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Erstes Wochenende unter massiven Corona-Einschränkungen

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Düsseldorf – Keine Disco, kein Theater und auch kein Fußballspiel: Nordrhein-Westfalen geht in das erste Wochenende nach den umfangreichen Einschränkungen des öffentlichen Lebens in der Corona-Krise. Neben etlichen Politikern appellierten vielerorts auch schon Mitarbeiter von Krankenhäusern eindringlich an die Menschen, nach Möglichkeit zuhause zu bleiben und damit das rasante Ausbreitungstempo des Virus zu verlangsamen. In NRW ist die Zahl der nachgewiesenen Infektionen nach den jüngsten Daten des Gesundheitsministeriums (16.00 Uhr) auf rund 5000 geklettert. Die Zahl der Todesfälle in Zusammenhang mit Covid-19 nahm auf 17 zu.

Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) stellt sich heute von 8 bis 9 Uhr live bei WDR2 den Fragen der Bürger. Viele Hörerinnen und Hörer bewegt eine mögliche Ausgangssperre, berichtete der Sender vorab. „Jeder Einzelne hat es in der Hand zu verhindern, dass es Ausgangssperren gibt”, hatte Laschet am Donnerstag in Düsseldorf noch einmal bekräftigt. Die Landesregierung analysiere, ob sich die Infektionskurve angesichts der zahlreichen Maßnahmen abflachen werde.

Noch nicht alle hätten verstanden, wie ernst die Lage ist, darauf wies Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker hin. „Ein Kaffee oder ein Kölsch mit Freunden in der Sonne mag verlockend sein, aber es ist jetzt nicht mehr möglich”, erklärte sie. „Helfen Sie mit, unser Gesundheitssystem nicht zu überfordern. Und helfen Sie mit, dass sich ältere und kranke Menschen nicht anstecken.” Die Behörden würden nicht vor weiteren Maßnahmen zurückschrecken, wenn festgestellt wird, dass all die Appelle ins Leere laufen. „Sie haben in der Hand, wie es weitergeht. Wir alle gemeinsam haben es in der Hand”, betonte Reker.

Die Millionenstadt am Rhein plant nun auch ein Grill- und Shisha-Verbot auf allen öffentlichen Flächen. Die Mitarbeiter des Amtes hatten den Angaben zufolge bei ihren Streifengängen noch viel zu oft Gruppen angetroffen, die gemütlich eng zusammensäßen. Gegen die Mitarbeiter habe es mehrfach Widerstand und Pöbeleien gegeben. Die Kölner Polizei berichtet von einer Zunahme illegaler Autorennen auf den leeren Straßen und schickt Beamte nun wieder zurück in den Einsatz gegen die Szene. Das Ordnungsamt der Stadt Viersen berichtet sowohl von mehr Temposündern als auch von exorbitanten Überschreitungen des Limits.

Unterdessen organisieren vielerorts Freiwillige den Einkauf für ältere Menschen, die ein höheres Krankheitsrisiko haben und den Gang in den Supermarkt scheuen. Psychologe Stephan Grünewald geht davon aus, dass jetzt Viele den Reichtum des Alltags zu nutzen verstehen. „Gärtnern, lesen, wandern, Zeit mit der Familie verbringen. Weniger ist mehr”, sagte er vor einer Woche. Es gebe die Möglichkeit einer „positiven Stilllegung”, die Nährboden für Kreativität sein könne.

Auch Fußballfans gehen neue Wege: In den Zeiten ohne Fußball hat die Dortmunder Tageszeitung „Ruhr Nachrichten” alle BVB-Fans zu einer Aktion aufgerufen. Am kommenden Spieltag, der wegen der Corona-Krise ausfällt, sollen alle Anhänger des Bundesligisten um 19.09 Uhr am offenen Fenster oder vom Balkon „You‘ll Never Walk Alone” singen. „Trikot an, Schal an - und Vollgas! Dreht die Boxen auf, singt laut mit. Gegen die Coronavirus-Tristesse, gegen die Fußball-Flaute und für ein besseres Miteinander”, hieß es. Für all jene, „die etwas unsicher sind”, wurde der Text des Liedes, das die Stadionbesucher in Dortmund vor jedem Spiel singen, in voller Länge mitgeliefert.

Die Landesregierung hat am Donnerstag einen riesigen Rettungsschirm von 25 Milliarden Euro angekündigt, um die Wirtschaft gegen die Folgen der Corona-Krise zu schützen. Egal ob beim Einkaufsladen um die Ecke, der Kneipe oder international tätigen Unternehmen - mit der Rekordhilfe sollen die Folgen der Corona-Krise abgefedert und Arbeitsplätze gesichert werden. Ein Hilferuf an die Politik kam am Donnerstag von Mitarbeitern der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof. Nach harter Sanierung hatte der Handelsriese gehofft, die größten Hürden auf dem Weg in eine bessere Zukunft genommen zu haben. Aber dann kam mit den Ladenschließungen ein massiver Rückschlag. (dpa/lnw)