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StilkolumneSo finden Sie das richtige Geschenk zu Weihnachten für Ihre Kollegen

Lesezeit 4 Minuten
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Das richtige Weihnachtsgeschenk für einen Kollegen zu finden, ist nicht immer leicht. (Symbolfoto)

  1. Aber bitte mit Stil! In unserer Kolumne „Wie geht’s?“ dreht sich alles um das richtige Verhalten. Ob bei offiziellen Anlässen, beim Essen, im Gespräch oder vor dem Kleiderschrank.
  2. Protokollchefin i.R. Ingeborg Arians, Redakteurin und Modeexpertin Eva Reik, Restaurant-Chef Vincent Moissonnier sowie Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch schreiben abwechselnd über das richtige und stilvolle Auftreten.
  3. In dieser Woche: Ingeborg Arians gibt Tipps für das richtige Weihnachtsgeschenk für Kolleginnen und Kollegen.

KölnImmer wieder stelle ich mir die Frage, wie ein Geschenk für Kolleginnen oder Kollegen, mit denen ich eng zusammenarbeite, ausfallen sollte. Ich habe zum Geburtstag versucht, in einem Rahmen von zehn bis 15 Euro zu bleiben, was bei etwas „Besonderem“ schon kaum einzuhalten ist. Ich will aber auch keinen minderwertigen Deko-Quatsch kaufen. Gerade vor Weihnachten wäre ich für einen Tipp dankbar. (Kim Schröder)

Ich beginne einmal mit dem Ursprung des Brauches, einander zum Fest etwas zu schenken: Die Heiligen Drei Könige brachten dem Jesuskind in der Krippe wertvolle Gaben, um es zu ehren und zu erfreuen. Übertragen auf die heutige Zeit: Ich mache einem Menschen, der mir viel bedeutet, ein Geschenk, um ihm eine Freude zu machen und um damit meine Wertschätzung oder meinen Dank auszudrücken.

Weihnachtsgeschenk: „Je teurer, desto besser“ – stimmt nicht

Leider kann ich Ihnen kein Patentrezept für ein gelungenes Geschenk verraten. Es liegt immer an Ihnen als der Schenkenden, wie Sie Ihr Verhältnis zu der Person bestimmen, die Sie beschenken möchten. Und nur Sie selbst können auch darauf kommen, wie Sie dieser Person eine Freude machen. Trotzdem gibt es ein paar Faustregeln. „Je teurer, desto besser“ – diese Regel gilt schon mal nicht. Man wird nicht bestreiten können, dass mit steigendem Wohlstand der materielle Wert von Geschenken generell gestiegen ist. Für viele ist das aber zu einem nicht zu unterschätzenden Stressfaktor geworden. Ich rate dringend, sich dem zu entziehen.

Zur Person

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Ingeborg Arians

Foto: Michael Bause

Ingeborg Arians, geboren 1954, hat Sprachen und Volkswirtschaftslehre studiert und ist Dipl.-Übersetzerin für Französisch, Spanisch und Englisch. Von 1986 bis 2019 war sie Leiterin der Abteilung Repräsentation und Protokoll im Amt der Oberbürgermeisterin der Stadt Köln. In dieser Zeit arbeitete sie für insgesamt vier Oberbürgermeister und die amtierende OB Henriette Reker.

Kalkulieren Sie ganz ruhig Ihr Budget! Es ist völlig legitim, die Kosten für Geschenke nach der Finanzkraft des Schenkenden zu bemessen. In Unternehmen ist übrigens der steuerfreie Wert von Geschenken des Arbeitgebers an Mitarbeitende auf 60 Euro begrenzt. An diese Höchstgrenze müssen Sie ja bei Geschenken unter Kollegen längst nicht heranreichen, zumal sehr schnell der Verpflichtungsreflex einsetzt.

Erinnerungen an ein gemeinsame Erlebnisse

Aber Sie können sich auch von solchen Relationen lösen. Ich erinnere mich an ein etwas vergilbtes Bändchen vom Flohmarkt mit Gedichten von Hanns Dieter Hüsch, das mir eine Freundin geschenkt hat – als Erinnerung an ein gemeinsames Erlebnis. Das ist ein preiswertes Geschenk, aber sicher wertvoller als der opulente Band mit Fotos aus der Toskana, wo weder meine Freundin noch ich je waren.

„Wie geht’s?“

In unserer Kolumne beantworten vier Experten abwechselnd in der Zeitung Ihre Fragen zum stilsicheren Auftreten in allen Lebenslagen. Ingeborg Arians, Protokollchefin der Stadt Köln a.D., weiß, wie man sich bei offiziellen Anlässen richtig verhält. Journalistin Eva Reik kennt sich bestens aus mit Mode und der passenden Kleidung zu jeder Gelegenheit. Vincent Moissonnier, Chef des gleichnamigen Kölner Restaurants, hat die perfekten Tipps zu Tischmanieren ohne Etepetete. Und Anatol Stefanowitsch, Professor für Sprachwissenschaft, sagt, wie wir mit Sorgfalt, aber ohne Krampf kommunizieren. (jf)

Senden Sie uns Ihre Fragen bitte per Mail an:Stilkolumne@dumont.de

Versuchen Sie, sich bei Sachgeschenken an Hobbys oder Vorlieben der Beschenkten zu orientieren. Prüfen Sie sich auch ruhig einmal selbst: An welche Geschenke können Sie sich auch nach einiger Zeit noch gut erinnern? Ich vermute, es werden die Geschenke mit dem persönlichsten Bezug sein, bei denen sie die Verbindung zum Schenkenden vor Augen haben.Nehmen Sie sich am besten vor, für passende Geschenke zu Weihnachten oder zum Geburtstag schon übers Jahr die Augen offenzuhalten. Das mindert den Stress kurz vor dem jeweiligen Anlass. Eine wichtige Rolle spielt dann auch noch die Verpackung Ihres Geschenks. Wenn Sie da kreativ sind, kommt es dem Schenken ungemein zugute. Denn schon das Auspacken an sich setzt positive Emotionen bei den Beschenkten frei.

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Dann vielleicht noch ein kleiner Warnhinweis: Vorsicht beim Weiterschenken! Es ist ja nicht ganz unüblich, nett verpackte Präsente, die einem nicht zusagen, kurzerhand weiterzureichen. Aber wehe, in der Verpackung versteckt sich noch ein persönlicher Gruß!

Im „Einmaleins des guten Tons“, einem Buch aus den 1950er Jahren, habe ich das Gedicht „Vom Schenken“ von Joachim Ringelnatz gefunden, das ich Ihnen zum Schluss mitgeben möchte. Es endet mit den Versen: „Schenke mit Geist ohne List. / Sei eingedenk, / Daß Dein Geschenk / Du selber bist.“

Aufgezeichnet von Joachim Frank