Bisschen Schwund ist immerWelche Parteien und Politiker dem Rat abhanden kamen
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Der Stadtrat sieht nun anders aus als nach der letzten Wahl. Was ist eigentlich mit der Lev-Partei, der Piratenpartei und den Freien Wählern passiert?
Wer hat (schon mehrfach) sein Trikot gewechselt und wen haben die Bürger im Rat kaum je gesehen?
Leverkusen – Als am 25. Mai 2014 der Leverkusener Stadtrat neu gewählt wurde, sah er anders aus als jetzt, am Ende der Wahlperiode im Herbst 2020. So schafften seinerzeit drei Parteien den Sprung in den Rat, die so nicht mehr vertreten sind: die Lev-Partei, Piraten und die Freien Wähler. Wie sehr der Wählerwille in der Folge für eigene Interessen verbogen worden ist, bleibt bis heute unvergessen.
Noch am Abend der Wahl zerlegte es die Freien Wähler, deren einziger Vertreter Uwe Bastian mit der Partei, die ihn aufgestellt und im Wahlkampf präsentiert hatte, nichts mehr zu tun haben wollte. Sein Ratsmandat nahm er dennoch an – und sitzt bis heute im Stadtrat, gemeinsam mit Dietmar Schaller. Der vergaß alsbald, dass er für die Piraten gewählt worden war und firmierte dann seit Februar 2015 als Zwei-Mann-Ratstruppe mit Bastian unter dem nach Weltfrieden klingenden Namen „Soziale Gerechtigkeit“. Das Duo zeichnete sich vor allem dadurch aus, bei Beratungen nicht zu stören.
Schaller hat inzwischen erneut das Trikot gewechselt und gibt jetzt die Partei „Volt Europa“ als seine politische Heimat an.Von der Fahne ging bei den Linken deren Spitzenkandidatin Nicole Kumfert. Sie war zuvor schon einmal Kreisvorsitzende der Grünen gewesen, hatte sich dort aber schon mit jedermann überworfen und zeichnete sich nunmehr als Linken-Ratsfrau dadurch aus, dass sie sich zwar Aufwandsentschädigung für ihr Ehrenamt aus der Stadtkasse überweisen ließ, aber konsequente Tatenlosigkeit an den Tag legte und zu keiner Sitzung kam.
Das Ratsmandat legte sie trotz mehrfacher Aufforderung durch ihre Partei nicht nieder, sondern ließ sich nach dem Rauswurf aus der Partei als „Einzelvertreterin“ im Rat verbuchen.
Wege raus aus dem Leverkusener Rat
Die Lev-Partei, halb Jux-Partei, halb jugendliche Lokalpatrioten, verlor ihren Ratsvertreter Manuel Lindlar zunächst in Richtung FDP, ehe es ihn in Richtung Solingen zog. Sein Mitstreiter Keneth Dietrich ist inzwischen Mitglied bei Die Linke.
Richtung Pulheim ist vor einigen Jahren Jürgen Scharf entschwunden. 2009 noch für die SPD in den Rat gewählt, trat er wenig später aus, nahm sein Ratsmandat aber mit und bildete 2012 eine Ratsgruppe „Die Unabhängigen“, die es 2014 nicht mehr in den Rat schaffte. Er leistete sich jetzt in der heißen Wahlkampf-Schlussphase eine Postwurfsendung, die angeblich an 18000 Haushalte verteilt worden ist. Darin tritt er seinen früheren Genossen vors Schienbein, denen er Gier nach Posten vorwirft, und fordert zur Wahl des CDU-OB-Kandidaten Frank Schönberger und weiterer CDU-Bewerber auf, weil er Uwe Richrath wirklich nicht empfehlen könne, da dieser völlig planlos agiere.
Bereits vor der Wahl hat sich diesmal das Bürgerforum Grünes Leverkusen darüber zerstritten, ob eine eigene Kandidatenliste zur Kommunalwahl aufgestellt werden solle. Benedikt Rees und ein paar Mitstreiter regelten das handstreichartig. Rees, jetzt Spitzenkandidat der „Klimaliste“, hatte auch 2014 schon kandidiert. Seinerzeit mit Uwe Bastian für die Freien Wähler.