Ulrich Wokulat aus Leverkusen bewirbt sich im Wahlkreis 90 (Rhein-Erft-Kreis I) um das Direktmandat bei der Bundestagswahl.
Bundestagswahl 2025Ulrich Wokulat: „Ich bin mit offenen Armen im Rhein-Erft-Kreis empfangen worden“
![Zu sehen ist der Leverkusener Politiker Ulrich Wokulat, der für die Freien Wähler in den Bundestag einziehen will.](https://static.rundschau-online.de/__images/2025/02/13/69c4bfcc-1d12-4df3-9839-6173732d176f.jpeg?q=75&q=70&rect=0,569,3000,1687&w=2000&h=2666&fm=jpeg&s=4bba787beb99ef5c51a7f3d406ba845e)
Ulrich Wokulat aus Leverkusen will für die Freien Wähler im Wahlkreis 90 (Rhein-Erft-Kreis I) in den Bundestag einziehen.
Copyright: Ulrich Wokulat
Am 23. Februar sind rund 350.000 Wahlberechtigte zwischen Bedburg und Wesseling aufgerufen, ihre Stimme bei der Bundestagswahl abzugeben. In den beiden Wahlkreisen des Rhein-Erft-Kreises bewerben sich 17 Kandidaten um ein Direktmandat. Der Wahlsieg in einem der Wahlkreise wird voraussichtlich für einen Einzug in den Bundestag reichen. Wir stellen in loser Reihenfolge die Bewerber vor – diesmal Ulrich Wokulat, der im Wahlkreis 90 (Bedburg, Bergheim, Elsdorf, Frechen, Hürth, Kerpen, Pulheim) für die Freien Wähler antritt. Die Fragen stellte Dennis Vlaminck.
Wann haben Sie begonnen, sich für Politik zu interessieren? Gab es eine Initialzündung?
Mein Interesse an Politik begann bereits in meiner Jugend. Die Initialzündung war die deutsche Wiedervereinigung, die mir die Bedeutung von Freiheit, Einheit und Demokratie eindrucksvoll vor Augen führte. Ich erinnere mich noch, wie ich 1990 Helmut Kohl bei einem Auftritt auf dem Marienplatz in München erlebt habe. Diese Rede hat mich sehr beeindruckt. Seitdem treibt mich der Wunsch an, aktiv an der Gestaltung unserer Gesellschaft mitzuwirken.
Alles zum Thema Deutscher Bundestag
- Bundestagswahl 2025 Schubert (Grüne) aus Erftstadt: „Wir Politiker müssen das Vertrauen wiederherstellen“
- Bundestagswahl Dem Gemünder FDP-Politiker Markus Herbrand hängt die Flutnacht nach
- Nach Gewalttat München Polizei im Rhein-Erft-Kreis kann schnell reagieren
- U18-Wahl an Ursulinenschule in Hersel Frauentaxi steht ganz oben auf dem Wunschzettel
- Berlinale Eröffnung Luisa Neubauer sorgt mit provokantem Kleid für Aufsehen
- Wahlkampf mit Caroline Bosbach Was stellt der Bund mit Burscheid an?
- Bundestagswahl 2025 Stefan Westerschulze (FDP) aus Kerpen: „Wir müssen Wohlstand in der Region halten“
Welches politische Ereignis hat Sie in den vergangenen Jahren am meisten bewegt/berührt?
Der Angriff auf Israel im Oktober hat mich zutiefst bewegt. Er zeigt erschreckenderweise, wie verbreitet der Antisemitismus weltweit immer noch ist. Hier haben wir deutsche eine besondere Verantwortung für die Verteidigung der einzigen Demokratie im Nahen Osten, in der im übrigen auch Angehörige anderer Religionen alle Rechte haben.
Welcher lebende Politiker/welche lebende Politikerin imponiert Ihnen? Welcher hat Sie geprägt?
Auch wenn wir heute nicht mehr Mitglied derselben Partei sind, beeindruckt mich Wolfgang Bosbach - zum einen aufgrund seines konservativ-liberalen Profils, zum anderen aufgrund seiner Realitätsnähe und auch seiner Bereitschaft, unbequeme Wahrheiten auszusprechen, gleichzeitig auch seiner „milden Härte“, wie Claudia Roth es anlässlich seiner Verabschiedung aus dem Bundestag ausdrückte. Insofern hat er viel von seinem Vorgänger im Wahlkreis, Franz Heinrich Krey, der leider vor einigen Jahren verstorben ist, in seiner Politik weitergeführt.
Welcher Politiker hat am meisten für den Rhein-Erft-Kreis geleistet?
Jürgen Rüttgers aus Pulheim hat sich besonders für den Rhein-Erft-Kreis engagiert. Sein Einsatz für den Strukturwandel und die wirtschaftliche Entwicklung der Region - auch als Ministerpräsident des Landes NRW, sowie seine Förderung von Bildung und Infrastrukturprojekten haben nachhaltige Spuren hinterlassen.
Wie erklären Sie jemandem in Berlin, was der Rhein-Erft-Kreis ist?
Der Rhein-Erft-Kreis ist eine dynamische Region vor den Toren Kölns, geprägt von Industrie, Landwirtschaft und kultureller Vielfalt. Er steht für den Strukturwandel nach der Braunkohle und vereint Tradition mit Innovation. Er ist ein Sinnbild für den Strukturwandel mit all seinen Problemen, aber auch seinen Chancen, z.B. auf dem Gebiet des ehemaligen des ehemaligen Tagebaus einen Riesensolarpark zu betreiben. Dies würde viele Energieprobleme lösen, aber gleichzeitig auch neue zukunftsfähige Arbeitsplätze schaffen.
Was wollen Sie als Abgeordneter in Berlin für den Rhein-Erft-Kreis erreichen?
Ich setze mich für den erfolgreichen Strukturwandel ein, insbesondere für den Ausbau von Solarenergie und grünem Wasserstoff. Zudem möchte ich die Infrastruktur verbessern, bezahlbaren Wohnraum fördern und die innere Sicherheit stärken.
Mit wie vielen Wählerinnen und Wählern haben Sie seit Beginn des Wahlkampfs Kontakt gehabt und wie viele werden es schätzungsweise bis zum 23. Februar sein?
Ich habe bereits mit mehreren Hundert Bürgerinnen und Bürgern gesprochen. Bis zum 23. Februar plane ich, diese Zahl durch Veranstaltungen, Infostände und auf mehrere Tausend zu steigern. Im Laufe der letzten vier Jahre - seit der Wahl 2021 - hatte ich zu wesentlich mehr Menschen Kontakt, da ich mich hier in Vereinen, im Karneval und allgemein gesellschaftlich während der ganzen letzten vier Jahre engagiert habe. Anfangs war mir diese Gegend sehr unbekannt, ist sie doch von meinem Wohnort Leverkusen aus gesehen auf der gegenüberliegenden Seite von Köln, ich bin aber ausnahmslos mit offenen Armen empfangen worden.
Wie würden Sie einen Nichtwähler davon überzeugen, sein Kreuz auf dem Stimmzettel zu machen?
Jede Stimme zählt! Wer nicht wählt, überlässt anderen die Entscheidung über unsere Zukunft. Mit Ihrer Stimme können Sie aktiv mitbestimmen, welche Werte vertreten und welche Themen angepackt werden. Die insbesondere von politischen Mitbewerbern ausgegeben These, die Stimme für die Freien Wähler sei verloren, halte ich für grundlegend falsch, da sie nicht mehr als eine sich selbst erfüllende Prophezeiung ist. Im Gegenteil - eine Stimme für die Freien Wähler ist die einzige Chance für eine Koalition aus bürgerlichen Kräften in Berlin.
Wer ist besser als Kanzler geeignet: Merz oder Scholz?
Ich bewerte Personen nach Inhalten, nicht nach Parteizugehörigkeit. Beide haben Stärken, aber Deutschland braucht eine Führung, die Mut zu Reformen zeigt, klare Werte vertritt und die Interessen der Mitte stärkt. Letzteres sehe ich eher bei Merz, aber nur in Kombination mit einer Koalition aus Union und Freien Wählern zur Bildung einer bürgerlich-konservativen Regierung der Mitte.
Welchem Ihrer Mitbewerber würden Sie den Einzug ins Parlament gönnen und fachlich zutrauen?
Ich respektiere alle, die sich politisch engagieren. Fachliche Kompetenz und Einsatzbereitschaft sind entscheidend. Das kann ich bei allen Mitbewerbern hier im Rhein-Erft-Kreis bestätigen. Wer diese mitbringt, verdient Anerkennung, unabhängig von der Parteizugehörigkeit.
Mit welchem Politiker/welcher Politikerin würden Sie niemals ein Bier trinken gehen?
Ich lehne es ab, Menschen aufgrund ihrer politischen Haltung pauschal auszuschließen. Dialog ist der Schlüssel zur Demokratie. Obwohl ich die Grünen politisch ablehne, würde ich sogar mit Claudia Roth oder Joschka Fischer sehr wohl ein Bier trinken. Hingegen mit Extremisten, die unsere Grundwerte ablehnen, wäre jedoch keine Basis für ein Gespräch gegeben.
Zur Person: Ulrich Wokulat wurde in Leverkusen geboren und lebt auch dort. Der 49-Jährige ist Beamter im Bundesinnenministerium und tritt für die Freien Wähler im Wahlkreis 90 (Rhein-Erft-Kreis I) an. Von 2004 bis 2014 war er Mitglied im Rat der Stadt Leverkusen. Als Themenschwerpunkte nennt er Barrierefreiheit und Inklusion, innere Sicherheit, Modernisierung der Infrastruktur, Strukturwandel, Förderung von Wissenschaft und Forschung und Bekämpfung der Armut.
Zu seinen Hobbys zählt Wokulat Astronomie, Tischtennis, Münzsammeln und Karneval. Er wurde nach eigenen Angaben mit einer leichten körperlichen Behinderung geboren, die auf einen Sauerstoffmangel bei der Geburt zurückzuführen ist. „Trotz leichter motorischer Einschränkungen konnte ich – dank der Unterstützung meiner Eltern und vieler engagierter Menschen – in den 1980er- und 1990er-Jahren einen Bildungs- und Berufsweg einschlagen, der heute als Vorbild für gelungene Inklusion gilt“, sagt Wokulat. „Diese Erfahrung hat meinen Blick auf das Leben und die Gesellschaft geprägt: Ich weiß aus erster Hand, welche Herausforderungen Menschen mit Behinderung und ihre Familien bewältigen müssen.“