Kurvenhatz am Puig MajorSwisttaler schreibt Buch über Helmut Kalenborn
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Swisttal – „Der Bergkönig von Mallorca“ – mit diesem klangvollen Titel kann sich der in Straßfeld geborene Rennfahrer Helmut Kalenborn schmücken. Zu Ehren des schon seit vielen Jahren in seiner mallorquinischen Wahlheimat lebenden rasenden Gentlemans haben seine langjährigen Weggefährten Jan-Thomas Födisch und Rainer Roßbach jetzt das Buch „Helmut Kalenborn – Der Bergkönig von Mallorca“ veröffentlicht. Am morgigen Freitag um 19 Uhr wird es im Dorfhaus Straßfeld im Rahmen der Swisttaler Lesetage offiziell vorgestellt.
Kfz-Meister wird Rennfahrer
Der sportliche und länderübergreifende Siegeszug des am 2. April 1940 geborenen Straßfelders Helmut Kalenborn begann Anfang der 1970er Jahre, und schon 1976 fuhr er sein erstes Rennen auf Mallorca. Zuvor hatte der gelernte Kfz-Meister mit eigener Werkstatt in Euskirchen bereits einen Großteil seiner Ersparnisse in Rennwagen investiert und am Wochenende an nationalen und internationalen Rundstrecken- und Bergrennen in Deutschland, Luxemburg, Belgien, in den Niederlanden sowie der damaligen Tschechoslowakei teilgenommen.
Als er ab Mitte der 1970er Jahre auch zahlreiche Formel-Super-Vau-Rennen bestritt, zählten etwa der spätere Formel-1-Weltmeister Keke Rosberg sowie eine Vielzahl der damaligen Spitzen-Piloten wie Prinz Leopold „Poldi“ von Bayern, Mario Ketterer und Kenneth Persson zu seinen Gegnern. Mit einem Überraschungssieg 1975 auf seinem Kaimann Super Vau beim internationalen Bergrennen in Luxemburg sorgte der Straßfelder erstmals international für sportliche Schlagzeilen.
Dann kamen die Karnevalstage 1976. „Ich hatte mir in diesem Jahr fest vorgenommen, dem ganzen Klamauk zu entfliehen“, erinnert sich Kalenborn. Über ein Reisebüro buchte er eine viertägige Pauschalreise nach Mallorca. Auf einem eher langweiligen Ausflug nach Sóller wurde Kalenborn jedoch plötzlich hellhörig, als der Busbegleiter von einer Straße erzählte, die von dem kleinen Orangen-Dorf Sóller auf den höchsten Berg der Insel, den Puig Major führte – und auf der jedes Jahr im September das Finalrennen der regionalen Bergrennmeisterschaften stattfand. So kam es, dass Kalenborn als erster Deutscher am mallorquinischen „Pujadas“ (Bergrennen) teilnehmen wollte.
Der Deutsche kam anfangs nur im September für das Saison-Abschlussrennen am Puig Major mit eigenem Rennwagen auf die Insel. Dort sorgte er bereits im zweiten Jahr für Aufsehen: „Ich hatte den Formel-II-March BMW von Hans-Joachim Stuck gekauft. So einen Wagen hatte man auf Mallorca zuvor noch nie gesehen, die Leute waren bei dem Anblick schlichtweg aus dem Häuschen“, erinnert sich Kalenborn.
Erster nicht-mallorquinischer „Sportler des Jahres“ auf den Balearen
Ab der Saison 1982 nahm er ständig an den Meisterschaftsläufen auf Mallorca teil und gewann schon 1983 erstmals das Championat. Nach vier Rennsiegen reichte ihm ein dritter Platz am Puig Major. Im Folgejahr gewann Kalenborn auch noch das Abschlussrennen am legendären Berg. Mittlerweile hat er neunmal den Titel des balearischen Bergmeisters gewonnen, in seiner Vitrine stehen mehr als 600 Pokale und hängen 30 Siegerkränze.
1996 und 1997 wurde er als erster Nicht-Mallorquiner sogar „Sportler des Jahres“ auf den Balearen, nicht nur wegen seiner sportlichen Erfolge, sondern auch wegen seines Auftretens, seiner Hilfsbereitschaft und seines sozialen Engagements. So trug er sich 2002 auch ins „Goldene Buch“ der Gemeinde Swisttal ein.
Unfall und Umzug auf die Insel
1999 kam der radikale Spurwechsel im Leben von Kalenborn. Neben dem spektakulären Unfall bei der „Pujada de Son Más“ bei Andratx im Juni, der erstaunlicherweise nur mit zwei gebrochenen Fußknöcheln endete, musste Kalenborn wenige Monate später von seiner sterbenskranken Mutter Abschied abnehmen. Noch vor dem Jahrtausendwechsel verkaufte er Haus und Unternehmen und zog ganz auf die Insel. 2002 wurde Kalenborn zum letzten Mal balearischer Bergmeister – im stolzen Alter von 62 Jahren.
Drei Jahre später ging er am Puig Major zum letzten Mal an den Start mit einem Radical V8. Dort erinnert seit 2014 eine vom Balearischen Motorsportverband aufgestellte, in Stein gemeißelte Gedenktafel an die sportlichen Erfolge des Deutschen, der zwischendurch sogar als Rennfahrer-Double für den Hollywood-Star James Brolin im Kinofilm „Der schwarze Fluch“ engagiert wurde.
Filmische Hommage
Am 3. März 2020, kurz vor seinem 80. Geburtstag, wurde „Don Helmut“ eine weitere Auszeichnung zuteil. Der bekannte Regisseur und Produzent Joan Gibert würdigte Kalenborn in Form einer filmischen Hommage. Zwei Jahre lang drehte er einen Dokumentarfilm mit dem Titel „Helmut Kalenborn, der Kaiser der Höhen“. Die Uraufführung fand im Trui-Theater in Palma statt. „Ich hätte niemals gedacht, dass so viele Menschen kommen, höchstens an die 100. Aber es waren mehr als 500, das hat mich wirklich zu Tränen gerührt“, erinnert sich Kalenborn.
Auf der Bühne trocknete er sich damals die Tränen mit einer um die Schulter gehängten Mallorca-Fahne. Gibert sagte damals: „Kalenborn ist einer der besten Bergrennfahrer dieser Zeit und ein Mensch, der aufgrund seiner stets offenen, herzlichen und unprätentiösen Art von den Einheimischen verehrt wurde wie wohl kein anderer Ausländer vor ihm.“
Nach der Film-Premiere würdigte Spaniens ehemaliger Formel-1-Pilot Pedro de la Rosa den erfolgreichsten Rennfahrer in der Geschichte des balearischen Rennsports: „Das Verdienst von Helmut Kalenborn sind nicht allein seine vielen Siege auf den engen, kurvigen und mitunter lebensgefährlichen Bergstraßen der Insel. Sondern dass er genau dort, als Fremder, die Bewunderung der Mallorquiner gewann.“
Informationen über das Buch: Jan-Thomas Födisch/Rainer Roßbach: „Helmut Kalenborn: Der König der Berge“, Eigenverlag Födisch/Roßbach, Preis 24,90 Euro, ISBN: 978-3-00-073042-9.