Die Ursulinenschule in Bornheim-Hersel beteiligt sich an der U18-Wahl. Die Schülerinnen bekommen so die Möglichkeit, das Wählen zu lernen, bevor es erst wird.
U18-Wahl an Ursulinenschule in HerselFrauentaxi steht ganz oben auf dem Wunschzettel
![Die Stimmen für die U18-Wahl stecken die Schülerinnen in eine selbstgestaltete Urne.](https://static.rundschau-online.de/__images/2025/02/14/8694d7b0-a48e-4aa5-b9df-4b6d06bf4a62.jpeg?q=75&q=70&rect=0,297,3000,1687&w=2000&h=2666&fm=jpeg&s=45e24c6708b4c93352398045b5babbc5)
Die Stimmen für die U18-Wahl stecken die Schülerinnen in eine selbstgestaltete Urne.
Copyright: Vera Arenz
„Deine Stimme zählt!“, schallt eine Lautsprecherdurchsage durch die Ursulinenschule in Hersel. Sie ermutigt wenige Minuten vor der ersten großen Pause alle Schülerinnen, an der U18-Wahl teilzunehmen, die zwar nicht für den Bundestag zählt, aber deutschlandweit vom Deutschen Bundesjugendring unter Kindern und Jugendlichen bis 18 Jahren durchgeführt wird. Die Durchsage macht die 13-jährige Sophia, die mit ihrer achten Klasse maßgeblich an der Organisation beteiligt ist. Klassenlehrer Markus Stupp ist für die Durchführung der U18-Wahlen an der Schule verantwortlich und bekommt durch seine Klasse tatkräftige Unterstützung.
Im sogenannten „Aquarium“, einem Raum im Erdgeschoss, der dankt seiner Fensterfronten gut einsehbar ist, hat die Klasse 8a zehn Tage vor der echten Abstimmung ihr Wahllokal eingerichtet. Es ist von der ersten bis zur sechsten Schulstunde durchgängig von drei Achtklässlerinnen besetzt. In der ersten großen Pause ist der Ansturm am größten. Sophia gibt die Stimmzettel aus und erklärt, wo die Schülerinnen ihr Kreuzchen für die Erst- und die Zweitstimme setzten müssen. An der Wahlurne achtet sie darauf, dass die Stimmzettel so gefaltet sind, dass niemand das Ergebnis sieht.
U18-Wahl: Wählen lernen, bevor es ernst wird
„Hin und wieder muss die Wahlurne geschüttelt werden, sonst verteilen sich die Zettel nicht“, sagt Sophia. Die U18-Wahl ist der 13-Jährigen wichtig, denn so haben Jugendliche die Chance, „schon früh Wählen zu lernen, bevor es ernst wird.“ Als ihre Klassenkameradinnen Cessely, Esther und Nele kommen, um sie abzulösen, macht sich Sophia auf den Weg in den Kunstunterricht. Auch Markus Stupp muss jetzt wieder in den Unterricht und übergibt das Wahllokal guten Gewissens wieder in die Hände seiner Schülerinnen, die sich trotz ihres jungen Alters für Politik interessieren. „Die Rente ist ein wichtiges Thema“, findet die 14-jährige Cessely, und Esther (13) stimmt ihr zu und fragt entrüstet: „Bis 67 arbeiten?“
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Realschullehrerin Ida Pfeiffer hat ihre achten Klasse in einer Unterrichtsreihe „Demokratie“ auf die U18-Wahl vorbereitet: „In den letzten Unterrichtsstunden ging es dabei hauptsächlich um die Bundestagswahl. Nächste Woche werden wir die Ergebnisse der U-Wahl aufgreifen und Vergleiche ziehen.“
Alle siebten bis zehnten Klassen der Realschule und des Gymnasiums sind angehalten, am Donnerstag im Wahllokal vorbeizuschauen. Lehrer hatten Termine für ihre Klasse reservieren können, damit es kein Geknubbel gibt. Nur die Oberstufe erhielt keine Zeitvorgabe. Stupp: „Wenn Klausuren anstehen, geht es sonst vielleicht einfach nicht.“
Von den rund 1200 Schülerinnen der Ursulinenschule gibt gut die Hälfte ihre Stimme ab, schätzt der Lehrer mit seiner Erfahrung aus den vorangegangenen U18-Wahlen: „Es gibt keine Mindestalter. Auch die Fünft- und Sechstklässler dürfen wählen, wenn sie schon politisch interessiert sind.“ Besonders bei den jüngeren Schülerinnen ist die Tierschutzpartei beliebt, weiß der 36-Jährige. Das sei nachvollziehbar, denn „die hat ihr Ziel direkt im Namen“. Auf das Ergebnis diesmal ist er schon gespannt, seine Schülerinnen genauso.
U18-Wahl in Hersel: Stimmzettel schnell noch kopiert
Ausgezählt werden die Stimmen am Freitag. „Da machen wir den Matheunterricht ausnahmsweise zur Politikstunde“, kündigt Stupp an, denn bis zum Abend müssen die Ergebnisse übermittelt werden. Seine Fächerkombination sei mit Politik und Mathematik „perfekt“, fällt Stupp auf, der seit 2018 Lehrer an der Ursulinenschule ist. Inzwischen ist die 10. Klasse von Sara Iskra mit Wählen fertig. „Acht Minuten hat es jetzt gedauert, die ganze Klasse durch die U18-Wahl zu schleusen“, sagt die Lehrerin, bevor es zurück in den Unterricht geht. Weil Stimmzettel knapp werden, geht Markus Stupp zum Kopierer. Das geht bei einer echten Wahl freilich nicht. Die Unterlagen zum Ausdrucken stellt der Veranstalter für die registrierten U-Wahllokale zur Verfügung.
Dann übernehmen Viviana, Larissa und Melanie die Leitung des Wahllokals. „Ist überhaupt noch Platz in der Urne?“, fragt Stupp. Die ist gegen 11 Uhr vor lauter Stimmzettel schon ziemlich schwer, finden die drei Schülerinnen. Ihre Stimme haben sie längst abgegeben. Zuvor hatten sie den Wahl-O-Mat, als Online-Wahlentscheidungshilfe, befragt. Was da herauskam, hat gepasst. Für Melanie kam eine der kleineren Parteien heraus: „Ich habe mich dann aber lieber für eine der Größeren entscheiden, die ich kenne.“ Das Thema Sicherheit beschäftigt die Mädchen, denn täglich sehen sie Gewalt in den Medien. Darunter Gewalt an Frauen, deshalb wünschen sich die Mädchen „Frauentaxis“: „Mit Fahrerinnen, und nur für weibliche Fahrgäste.“
Amina gefällt die U18-Wahl gut, „um zu schauen, was die eigene Altersgruppe wählt.“ Nicht nur schulintern werden die Ergebnisse ausgewertet und verglichen, sondern bundesweit. Aminas Freundin Helin freut sich darüber, dass ihre Schule teilnimmt. Sie hofft, dass die U18-Wahlen dazu beitragen, dass Schülerinnen später als Erwachsene zur Wahl gehen: „Wieso sollte man mit 18 Jahren dann wieder damit aufhören, wenn man in der Schule doch immer schon gewählt hat?“, fragt die 16-Jährige.
Die 17-Jährige Amina hat in Folge des gesenkten Wahlalters bei den Kommunalwahlen im vergangenen Jahr bereits ihre Stimme abgeben: „Ich würde nicht nochmal die gleiche Partei wie damals wählen. Mit meiner Wahlentscheidung von heute geht es mir besser.“ Von der aktuellen Regierung fühlen sich die Freundinnen nicht gut vertreten und setzen in die Bundestagswahl am 23. Februar große Hoffnung. Den Wahlsonntag werden sie deshalb gespannt verfolgen und den Ergebnissen entgegenfiebern: „Das betrifft uns schließlich alle!“
Bei der Bundestagswahl liegt das Mindestalter für die Abstimmung jedoch bei 18 Jahren, wie Amina und Helin bedauern. Markus Stupp traut ihnen jedenfalls eine verantwortungsbewusste Entscheidung zu.