AboAbonnieren

Impulspapier der Bertelsmann-StiftungNRW will vermehrt gegen Einsamkeit bei Jugendlichen kämpfen

Lesezeit 2 Minuten
Einsamkeit ist das ungewollte Alleinsein, verbunden mit der Sehnsucht nach Nähe und dem Wunsch, für andere wichtig zu sein.

Einsamkeit ist das ungewollte Alleinsein, verbunden mit der Sehnsucht nach Nähe und dem Wunsch, für andere wichtig zu sein.

Eine Studie für die NRW-Landesregierung wertet weltweit Strategien gegen soziale Isolation aus. NRW soll dabei mehr vom Ausland lernen.

Im Kampf gegen Einsamkeit unter jungen Menschen soll Nordrhein-Westfalen stärker vom Ausland lernen. Das legt ein Impulspapier der Bertelsmann-Stiftung nahe, das an diesem Donnerstag bei einer Einsamkeitskonferenz der Landesregierung in der Düsseldorfer Staatskanzlei beraten werden soll.

„Die Erkenntnisse zeigen, dass wir viel von anderen Ländern lernen können. Sie zeigen aber auch, dass anderswo das Patentrezept gegen Einsamkeit ebenfalls noch nicht gefunden wurde, denn in den meisten untersuchten Ländern steht die Entwicklung und Umsetzung konkreter Strategien – ähnlich wie hierzulande – noch sehr am Anfang“, bilanzierte die Einsamkeitsforscherin Maike Luhmann von der Ruhr-Universität Bochum.

Rund 17 Prozent „stark einsam“

Experten gehen davon aus, dass sich mehr als die Hälfte der 16- bis 20-Jährigen „mindestens moderat einsam“ fühlt, rund 17 Prozent sogar „stark einsam“. Seit der Corona-Pandemie und mit einer immer stärkeren Abhängigkeit von sozialen Medien wird die mentale Gesundheit junger Menschen verstärkt in den Fokus genommen. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat sich den Kampf gegen Einsamkeit auf die Fahne geschrieben und spricht von einer „neuen sozialen Frage“.

Die Bertelsmann-Stiftung hat nun die politischen Strategien von Finnland, Großbritannien, Japan, Kanada, Südkorea und den Niederlanden ausgewertet, um Anregungen für Maßnahmen in NRW zu finden. „Viele junge Menschen auf der ganzen Welt teilen das Gefühl von Einsamkeit. Dieses gesamtgesellschaftliche Problem erfordert jetzt politisches Handeln“, heißt es in dem Papier.

Die Studie zeige zwar, „dass Lösungsansätze anderer Länder nicht blind übernommen werden sollten“, so Luhmann. Dennoch  werden mehrere konkrete Beispiele aufgeführt, die zeigen sollen, dass der Kampf gegen Einsamkeit meist im Zusammenwirken von Regierungen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft funktioniert.

Als Vorbild für frühe Interventionen wird Finnlands Programm „School to belong“ unterstrichen, bei dem Schulen dabei unterstützt werden, einsame Schüler zu identifizieren und als Schulgemeinschaft sozialen Zusammenhalt zu organisieren. Eine weltweite Vorreiterrolle in der Jugendeinsamkeitsbekämpfung wird Großbritannien attestiert. Dort gibt es etwa eine „National Youth Guarantee“, die gezielt 11- bis 18-Jährigen Zugang zu Aktivitäten außerhalb von Familien und Schule verschafft. In Kanada wurde das „Social Prescribing“ eingeführt, das heißt: Ärzte können soziale Aktivitäten per Rezept verschreiben.

In den Niederlanden, die sich bereits seit zehn Jahren mit dem Problem der Einsamkeit befassen, gilt das Programm „Join Us“ als nachahmenswert. In zweiwöchigen Altersgruppentreffen, die vom Staat und durch Sponsoren finanziert werden, sollen sich junge Leute in Gemeinschaft individuellen Herausforderungen stellen. Die Kommunen wurden zudem verpflichtet, eine Strategie gegen Einsamkeit zu entwickeln.