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Ochsentour vs. InstagramLeverkusens jüngste Kandidatin trifft auf ältesten Ratsherrn

Lesezeit 5 Minuten

Hans Klose und Kerstin Nowack beim Besuch der Redaktion „Leverkusener Anzeiger“ am Rathaus in Wiesdorf.

  1. Hans Klose und Kerstin Nowack: 60 Jahre liegen sie auseinander. Und haben das gleiche Ziel: Sie wollen in den Stadtrat.
  2. Ein Gespräch über politische Motivation, Glück und Zufall und wie beide im Wahlkampf unterschiedlich herangehen.

Leverkusen – Was treibt einen Menschen an, sich politisch in seiner Heimatstadt zu engagieren? Zwischen dem ältesten Kandidaten für den Stadtrat und der jüngsten Bewerberin liegen 60 Lebensjahre. Wir haben Hans Klose (SPD) und Kerstin Nowack (CDU) zu einem Gespräch eingeladen und sie zu ihren Einstellungen, Erfahrungen und Erwartungen befragt.

Wie kam es überhaupt zum Einstieg in die Politik? „Seinerzeit waren die Jungsozialisten ziemlich aufmüpfig“, erinnert sich Hans Klose an seine politischen Anfänge.

Hans Klose fühlt sich der kämpferischen Tradition der SPD verbunden und setzt auf sachliche Diskussionen.

„Ich wollte immer meinen eigenen Kopf benutzen und mich nicht bevormunden lassen. Ich habe immer die Freiheit gesucht, aber die damaligen Liberalen haben vergessen, dass Gleichheit die Zwillingsschwester der Freiheit ist. Das war bei der SPD anders. Ich bin schon 1957 zur Partei gegangen und habe heftig mitdiskutiert, aber den Mitgliedsbeitrag konnte ich mir erst nach der Lehre als Industriekaufmann bei der Kronenbrauerei leisten, 1961.“ Er hat sich klar zur „Ochsentour“ bekannt, ist in die Kommunalpolitik eingestiegen, die seinerzeit die konkreteste, menschennächste Politik war. Und es immer noch so, dass, egal was passiert, immer die Politik vor Ort verantwortlich gemacht werde.

Vom Großvater motiviert

Kerstin Nowack wurde schon früh politisch motiviert. „Den Ansporn gab es bei mir schon von ganz klein auf. Es war mein Opa, der mir immer sagte: „Kind, du musst sehen, was in deiner Umgebung passiert und dich engagieren. So etwas wie den Zweiten Weltkrieg darf es nie wieder geben.“ Er habe sie schon früh für das Thema Politik sensibilisiert.

„Mit 15 bin ich der Jungen Union beigetreten. Nach der Bundestagswahl ist mir das erste Mal dieser Rechtsruck aufgefallen, da bimmelten bei mir die Alarmglocken: Oho, was hat der Opa immer gesagt?!“ Auch dass es in der Schule immer noch keine digitalen Endgeräte gab, sei für sie Anlass gewesen zu sagen: Da muss sich was ändern, da muss ich was ändern. „Ich habe mir dann mehrere Parteien angeschaut, aber mit der CDU hatte ich die meisten Schnittstellen.“ Und ihr Vater, „mein allerengster persönlicher Berater“ war ja schließlich auch schon Mitglied, wenn auch nicht aktiv. „Ich habe mich gleich wohlgefühlt und bin dann da geblieben.“ Vor allem finde sie die Wirtschaftspolitik der CDU sehr gut. Sie kommt aus einem mittelständischen Familienbetrieb.

Kerstin Nowack fühlt sich in der CDU gut aufgehoben und sieht dort gerade junge Frauen auf einem guten Weg.

Mit Unterstützung von Rüdiger Scholz, dem Leverkusener Landtagsabgeordneten der CDU, durfte sie gleich zu Beginn den Jungen Landtag in Düsseldorf erleben und drei Tage lang Abgeordnete spielen. „Ich habe direkt einen guten Einblick bekommen. Das hat mich total begeistert.“ Vor allem habe sie verstanden, wie Politik realistisch funktioniert. Schnell hat sie sich „breiter aufgestellt“, ist nicht nur im Ortsverband Quettingen aktiv, sondern auch in der Jungen Union, in der Ratsfraktion, in Arbeitskreisen. „Politik ist jetzt auch eins meiner größten Hobbys.“ Hier habe sie den direkten Draht zu den Menschen und könne konkret Dinge bewegen. Nebenbei hat sie als Schützenprinzessin auch noch Zeit für die Quettinger Bürgerschützengesellschaft. Ihr Wahlkreis in Quettingen ist eine sichere CDU-Hochburg. Wahlkampf betreibt sie am Straßenstand, aber auch bei Facebook und vor allem Instagram, um jüngere Leute zu erreichen.

Niederlagen zu akzeptieren ist für Hans Klose eine demokratische Errungenschaft, er sieht in der CDU zwar den politischen Gegner, aber keinen Feind, hat auch persönliche Freunde in anderen Parteien. „Ich habe mir persönlich schon zugetraut, Landtags- oder Bundestagsabgeordneter zu werden. Aber ich habe dafür einen persönlichen Nachteil, wenn man so will: Ich bin kein Seilschaftsmensch. Loyalität bis ins letzte Glied geht nicht bei mir. Ich weiß, dass ich irren kann und irre auch, aber ich setze auf Argumente.“

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Er hat auch schmerzliche Rückschläge hinnehmen müssen. „Ich war ja mal Oberbürgermeister-Kandidat und da hat die Partei auf den letzten Metern gemeint, sie hätte Besseres zu bieten. Aber ich bedaure nichts. Ich mache mit, aber ich folge nicht bedingungslos.“ Auch Glück und Zufall entscheiden in der Politik. Chancen muss man ergreifen, er hat es alles erlebt.

Chance ergriffen

Kerstin Nowack hat es getan und hat die Chance ergriffen. Auch als ihre Freunde skeptisch guckten. „Die CDU? Wirklich? Das ist doch nur eine Alte-Männer-Partei.“ Aber nein, hielt sie dagegen, die Partei decke unheimlich viele Themen ab, die ihr wichtig seien. Und das diskutiert sie jetzt im Wahlkampf – teils mit Freunden aus Grundschule oder Kindergarten. Man kennt sich in Quettingen. Und andere kennen ihr Gesicht nun auch von den Wahlplakaten. Bildung und Schule sind ihre Themenschwerpunkt, eben aus der Schüler-Perspektive. Das kann sie aus eigener Erfahrung glaubwürdig vertreten.

Hans Klose, der frühere Lehrer und immer noch Vorsitzende des Schulausschusses, sieht eine gute Ebene für die Zusammenarbeit von Alt und Jung, von Erfahrung und Erwartung, wie er lieber sagt, weil er sich eben nicht alt fühlt, sondern voller Tatendrang. Und er fühlt sich noch gebraucht. „Also, wenn Fehler gemacht werden, dann möchte ich noch dabei sein.“

„Die meisten, die wählen gehen, sind nicht die Jungen, sondern die Alten, die entscheiden die Wahl“, Klose kennt die Daten. Und das ist auch ein Rat des Erfahrenen an die junge Nachfolgerin: Dass Ausharren in der Politik ganz wichtig sei. „Erfolg ist oft auch eine Frage des Gesäßes“, und es ist klar, dass er damit das berühmte Aussitzen von Problemen durch einen bestimmten Kanzler meint. Und noch ein Rat: Nie die Achtung gegenüber Menschen verliehen, schon gar nicht gegenüber Andersdenkenden.