel.
Was wollen Sie als Abgeordneter in Berlin erreichen?
Als Bundestagsabgeordneter trage ich Mitverantwortung für unser ganzes Land. Mein Wahlkreis beziehungsweise einzelne Regionen hierin sind daher nicht der einzige Grund für mein politisches Engagement. Zumal viele Entscheidungen vom Kitaplatz über die Polizeipräsenz bis hin zum Hochwasserschutz den jeweiligen Landesparlamenten beziehungsweise Kommunen obliegen und der Bundestag nur den großen Rahmen vorgibt.
Ungeachtet der Zuständigkeiten möchte ich Sicherheit, geringere Steuern und Abgaben, Wirtschaftswachstum, Bürokratieabbau und eine funktionierende Infrastruktur. Diese Ziele gelten für ganz Deutschland und würden auch die Entwicklung im Kreis Euskirchen voranbringen.
Übertragen auf den Wahlkreis, wären die Phantasialand-Vergrößerung, der Wiederaufbau nach den Hochwasserschäden und eine deutliche Verbesserung der Schutzmaßnahmen sowie die Umsetzung der Campuspläne der Technischen Hochschule Köln in Erftstadt positive Entwicklungen, die ich unterstützen möchte.
Wie würden Sie einen Nichtwähler davon überzeugen, sein Kreuz auf dem Stimmzettel zu machen?
Ich würde wahrscheinlich nach den Gründen fragen und daran erinnern, dass jede fehlende Stimme am Ende Positionen stärken könnte, die man selbst gar nicht befürwortet. Wer unser Land positiv mitgestalten möchte, muss sein Wahlrecht ausüben. Dabei lasse ich auch nicht Ausreden gelten, dass sich durch eine Wahl sowieso nichts ändern würde. Eine Demokratie lebt vom Mitmachen. Wer die Mitwirkung, aus welchen Gründen auch immer, ablehnt, darf sich nicht beschweren.
Wer ist besser als Kanzler geeignet: Merz oder Scholz?
Olaf Scholz hat gezeigt, dass er nicht bereit ist, die richtigen Entscheidungen für unser Land zu treffen. Abseits geopolitischer Entwicklungen durch Ukraine, Pandemie und Co. hätte er die richtigen Hebel umlegen müssen, damit es Land, Menschen und Wirtschaft besser geht als vor seiner Wahl. Er hat aber weder beim Bürokratieabbau noch bei der Digitalisierung oder bei der (illegalen) Migration Durchsetzungsfähigkeit bewiesen. Gerade weniger Bürokratie wäre ein Konjunkturprogramm für die Wirtschaft gewesen und hätte die öffentliche Verwaltung massiv entlastet.
Auch viele enttäuschte AfD-Wählende hätte man mit Erleichterungen zurückholen können. Bei Scholz wissen wir also, dass er es nicht kann. Friedrich Merz sollte daher die kommenden vier Jahre nutzen, um zu zeigen, dass er es – am liebsten in einer schwarz-gelben Koalition – besser macht.
Mit welchem Politiker würden Sie niemals ein Bier trinken gehen?
Da gibt es einige. Bezogen auf den Bundestag, ist die gesamte AfD-Fraktion ein Totalausfall – sowohl menschlich als auch inhaltlich. Ähnlich verhält es sich mit den linken Russland-Freunden. Ansonsten gibt es wie im echten Leben auch in der Politik Menschen, die einem unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit sympathisch sind, und andere, denen man am liebsten aus dem Weg geht.
Beim Biertrinken und bei anderen Aktivitäten werde ich ungerne belehrt oder mit pauschalen Vorurteilen belegt. Insofern wäre Robert Habeck für mich kein guter Bierpartner. Ebenso wenig wie langweilige oder selbstverliebte Gesprächspartner, von denen es im politischen Berlin mehr als genug gibt. Sollte ich jemals in die Verlegenheit kommen, mit dem genannten Personenkreis einen Kneipenabend zu verbringen, steige ich wahrscheinlich sehr schnell von Bier auf Korn um.