Ministerpräsident Hendrik Wüst hat am Mittwoch den 49. Baum des landesweiten Gedenkorts für die Opfer der Hochwasserkatastrophe am 14. und 15. Juli 2021 nahe Blankenheimerdorf gepflanzt.
FlutkatastropheHendrik Wüst pflanzt bei Blankenheim den 49. Baum
Am Rand eines Feldes oberhalb von Blankenheimerdorf befindet sich nun die landesweite Gedenkstelle für die 49 Opfer der Juliflut des vergangenen Jahres. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst pflanzte unmittelbar an der B 51 die 49. und damit letzte Linde. Sie vervollständigt eine 500 Meter lange Baumreihe.
Die 49 Laubbäume sind im Abstand von zehn Metern gepflanzt, es wechseln Sommer- und Winterlinden, die zeitversetzt blühen. Das Grundstück in der Gemarkung Dietrichseiffen gehört seit 2017 der NRW-Stiftung. Ausgewählt worden war der eher abseits liegende Standort nach Prüfung von insgesamt sechs Flächen, die der NRW-Stiftung gehören und alle im Kreisgebiet Euskirchen zu finden sind. Auf den Kreis Euskirchen war die Staatskanzlei gekommen, weil hier 26 der 49 Flutopfer zu betrauern waren.
Das Land wolle bewusst eine zentrale Gedenkstätte für alle 49 Todesopfer der Flut schaffen, so Wüst bei einer kurzen Ansprache: „Denn neben der anhaltenden Beseitigung der materiellen Schäden ist es eine genauso wichtige und langfristige Aufgabe, auch an der Heilung der immateriellen Verletzungen der Menschen zu arbeiten.“
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Die Hochwasserkatastrophe habe „unser Land hart getroffen und bei vielen Menschen tiefe Spuren hinterlassen“, so Wüst: „Jeder der 49 Erinnerungsbäume steht für einen besonderen Menschen und dessen Leben sowie für Familien, die den Verlust ihrer Lieben verkraften müssen. Gerade für sie, aber ebenso für uns alle wünsche ich mir, dass dieser Ort inmitten der Natur auch ein Ort der Hoffnung und der Zuversicht für uns und kommende Generationen wird.“
Standort bei Blankenheimerdorf laut Wüst die „richtige Wahl“
Er glaube, so Wüst, dass der gefundene Standort trotz der Lage ganz im Westen des Bundeslandes „die richtige Wahl“ sei. Allerdings sehen das nicht alle Bürgermeister benachbarter Kommunen so.
Karl-Heinz Erdmann, Vorstandsmitglied der NRW-Stiftung, die mit der Standortsuche auf eigenen Flächen beauftragt war, erklärte, man habe verschiedene Kriterien bei der Standortwahl berücksichtigt: Der zentrale Gedenkplatz müsse groß genug für die Anpflanzung auf einer Länge von 500 Metern sein. Er müsse möglichst barrierefrei erreichbar sein und über Parkplätze verfügen.
Unter diesen Vorgaben habe die NRW-Stiftung-Flächen in den Gemeinden Kall, Nettersheim und Blankenheim geprüft und auch nach Rücksprache mit der Unteren Naturschutzbehörde beim Kreis Euskirchen den Standort Blankenheimerdorf vorgeschlagen.
Viele individuelle Gedenkstätten für das Hochwasser in NRW
Man nehme anderen Orten, die unter der Flut gelitten haben, mit der Gedenkstätte des Landes nichts weg, betonte Ministerpräsident Wüst zur Auswahl auf Anfrage: „Es gibt in vielen Orten in NRW ganz individuelle Gedenkstätten, dort, wo das Flutereignis war. Dort trauern die Menschen, das ist auch richtig so.“
Die Kritik an der Entscheidung für den Standort Blankenheimerdorf im Gegensatz zu anderen teilte Wüst nicht. Auf die Frage, ob er etwa im Vorfeld Bad Münstereifels Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian informiert habe, verneinte Wüst.
Landrat Markus Ramers zeigte sich mit der Ortswahl einverstanden: „Ich unterstütze das, bin aber grundsätzlich ein Freund des dezentralen Gedenkens.“ Er wies darauf hin, dass es für die 26 Toten schon länger eine Gedenkplatte am Kreishaus gebe: „Und in vielen betroffenen Orten des Kreises finden zudem ganz unterschiedliche Formen des Gedenkens statt.“
Für die Gemeinde Blankenheim verwies Bürgermeisterin Jennifer Meuren darauf, „dass Erinnern und Trauer einen zentralen Ort brauchen.“ Die Bäume stünden für das Leben, das war, ist und kommt. Sie zeigten, so Meuren, dass niemand in der Trauer allein sein muss, sondern einen Platz zum Anlehnen finde.
„Als der Ort, wo die Ahr entspringt, geben wir diese Einladung und dieses Versprechen auch an die Menschen im Ahrtal weiter, mit denen wir uns in besonderer Weise verbunden fühlen“, sagt die Verwaltungschefin.
Die 49 Bäume müssen im Sommer gewässert werden
Nachdem Wüst, Ramers, Meuren und Professor Erdmann für die NRW-Stiftung zum Spaten gegriffen hatten, war mit dem 49. Baum an der Spitze die Gedenkreihe vollständig. Noch in der letzten Novemberwoche waren die Bäume von einer Zülpicher Baumschule gepflanzt worden.
Ergänzt wird der Gedenkplatz noch um eine entsprechende Platte, die im kommenden Jahr aufgestellt werden soll. Ab sofort wird Landwirt Rainer Berlingen, Pächter der Fläche, ein Auge auf die Linden haben: „Ich gehe davon aus, dass wir die Linden im kommenden Sommer zusätzlich wässern müssen. Sie sind doch schon ganz schön groß.“