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Grünen-Plakate aus PlastikWahlkampf im Kreis Euskirchen ist nicht immer nachhaltig

Lesezeit 4 Minuten

Die Plakate der Grünen sind nicht sonderlich umweltschonend – sie sind aus PVC.

Kreis Euskirchen – Nachhaltig, umweltschonend – zwei Adjektive, die im Programm von Bündnis 90/Die Grünen nicht fehlen dürfen. Doch so grün, wie die Grünen sein wollen, sind sie nicht. Die Partei, die Dr. Thomas Keßeler (Euskirchen I), Isabel Elsner (Euskirchen II) und Dr. Arnd Kuhn (Euskirchen III) ins Landtagsrennen schickt, hat 20 ihrer Plakate auf PVC gedruckt – während Parteien wie CDU, SPD oder FDP auf Papier bei ihrer großflächigen Wahlwerbung setzen.

„Um es mal unmissverständlich auszudrücken: Das ist blöd gelaufen und wird künftig anders gehandhabt“, sagt Mona Noé, Wahlkampf-Organisatorin von Keßeler und Elsner auf Nachfrage: „Wir haben es nicht geschafft, rechtzeitig die großen Plakate aus Papier und Holz zu ordern und uns kurzfristig für eine Alternative entschieden. Das war aus heutiger Sicht die deutlich schlechtere Wahl.“

Kostengünstigere Option vorgezogen

Es sei ein Versuch gewesen, „eine etwas kostengünstigere Option zu nutzen und dadurch mehr Budget für andere Bereiche des Wahlkampfes zur Verfügung zu haben, aber es war ein Fehler“, so Noé. Der Kreisverband habe daraus gelernt und werde die Sache im nächsten Wahlkampf sicherlich anders angehen. „Jetzt ist es leider so, wie es ist. Das ärgert uns wohl am meisten“, sagt die Wahlkampf-Koordinatorin.

Der Hinweis auf den Umweltschutz ist wichtig geworden – er wird teilweise direkt aufs Produkt gedruckt.

Für Unverständnis in den Sozialen Netzwerken sorgte jüngst nicht nur das Material der Plakate, sondern auch die Wahl der Standorte. So steht die Wahlwerbung der Grünen an der Münstereifeler Straße unmittelbar vor der Werbung der Stadt Euskirchen für die Mai-Kirmes. Mittlerweile ist aus dem „steht“ ein „stand“ geworden. In Absprache mit der Stadt sei das Plakat umgestellt worden, so Noé.

Zustand des Waldes im Wahlkampf

Und die anderen Parteien? Trotz ihrer Großflächenplakate aus Pappe sind die Schwarzen, Roten und Gelben dann aber doch nicht so grün im Wahlkampf, wenn auch der Umweltgedanke längst nicht mehr der Partei mit der Sonnenblumen im Logo vorbehalten ist.

So wird SPD-Kandidat Thilo Waasem nach eigenen Angaben bis zu 200 Bäume verschenken. „Ich habe mich viel mit dem Zustand unseres Waldes beschäftigt. Da es ihm schlecht geht, wollte ich das in den Wahlkampf einbauen“, sagt der Bad Münstereifeler. Die ersten Obst- und Laubbäume sind schon in die Erde gebracht – bei Kitas, Schulen, Vereinen und Privatleuten.

Recyclebare Plakate an Straßenlaternen

SPD-Kandidat Thilo Waasem (l.) pflanzt einen Baum.

Zudem verteile er den „SurvEifel-Kit“ – einen Jutebeutel mit Blumensamen, dem Eifel-Land-Fluss-Spiel und Honig aus Iversheim. „Ich habe versucht, einen lokalen Bezug im Wahlkampf hinzubekommen“, sagt Waasem: „Ganz konsequent ist mir das leider nicht gelungen.“

Regeln

Schulen, Gerichte oder Rathäuser sind von Wahlwerbung ausgenommen. Plakate dürfen zudem den Verkehr nicht behindern. Autofahrer müssen freie Sicht auf Verkehrsschilder und Straßenschilder haben – das Plakatieren an einem Mast unterhalb eines Stopp-Schildes ist verboten. (tom)

Die DIN-A1-Plakate, die an zahlreichen Straßenlaternen befestigt sind, sind sogenannte Hohlkammer-Plakate aus Plastik. „Die lassen sich aber recyceln“, versichert Waasem. Die erste Charge seien Allwetterplakate aus Recyclingpappe gewesen. „Die Qualität der Druckerei war aber schlecht, sodass nach dem Regen und dem Sturm zu Beginn der Plakatierung nicht mehr viele übrig waren. Ich musste dann schnell neue besorgen, und aufgrund von Materialknappheit und Lieferengpässen gingen dann nur Hohlkammer-Plakate“, so der Sozialdemokrat. Etwas doppelt zu bestellen, ist allerdings auch nicht unbedingt nachhaltig.

FDP hat CO2 -Zertifikate gekauft

Auch die FDP ist auf den ökologischen Wahlkampfzug aufgesprungen. „Wir haben für unsere Flugblätter und Plakate CO2 -Zertifikate gekauft und beim Einkauf von Werbemitteln auf Nachhaltigkeit geachtet“, berichtet FDP-Kandidat Frederik Schorn. Das seien Dinge wie Einkaufswagenchips aus Holz. Statt Kulis verteile er mit seinem Team Blumensamen und hölzerne Grillzangen. „Meine Großflächen sind selbstgebaut aus Restholz und wiederverwendbar. Die A1-Plakate sind hingegen aus Hohlkammer-Polypropylen – weil die Haltbarkeit einfach eine höhere ist“, so Schorn: „Im Regen werden die Papp-Exemplare schwer und landen dann nicht selten auf der Straße – das ist ja auch nicht nachhaltig.“

Beim Besuch von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (siehe Bericht auf Seite 24) in Kommern, lag ebenfalls CDU-Werbematerial aus. Orangene Kugelschreiber von Klaus Voussem, weiße von der CDU. Auf den weißen Kullis der Christdemokraten steht, dass die Stifte aus CO2 -neutralem Ökostrom hergestellt wurden und aus biologisch abbaubarem Material bestehen – ohne Nachhaltigkeit geht es eben bei keiner Partei mehr.

Bei CDU- Hausbesuchen Samentütchen verteilt

„Wir als CDU versuchen, nachhaltige Produkte zur Wahlwerbung einzusetzen, wo es eben möglich ist. Unser ’Wahlmampf-Schlager’ ist unser Müsli-Energieriegel aus zertifiziertem Kakaoanbau, klimaneutral produziert und FSC-zertifiziert“, sagt Klaus Voussem.

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Vom Verschenken einzelner Bäume sei er abgerückt, da er nicht wisse, ob diese überhaupt vor Ort gepflanzt würden. „Stattdessen verteilen wir bei Hausbesuchen Samentütchen mit heimischen Blumen“, berichtet der Euskirchener. Flyer und Plakate seien klimaneutral gedruckt und recycelbar. „Wenn man beim Bestellprozess die Augen etwas offen hat, dann erkennt man, dass die Industrie bereits viele nachhaltige Produkte anbietet. Daher wäre es undenkbar, etwa Plastikstellwände zu nehmen, obwohl diese sicherlich noch einmal billiger wären“, so Voussem. Nicht recycelt oder aufgewärmt seien hingegen die Wahlkampfthemen der CDU.