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Wüst und Günther im InterviewKann Friedrich Merz die Union einen?

Lesezeit 4 Minuten
17.09.2024, Schleswig-Holstein, Kiel: Hendrik Wüst (CDU, l), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, und Daniel Günther (CDU), Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, geben vor einer gemeinsamen Sitzung ihrer Landeskabinette Eingangsstatements ab. Foto: Markus Scholz/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU, l), und Daniel Günther (CDU), Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, am Dienstag in Kiel.

Die Ministerpräsidenten von NRW und Schleswig-Holstein, Daniel Günther und Hendrik Wüst, über die Entscheidung in der Kanzlerkandidatenfrage und ihr Verhältnis zu Friedrich Merz – und ob sie unter ihm Minister werden wollen.

Herr Wüst, was kann Friedrich Merz besser als Sie?

Hendrik Wüst: Friedrich Merz war bereit, in einer für die deutsche Christdemokratie sehr schwierigen Zeit die Führung und damit das Ruder zu übernehmen. Er hat unsere Partei wieder geeint und in ruhiges Fahrwasser gebracht. Ich bin froh, dass wir nun das Maß an Geschlossenheit erreicht haben, das wir brauchen, um dieses Land wieder auf Kurs zu bringen. Nur einer starken und einigen Union im Bund wird auch die Ablösung der Ampel-Regierung gelingen. Ich bin Daniel Günther dankbar, dass er diese Einschätzung teilt. Wir beide teilen übrigens auch den Respekt vor der Entscheidung von Markus Söder, der Wort gehalten hat, indem er gesagt hat, dass sich ein Wahlkampf wie 2021 nicht wiederholen wird. Geschlossenheit ist die Voraussetzung dafür, dass man Wahlen gewinnt. Und das müssen wir, um eine bessere Bundesregierung als die jetzige zu bekommen.

Aber, Herr Günther, es muss doch etwas geben, dass Hendrik Wüst besser kann als Friedrich Merz?

Daniel Günther: Als Schiedsrichter mag ich mich nicht betätigen. Ich arbeite extrem gut mit Hendrik Wüst zusammen, sowohl länderübergreifend, als auch im Rahmen der Ministerpräsidentenkonferenz. Wir zeigen beide, dass wir sehr gut und harmonisch mit einem Koalitionspartner regieren können, der in Teilen ganz andere Auffassungen als die unserer Partei vertritt. Weil wir das nicht verschweigen, aber trotzdem gemeinsam unsere Ziele erreichen, sind wir erfolgreich. Und Friedrich Merz ist ein Parteivorsitzender, unter dem die Union wieder ein klar erkennbares Profil bekommen hat. Er hat dafür gesorgt, dass wir uns von den demokratischen Mitbewerbern wieder deutlicher abgrenzen und erkennbarer geworden sind. Und er hat die unterschiedlichen Flügel der Partei zusammengeführt. Das spiegelt sich auch in unserem Grundsatzprogramm wider. Wir sind schlagkräftiger geworden. Beim letzten Mal waren wir nicht so geschlossen und geeint – dieses Mal habe ich die klare Erwartung, dass wir den Wahlkampf erfolgreich bestreiten werden.

Aber wie 2021 gehen Sie nicht mit dem CSU-Vorsitzenden Markus Söder ins Rennen, sondern mit dem CDU-Kandidaten, der die schlechteren Umfragewerte hat. Warum schon wieder?

Günther: Wir haben im Moment Umfragewerte von 33 oder 34 Prozent…

...wir meinen aber die Umfragewerte für den Spitzenkandidaten selbst...

Günther: ...wie sich die persönliche Beliebtheit auszahlt, zeigt sich immer erst kurz vor einer Wahl. Bisher wussten die Leute ja nicht mal, wer für die Union ins Rennen geht. Und ich traue es Friedrich Merz zu, aus den jetzigen 33 Prozent noch deutlich mehr zu machen.

Wie ist die Entscheidung zustande gekommen?

Günther: Friedrich Merz hat natürlich mit uns gesprochen. Der Austausch mit unserem Parteivorsitzenden ist gut, nicht nur in dieser Frage. Wir sind immer im Gespräch. Bei uns passiert nichts überraschend.

Wüst: Es ging in den Gesprächen insbesondere auch darum, wie wir als einzig verbliebene breit aufgestellte Volkspartei möglichst viele Menschen erreichen und mit unseren Inhalten überzeugen können. Wenn wie bei der Landtagswahl in Thüringen fast 50 Prozent der Arbeitnehmer eine rechtsextreme Partei, die AfD wählen, dann verstehe ich das als klaren Auftrag an die Union als solidarische Volkspartei. Wir müssen das soziale Gewissen in der deutschen Parteienlandschaft sein und den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein besseres Angebot machen.

Und wie machen Sie Friedrich Merz klar, dass das am besten mit den Grünen geht? Mit denen regieren Sie ja beide ganz gern.

Günther: Nicht nur gern, sondern auch erfolgreich. Wir müssen Friedrich Merz aber nichts klarmachen und ich hielte es auch nicht für klug, sich vor einer Wahl schon festzulegen oder etwas im demokratischen Spektrum auszuschließen. Wir zeigen in unseren Ländern aber durchaus, dass die Union in einer solchen Konstellation eine hohe Zustimmung erreichen kann. Das respektieren auch viele in der Partei.

Wenn Sie Herrn Merz so unterstützen wollen – wer von Ihnen unterstützt ihn denn bei einem Wahlsieg im Bundeskabinett?

Günther: Übernimm Du gerne, Hendrik. Und damit meine ich jetzt natürlich nur die Antwort.

Wüst: Die wesentliche Entscheidung ist getroffen, alles andere wird sich zeigen.

Schließen Sie also aus, Teil des nächsten Bundeskabinetts zu werden?

Günther: Ich wiederhole gern das, was ich immer sage: Ich bin bis 2027 als Ministerpräsident gewählt und möchte dieses Amt auch bis zum Ende der Wahlperiode ausüben.Ich bin wahnsinnig gern in Schleswig-Holstein. Was danach kommt, werde ich sehen.

Gilt das auch für Sie, Herr Wüst?

Wüst: Meine Aufmerksamkeit gilt an erster Stelle Nordrhein-Westfalen. Es ist mir Pflicht und Ehre, dort Ministerpräsident zu sein.

Wenn Sie keine herausgehobene Rolle in einem Bundeskabinett spielen wollen, bleibt ja nur noch Markus Söder…

Wüst: Jetzt Du.

Günther: Sie haben das Interview ja nun mit uns beiden geführt, aber Sie können zu dieser Frage doch auch eins mit Markus Söder führen.